Jubel in Abidjan
In der Metropole Abidjan herrscht Jubelstimmung, nachdem am Montag der ivorische Machthaber Laurent Gbagbo und seine Familie verhaftet wurden. Ein Großteil der Kämpfe sei bereits eingestellt worden, erklärte die UNO. Der TV-Sender vom neuen Präsidenten Alassane Ouattara zeigte Bilder vom erschöpften Gbagbo. Doch auch auf Ouattara kommen harte Zeiten zu.
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Jubelschreie sind in großen Teilen von Abidjan ausgebrochen, als bekanntwurde, dass der jahrelange Machthaber Gbagbo nach dem Sturm auf seinen Regierungssitz verhaftet wurde. Viele Menschen, die sich aus Angst vor den Kämpfen seit Tagen in ihren Wohnungen verbarrikadiert hatten, eilten jubelnd auf die Straße. Aber es gibt auch Stimmen, die vor allzu viel Optimismus warnen. Das Land stehe nach den monatelangen Kämpfen am Rande des Ruins, Millionen Menschen sind auf der Flucht. Nun muss Ouattara erst beweisen, dass er die richtige Wahl war.

Reuters
Das Fernsehen zeigte Bilder vom erschöpften Gbagbo und seiner Frau.
Noch einzelne „Widerstandsnester“
Gbagbo und seine Ehefrau Simone stehen derzeit im Golf-Hotel von Abidjan unter Bewachung von UNO-Polizisten, teilte der Chef der UNO-Friedensmissionen, Alain Le Roy, in New York mit. Das Hotel ist das Hauptquartier von Ouattara, dem international anerkannten Gewinner der Präsidentschaftswahl in der Elfenbeinküste im vergangenen Jahr.
Gbagbo war am Montag von Anhängern Ouattaras festgenommen worden. Zuvor hatte er sich mehrere Tage in einem Bunker in seiner Residenz verschanzt. Nach Angaben Le Roys war der Großteil der Kämpfe zwischen den verfeindeten Lagern am Montag zu Ende, es gebe aber noch einzelne „Widerstandsnester“.
Gbagbo ruft zu Ende der Kämpfe auf
Der Fernsehsender TCI strahlte am Abend eine kurze Ansprache Gbagbos aus. „Lasst uns das Kämpfen beenden, damit das Land schnell zur Normalität zurückkehrt“, sagte er. Während Gbagbo wenige Stunden zuvor in einem ebenfalls bei TCI gesendeten Bericht verschwitzt und verängstigt ausgesehen hatte, wirkte er in seiner Ansprache ruhig und gefasst.
Keine Flucht in „goldenes Exil“
Was nun mit Gbagbo geschehen soll, darüber muss nun Ouattara gemeinsam mit den UNO-Truppen entscheiden. UNO-Botschafter Youssoufou Bamba erklärte vor dem UNO-Sicherheitsrat, dass Gbagbo vor ein Gericht gestellt werden müsse. Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) forderte, dass sich der 65-Jährige nicht in ein „goldenes Exil“ flüchten dürfe, sondern sich vor einem nationalen oder internationalen Gericht wegen Menschenrechtsverletzungen verantworten müsse.
USA sichern Ouattara Unterstützung zu
HRW-Afrika-Experte Daniel Bekele forderte, dass Gbagbo von den Behörden Ouattaras „wie jeder andere“ Häftling behandelt werden müsse. In den monatelangen Kämpfen zwischen den beiden Lagern hätten die Zivilisten „furchtbar gelitten“. US-Außenministerin Hillary Clinton erklärte am Montag Ouattara ihre Unterstützung, mahnte aber, Ouattara müsse Gewalt- und Racheakte unterbinden. Die Verhaftung Gbagbos sei eine Warnung an alle Diktatoren, die nicht auf ihre Macht verzichteten, so Clinton weiter.
Enorme Herausforderung
Die Regierung Ouattaras steht nun vor gewaltigen Herausforderungen. Sie muss die Wirtschaft schnell wieder auf die Beine bringen, die Versorgung der Bevölkerung sichern, den oft traumatisierten Flüchtlingen eine sichere Heimat garantieren. Und sie muss beweisen, dass sie die Hoffnungen erfüllt, die nicht nur die Menschen in der Elfenbeinküste in sie gesetzt haben.
Für den Finanzexperten Ouattara dürften das Bankwesen und der Kakaohandel noch die geringsten Probleme sein. Denn in den vergangenen Wochen gerieten auch seine Truppen zunehmend schwer in die Kritik. HRW erhielt Berichte über vergewaltigende und plündernde Ouattara-Soldaten. Auch Massenmorde sollen sie verübt haben. „Das Risiko von Rachemorden und Vergeltung ist sehr hoch“, warnt Corinne Dufka, Westafrika-Expertin bei HRW.
Konflikt forderte mehr als 1.500 Tote
Ouattara war im November vergangenen Jahres als Sieger aus der Stichwahl um die Präsidentschaft des westafrikanischen Landes hervorgegangen. Gbagbo weigerte sich seitdem, seinen Platz zu räumen. Bei den Gefechten in dem größten Kakaoexportland sind mindestens 1.500 Menschen ums Leben gekommen.
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