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Alle AKWs werden überprüft

Der Energiekonzern TEPCO wird die vier am schwersten beschädigten Reaktoren des Katastrophen-AKW Fukushima I endgültig stilllegen. „Wir haben keine andere Möglichkeit, als sie auszurangieren“, sagte der kommissarische Chef der Betreiberfirma, Tsunehisa Katsumata, am Mittwoch in Tokio.

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Die Reaktorblöcke 1 bis 4 seien durch das Erdbeben vom 11. März so stark beschädigt, dass sie unbrauchbar seien für die Stromerzeugung. Insgesamt gibt es in Fukushima I sechs Reaktoren. Damit bahnt sich aber ein Streit mit der Regierung an. Denn diese will, dass alle sechs Reaktoren im havarierten AKW nicht mehr ans Netz gehen. Das teilte Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur Kyodo mit.

TEPCO will Reaktoren 5 und 6 prüfen

Die Blöcke 5 und 6 sind laut Katsumata noch funktionsfähig. Ob sie später wieder Strom erzeugen könnten, solle geprüft werden. Experten hatten ohnehin erwartet, dass die Blöcke 1 bis 4 nicht mehr reparabel sein dürften. In ihnen gab es mehrere Wasserstoffexplosionen. Es drohen nach wie vor Kernschmelzen. Sie wurden auch mit Meerwasser gekühlt, das die Funktionsfähigkeit der Reaktoren beschädigt. Unklar ist, wie sich TEPCO vorstellt, in dem auf Jahrzehnte verstrahlten Kraftwerk den Betrieb von zwei Reaktoren aufrechtzuerhalten.

TEPCO-Präsident Masataka Shimizu

APA/EPA/TEPCO

Atomkrise überfordert TEPCO-Chef

TEPCO-Chef im Spital

Katsumata hatte erst kurz zuvor die Firmenleitung bei TEPCO übernommen. Denn der bisherige Konzernchef Masataka Shimizu liegt laut Medienberichten im Krankenhaus. Masataka Shimizu habe wegen Bluthochdrucks und Schwindels am Dienstagabend in ein Krankenhaus gebracht werden müssen, berichtete der Fernsehsender NHK am Mittwoch. Der 66-Jährige war bereits am 16. März erkrankt - fünf Tage nach dem verheerenden Erdbeben, durch das Fukushima I havarierte. Er nahm sich eine Auszeit von einer Woche. Shimizu war zuletzt am 13. März bei einer Pressekonferenz öffentlich aufgetreten und zog damit Kritik auf sich.

TEPCO hatte erst am Montag öffentlich erklärt, dass Shimizu, der die jahrelang offenbar fahrlässige Sicherheitspolitik des Energieriesen zu verantworten hat, während der Atomkrise erkrankt sei und sich für einige Tage aus dem gemeinsamen Krisenstab der Regierung und seines Unternehmens zurückgezogen habe. Die Zeitung „Mainichi“ berichtete unter Berufung auf einen Firmenvertreter, der TEPCO-Chef sei so krank gewesen, dass er sich in dem Gebäude des Krisenstabs in einen eigenen Raum zurückgezogen habe und dort „meist im Bett“ geblieben sei.

TEPCO: Lage bessert sich

Laut TEPCO verbesserte sich von Dienstag auf Mittwoch die Lage in allen sechs Reaktoren. Trotzdem seien die Reaktoren 1 bis 4 weiter nicht unter Kontrolle. Arbeiter versuchen seit Wochen, eine Kernschmelze in mehreren Reaktoren zu verhindern. Das Erdbeben vom 11. März und der folgende Tsunami hatten die Kühlfunktionen der Reaktorblöcke zerstört. Stark verstrahltes Wasser, das aus mehreren beschädigten Reaktoren austritt, erschwert die Rettungsarbeiten.

Alle japanischen AKWs werden geprüft

Die Regierung ordnete am Mittwoch unterdessen die dringende Überprüfung aller Atomreaktoren des Landes an, um Katastrophen wie in Fukushima vorzubeugen. Ein Schreiben in diesem Sinn richtete der Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie, Banri Kaieda, an die Chefs der neun regionalen Stromversorger sowie an zwei weitere AKW-Betreiber.

Die derzeit abgeschalteten oder in Bau befindlichen Atomanlagen dürften nicht ohne vorherige Kontrolle in Betrieb gehen, sagte der Minister bei einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. Das stark erdbebengefährdete Japan verfügt über 50 Atomreaktoren, die alle in der Nähe des Meeres liegen.

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