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Wie eine Flugverbotszone umgesetzt wird

Der UNO-Sicherheitsrat hat am Donnerstag eine Flugverbotszone über Libyen beschlossen, wo die Rebellen gegenüber den Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi mittlerweile in der Defensive sind. Dabei gibt es zahlreiche militärische Aspekte, die zu berücksichtigen sind.

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Luftraumüberwachung: Der libysche Luftraum kann relativ problemlos mit AWACS-Flugzeugen überwacht werden. Das Radar der Beobachtungsflugzeuge kann einen Radius von 360 bis 450 Kilometer überblicken. Trotz der Größe des Landes leben 85 Prozent der Bevölkerung in einem rund 100 Kilometer breiten Küstenstreifen. Es dürfte ausreichen, diesen zu überwachen. Die NATO überwacht bereits seit Anfang der Vorwoche den Luftraum über Libyen rund um die Uhr.

Vorgehen gegen Luftabwehr: Die US-Regierung hat deutlich gemacht, dass eine Flugverbotszone nur durchgesetzt werden kann, wenn vorher die libysche Luftabwehr zerstört wird. Ansonsten wären ausländische Flugzeuge der ständigen Gefahr von Gegenangriffen ausgesetzt. Besonders gefährlich sind die Luftabwehrraketen vom Typ SA-8 für eine Höhe bis 5.000 Meter und SA-2 und SA-6 für Höhen zwischen 7.500 und 8.000 Metern, von denen Libyen Dutzende besitzt.

Einsatz gegen Kampfflugzeuge: Nach der Einschätzung von Beobachtern sind für den Einsatz gegen libysche Kampfflugzeuge zahlreiche ausländische Flugzeuge notwendig. Sollten libysche Kampfflugzeuge binnen fünf Minuten nach ihrem Start abgefangen werden, müssten rund hundert Maschinen im Einsatz sein, wird die Zeit auf zehn Minuten ausgeweitet, wären einige Dutzend erforderlich. Laut Globalsecurity.org soll Al-Gaddafis Luftwaffe aus rund 300 Kampfflugzeugen bestehen, von denen aber nur etwa die Hälfte einsatzbereit sei.

Stützpunkte: Kampfflugzeuge, die ein Flugverbot durchsetzen, brauchen Stützpunkte an Land bzw. in Form von Flugzeugträgern. Nach Angaben der Zeitung „Le Figaro“ könnten französische Militärjets vom Stützpunkt Solenzara auf Korsika aus Libyen anfliegen. Als Landstützpunkt drängt sich auch das gegenüber von Libyen gelegene Italien auf. Derzeit hält sich kein Flugzeugträger an der libyschen Küste auf, allerdings liegt der französische Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ im französischen Mittelmeer-Hafen Toulon.

Der ursprünglich im Roten Meer kreuzende Flugzeugträger „USS Enterprise“ ist nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums mittlerweile ins Arabische Meer verlegt worden, um im Afghanistan-Einsatz behilflich zu sein.

Irak 1991: Eine Flugverbotszone dient in erster Linie dem Schutz einer in Bedrängnis geratenen Partei in einem Krieg oder Bürgerkrieg. Erstmals wurde dieses Mittel 1991 im Irak eingesetzt - damals wurde eine vorangegangene UNO-Resolution, in der ein besserer Schutz für die kurdische Bevölkerung im Nordirak und für die Schiiten im Süden gefordert wurde, entsprechend ausgelegt und anschließend mit Kampfflugzeugen der USA und Großbritanniens umgesetzt.

Bosnien-Herzegowina 1993: Die erste ausdrücklich ausgerufene Flugverbotszone gab es in Bosnien-Herzegowina. Sie wurde vom UNO-Sicherheitsrat in der Resolution 781 festgelegt. Aus der ursprünglichen Luftüberwachung vom Herbst 1992 wurde durch weitere Resolutionen im Sommer 1993 die Flugverbotszone, in der allerdings NATO-Flugzeuge Einsätze zur Unterstützung der UNO-Friedenstruppen fliegen durften.

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