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Von Kotmaschinen und Dschungelidylle

Der Mexikaner Carlos Slim, der Australier David Walsh und der Brasilianer Bernardo Paz sind drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten - und doch gibt es zwei Dinge, die sie verbinden: ihr Vermögen und ihre Liebe zur Kunst. Alle drei gelten als leidenschaftliche Kunstsammler und haben mit gigantischen Museumsprojekten auf sich aufmerksam gemacht.

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Anfang Jänner eröffnete der als exzentrisch bekannte Walsh das Museum of Old and New Art (MONA) in Hobart auf der australischen Insel Tasmanien. Um den Gründer des MONA ranken sich viele Gerüchte, denn über sein Privatleben ist nicht viel bekannt. Der 49-Jährige gilt als notorisch medienscheu und gibt kaum Interviews. Sicher ist nur, dass Walsh mittlerweile zu den reichsten Männern Australiens zählt.

„James-Bond-Bösewicht“ auf Tasmanien

Walsh, so sagen Einwohner Hobarts, sei genau „wie einer der Bösewichte aus den ‚James Bond‘-Filmen“, berichtete die „Welt“. Sein Geld soll er mit Glücksspiel verdient haben, und in der Stadt wird behauptet, er habe das Asperger-Syndrom. Sein Museum überwacht er, wie er in seltenen Interviews erklärte, durch einen Glasfußboden in seinem Wohnzimmer. Das befinde sich nämlich über der unterirdischen Kunstsammlung.

Die Dauerausstellung mit dem Namen „+ x“ besteht ausschließlich aus Werken aus Walshs Privatsammlung und zeigt auf 6.000 Quadratmetern Installationen, Filme, Statuen, Gemälde und Fotos zum Thema Tod („+“) und Sex („x“). Ein Fünftel der Ausstellung wird als nicht jugendfrei eingestuft, was jedoch nicht heißt, dass man seine Kinder bedenkenlos in den Rest der Ausstellung schicken kann, so die „Welt“.

Kotmaschine von Wim Delvoye

Die Palette der ausgestellten Künstler des MONA kann sich sehen lassen, sie reicht von Damien Hirst, Chris Ofili, Jan Fabre bis Anselm Kiefer. Das schon vor der Eröffnung am heißesten diskutierte Ausstellungsstück ist aber zweifellos „Cloaca“ vom belgischen Konzeptkünstler Wim Delvoye. Die Maschine steht in einem eigenen, gut belüfteten Raum des Museums, und das aus gutem Grund: Sie simuliert den menschlichen Verdauungsvorgang und produziert Kot.

Einzigartige Möglichkeiten für Künstler

Für Kunstliebhaber aus Europa mindestens ebenso schwer erreichbar ist das Museum von Paz in Brasilien. Und auch für einen der reichsten Männer Brasiliens spielt Geld keine Rolle, wenn es um sein Steckenpferd, die Moderne Kunst, geht.

Skulptur Yayoi Kusama

Pedro Motta

Auf rund 100 Hektar Land zeigt der brasilianische Millionär Bernardo Paz seine private ständig wachsende Kunstsammlung.

Auf rund 100 Hektar Grund hat sich der Stahlmagnat ein paradiesisches Museum geschaffen, wie 3sat im Magazin „Kulturzeit“ berichtete. Auf dem Grundstück präsentiert er mittlerweile mehr als 500 Künstler, denen er nahezu einzigartige Möglichkeiten bietet: riesige Flächen, viel Geld und Zeit nach freiem Ermessen zur Verwirklichung ihrer Werke.

Projekte, die an anderen Orten unmöglich wären

„Wir fragen uns immer: Was kann man in Inhotim machen, was man an anderen Orten nicht machen kann?“, so einer der Kuratoren, Jochen Volz, gegenüber „Kulturzeit“. „Wie kann man damit umgehen, dass es hier die Möglichkeit gibt, ohne räumliche Limitation zu arbeiten? Wie können wir Künstler einladen, um Projekte zu realisieren, die an anderen Orten unmöglich wären, oder Arbeiten einen Kontext geben, die dann permanent hier bleiben können?“

Paz gelang es mit diesen großzügigen Bedingungen seit dem Start des Projekts im Jahr 2004 das „Who is Who“ der zeitgenössischen Kunst nach Inhotim zu locken. Olafur Eliasson, Doug Aitken und Matthew Barney sind nur einige der Künstler, deren Werke sich die Besucher aus aller Welt in Paz’ Garten im wahrsten Sinne des Wortes erwandern können.

Kunst aus Europa und Mexiko

Und auch der reichste Mann der Welt lässt sich nicht lumpen, wenn es um die Kunst geht. Der Mexikaner Slim schenkte sich und Mexiko-Stadt erst Anfang März ein neues Museum mit mehr als 60.000 Kunstwerken. Die meisten Werke ausländischer Künstler habe er in den Auktionshäusern Christie’s und Sotheby’s ersteigert, sagte Slim kürzlich bei der Vorstellung des neuen Hauses, das er nach seiner Frau Soumaya benannte.

Mexikanischer Tycoon Carlos Slim

Reuters/Henry Romero

Carlos Slim bei der Eröffnung des Museums im März 2011.

Die kurvige Fassade des Gebäudes ist inspiriert von der Arbeit des französischen Bildhauers Auguste Rodin, einem der Lieblingskünstler Slims. Das Museum ist mit rund 17.000 Metallplatten bedeckt, die das Licht einfangen. Im Soumaya-Museum werden Gemälde und Skulpturen vor allem aus Mexiko und Europa auf sechs Stockwerken gezeigt, darunter Werke von Paul Cezanne, Pierre-Auguste Renoir, Henri Matisse, Leonardo da Vinci und Rodin.

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