Von Bürgerkrieg überschattet
Er war ein Verfolgter, fast ein Märtyrer, den sein Volk schließlich zum Präsidenten gewählt hat. Am Ende war er nur noch eine tragische Figur, die das Land ins Unglück stürzte. Der Präsident der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo (65), hat alle Höhen und Tiefen afrikanischer Politik kennengelernt.
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Der Geschichtsprofessor und Sozialist saß als junger Mann zweimal wegen „subversiver Lehrtätigkeit“ im Gefängnis. Schließlich musste er wegen seiner Überzeugungen für sechs Jahre ins französische Exil.
Exil in den 80er Jahren
Geboren wurde Gbagbo im Mai 1945 als Angehöriger des Bete-Volkes aus dem Westen des Landes, das in den ersten Jahrzehnten der Unabhängigkeit keinen Anteil an der Macht erhielt. Er wurde an einem christlichen Seminar ausgebildet und studierte Geschichte. Bald schon fiel der junge, redegewandte Mann der Staatsmacht unter dem autoritären Gründerpräsidenten Felix Houphouet-Boigny unangenehm auf: Sein Versuch, eine unabhängige politische Partei zu gründen, brachte ihn ins Gefängnis und schließlich, in den 80er Jahren, ins französische Exil.
Als der alternde Alleinherrscher Houphouet-Boigny 1990 ein Mehrparteiensystem einführte und eine Präsidentenwahl ausschrieb, trat Gbagbo als Einziger gegen ihn an. Er bekam 18 Prozent der Stimmen.
Land rutschte ins Chaos ab
Nach einem Wechselbad von Wahlen, Machtkämpfen und einem Militärputsch schlug im Oktober 2000 dann seine Stunde: Gbagbo kandidierte als Chef seiner Partei FPI bei der Wahl gegen den Putschgeneral Robert Guei und gewann. Seine Hauptkonkurrenten Henri Konan Bedie und Alassane Ouattara verdrängte er aus der Politik.
Gbagbo herrschte über ein Land, das während seiner Amtszeit immer tiefer ins Chaos rutschte. Galt die Elfenbeinküste nach der Unabhängigkeit 1960 jahrzehntelang als Musterland, steht sie heute zerrissen da: Seit einem bewaffneten Aufstand 2002 kontrollierten die Rebellen den überwiegend muslimischen Norden, Gbagbos Autorität erstreckte sich nur noch auf den christlichen Süden des einst wohlhabenden Landes. Die Elfenbeinkünste ist der weltweit größte Kakaoexporteur.
Geteiltes Land
Anfang 2003 wurde Gbagbo von der Ex-Kolonialmacht Frankreich, die in der Elfenbeinküste beträchtliche wirtschaftliche und strategische Interessen wahren möchte, zu einem Friedensabkommen und einer Machtteilung mit den Aufständischen gedrängt. Der Präsident willigte ein. Kritiker warfen Gbagbo freilich eine zweischneidige Strategie vor: In offiziellen Verlautbarungen stellte er sich hinter das Friedensabkommen von Marcoussis, in der politischen Realität aber sabotierte er den geplanten Ausgleich.
Während der Staatschef in präsidialer Manier sein Volk zur Ruhe aufrief, marodiert seine ihm ergebene Miliz, die „Jeunes Patriotes“, plündernd durch die Straßen. Erst 2007 wurde der Konflikt formal beendet.
Wahl eigentlich schon 2005 fällig
2005 hätte Gbagbo sich wieder Wahlen stellen müssen. Mit diversen Manövern und Manipulationen gelang es ihm aber, sich bis 2010 im Amt zu halten. Dann verlor er die Wahl gegen seinen alten Widersacher Ouattara. Gbagbo weigerte sich aber trotz wachsender internationaler Isolation abzutreten. Der Autor mehrerer Bücher ließ sich vom Verfassungsgericht, in dem seine Getreuen saßen, zum Wahlsieger erklären. Geholfen hat es schließlich nichts. Nach Wochen militärischer Auseinandersetzungen scheint Gbagbos Schicksal besiegelt.
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