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„Wäre großer Fehler“

Griechenland hat einer Umschuldung mit einem Schuldenschnitt erneut eine Absage erteilt und stemmt sich so gegen die Spekulationen am Finanzmarkt. „Eine Restrukturierung, ein ‚Haircut‘ bei den Schulden, wäre ein großer Fehler für das Land“, sagte Finanzminister Giorgos Papakonstantinou dem staatlichen Fernsehen am Dienstag.

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Börsianer gehen aber nicht davon aus, dass das Land aus eigener Kraft die Schuldenwende schafft. Das Risiko für eine Umschuldung noch vor 2013 sei gestiegen, erklärte etwa die US-Bank J.P. Morgan. Doch Griechenlands Regierung scheut davor zurück, die privaten Gläubiger zur Kasse zu bitten. „Damit sind sehr große Kosten verbunden, und wir würden nicht davon profitieren“, sagte Papakonstantinou.

Das Land wäre für zehn oder 15 Jahre vom Markt abgeschnitten, das Pensionssystem müsste Verluste hinnehmen, es käme zu Schwierigkeiten im Bankensystem und in der Wirtschaft. Die Regierung in Athen rechnet damit, dass sich die griechische Wirtschaft im kommenden Jahr aus einer dreijährigen Rezession löst. Hoffnungsträger seien die Export- und Tourismusbranche, sagte Papakonstantinou.

Hohe Risikoaufschläge

Die Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen signalisieren aber, dass am Markt mit einer raschen Umschuldung gerechnet wird. Für zweijährige Anleihen muss Griechenland 25 Prozent Zinsen zahlen, das ist weit mehr, als sich das Land auf Dauer leisten kann. Auch deutsche Regierungsberater rechnen damit, dass es über kurz oder lang zu einer Umschuldung kommen wird.

Um einem solchen Schritt zuvorzukommen, will Griechenland vielmehr eine längere Rückzahlungsfrist und niedrigere Zinsen für seine milliardenschweren Hilfskredite von EU und IWF aushandeln. Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Michael Meister zeigte sich offen für diesen Vorschlag.

„Die ökonomische Folgen wären dieselben wie bei dem von einigen diskutierten Schuldenschnitt“, sagte Meister. Anders als bei einer Umschuldung würde das aber Griechenland entlasten, ohne neue Irritationen an den Finanzmärkten auszulösen, betonte er. Für eine weitere Hilfe müsse Griechenland aber zusätzliche Reformen anbieten.

Zugeständnisse schon im März

Griechenland hatte erst Ende März von den Euro-Partnern eine längere Laufzeit der EU-Kredite und eine Absenkung der Zinsen zugestanden bekommen - im Gegenzug für ein umfangreiches Privatisierungsprogramm, mit dem der Staat zusätzliche Einnahmen erreichen will.

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