Regierung überlegt radikalen Schritt
Die japanische Regierung denkt über eine Umsiedlung von Menschen aus den vom Tsunami zerstörten Küstengebieten nach. Unter anderem werde die Möglichkeit erwogen, dort Landflächen und Grundstücke aufzukaufen, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag unter Berufung auf Regierungskreise.
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Die Bewohner könnten in höher gelegene Gebiete ziehen, die Wohnviertel an der Küste komplett aufgegeben werden. Allerdings dürfte eine solche Massenumsiedlung auf den Widerstand der Bevölkerung treffen, hieß es. Viele der Menschen seien alt und wollten nicht wegziehen. Zudem wäre ein solches Unterfangen eine erhebliche Belastung für den ohnehin schon hoch verschuldeten Staat, hieß es weiter.
Premier erstmals in Katastrophengebiet
Ministerpräsident Naoto Kan reiste unterdessen drei Wochen nach dem Erdbeben mit anschließendem Tsunami und inzwischen mehr als 11.800 Toten erstmals in das Krisengebiet. Er sagte den Überlebenden der Katastrophe und ihren Helfern volle Unterstützung zu. „Es ist ein etwas langer Kampf, aber die Regierung wird Ihnen bis zum Ende beistehen und ihr Bestes tun, bleiben auch Sie bitte zäh“, sagte Kan vor Feuerwehrmännern in der vom Erdbeben und dem Tsunami schwer verwüsteten Stadt Rikuzentakata in der Präfektur Iwate.
Zuvor sprach Kan in einer Notunterkunft in einer Grundschule Opfern Mut zu und versprach die Hilfe der Regierung. Einer der anwesenden Obdachlosen warf Kan vor, dass er erst jetzt in die Region komme. In einigen Lagern gebe es auch nach drei Wochen noch keine Strom- und Wasserversorgung, wurde ein 45 Jahre alter Fischer bei Kans Besuch zitiert. Der Premier solle sich diesen Problemen widmen.
Kritik an Kurzauftritt
Kritisiert wurde zudem, dass Kan bei seinem ersten Besuch in der Katastrophenregion lediglich einen Ort aufsuchte und obendrein so wenig Zeit mit den Opfern verbrachte - gerade einmal 20 Minuten. Zum Wunsch der Betroffenen nach schneller Errichtung von Behelfshäusern habe er lediglich schwammig gesagt, man werde das „möglichst schnell machen“. Kan habe „sich lediglich die Wünsche angehört, aber uns nichts Konkretes gesagt“, sagten Betroffene laut der Nachrichtenagentur Jiji. Kan besichtigte außerdem die Operationsbasis „J-Village“, einen Sportplatz etwa 20 Kilometer vom AKW Fukushima I entfernt.
Über 27.500 Tote und Vermisste
Mehr als 25.000 japanische und US-Soldaten setzten am Sonntag in der Unglücksregion eine dreitätige Suchaktion nach Leichen fort. Die Soldaten entdeckten an den ersten beiden Tagen der Suche jedoch nur 176 weitere Leichen. Die Gesamtzahl der Toten und Vermissten durch die Katastrophe vor drei Wochen liegt bei mehr als 27.500.
In der Hafenstadt Minamisanriku begannen die Behörden am Sonntag eine Massenevakuierung. 1.100 Menschen, die durch die Tsunamikatastrophe obdachlos wurden, mussten wegen der schwierigen Unterbringungs- und Versorgungslage in andere Städte verlegt werden.
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