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„Keine Angst vor UNO-Resolution“

Die libysche Führung gibt sich nach der Billigung möglicher Militärschläge gegen Libyen durch den UNO-Sicherheitsrat selbstsicher. Das Land habe keine Angst, sagte der Sohn des Machthabers Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam. Auch die seit Tagen laufende Offensive gegen die Rebellenhochburgen im Osten des Landes wurde am Freitag fortgesetzt.

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Weitere heftige Gefechte wurden auch rund um die nahe Tripolis gelegene Stadt Misrata gemeldet. Laut dem arabischen Sender al-Arabija wird die Stadt von Al-Gaddafis Truppen mit schweren Waffen beschossen. Die eingekesselte Stadt werde seit Stunden heftig beschossen, die Zahl der Opfer steige ständig, sagte ein Sprecher des Revolutionskomitees in der Stadt am Vormittag dem arabischen Nachrichtensender al-Jazeera.

Libyen-Karte

Graphi-Ogre/ORF.at (Montage)

Bewohner als „menschliche Schutzschilde“?

Rund 25 Panzer seien an den Angriffen beteiligt. Es sei zu befürchten, dass die Regimetruppen die seit Tagen belagerte Stadt nun schnell einnehmen wollten, um die Bevölkerung dort als „menschlichen Schutzschild“ gegen mögliche Militärschläge der internationalen Gemeinschaft zu missbrauchen. Misrata, 210 Kilometer östlich von Tripolis, ist mit rund 400.000  Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes.

„Anti-Terror-Kräfte“ Richtung Bengasi unterwegs

„Anti-Terror-Kräfte“ seien zudem auf dem Weg in die Hochburg der Rebellen, Bengasi, um die Kontrolle dort zu übernehmen, sagte Saif al-Islam gegenüber al-Jazeera. Die „Hauptstadt“ der Rebellen ist seit dem Vortag Ziel der Regierungstruppen. In der Nacht auf Freitag soll es in der Stadt mehrere schwere Explosionen gegeben haben. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten, waren anschließend Flugabwehrgeschoße zu hören.

Unklare Lage

Gesicherte Berichte über die Kämpfe gibt es kaum. Die Angaben von Rebellen und dem Regime widersprechen einander häufig und können kaum überprüft werden.

Al-Gaddafi hatte in einer vom Fernsehen gesendeten Audiobotschaft einen Angriff auf Bengasi angekündigt. Nachdem die Luftwaffe bereits am Donnerstag den internationalen Flughafen von Bengasi bombardiert hatte, drohte Al-Gaddafi zudem mit einem Blutbad in der Rebellenhochburg. Für diejenigen Rebellen, die dann noch nicht ihre Waffen abgegeben hätten, werde es harte Strafen und „keine Gnade“ geben. Unbewaffnete Einwohner hätten nichts zu befürchten, aber es werde jedes Haus durchsucht.

Der Vorsitzende des Nationalrats der Rebellen, Mustafa Abdel Dschalil, zeigte sich kampfbereit und wies die Drohungen zurück. Laut Abdel Dschalil sind Adschdabija und alle Städte östlich davon fest in Rebellenhand. Bereits zuvor hatte der Sprecher der Regierungsgegner, Mustafa Gheriani, gesagt, dass Bengasi „bis an die Zähne bewaffnet“ sei. Die Rebellen setzen gegen die Regierungstruppen laut Agenturberichten auch Kampfflugzeuge, Helikopter und Panzer ein.

Kämpfe um Adschdabija

Auch die strategisch wichtige Stadt Adschdabija 160 Kilometer südlich von Bengasi wurde am Donnerstag immer noch von den Aufständischen gehalten. Das libysche Staatsfernsehen hatte Bilder von der angeblichen Einnahme der Stadt durch die Regimetruppen gezeigt. In der seit Tagen anhaltenden Offensive Al-Gaddafis konnten die Regimetruppen offenbar Ölanlagen und eine Reihe von Küstenstädten zurückerobern. Von den Rebellen gehalten werde allerdings noch die schwer umkämpfte Ölstadt Brega.

„Entscheidende Schlacht“

Bereits am Mittwoch hatte Al-Gaddafi die „entscheidende Schlacht“ zur Wiederherstellung seiner Macht in ganz Libyen angekündigt. In der vom Staatsfernsehen übertragenen Kampfansage rief er dazu auf, das Land nicht „einer Handvoll Verrückter“ zu überlassen.

Rotes Kreuz verließ Bengasi

Angesichts der immer unsicher werdenden Lage im Osten zog das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) seine Mitarbeiter aus Bengasi ab. Sie seien in die weiter östlich gelegene Stadt Tobruk gebracht worden, teilte die Hilfsorganisation am Mittwoch in Genf mit. Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zog ihre Mitarbeiter aus der Hafenstadt ab.

Die EU-Kommission warnte angesichts der jüngsten Entwicklungen vor einer „massiven Flucht“ von Menschen aus dem Land. „Wir beten für das Beste, aber wir müssen auf das Schlimmste vorbereitet sein“, sagte die für humanitäre Hilfe zuständige Kommissarin Kristalina Georgijewa. Demnach fliehen immer mehr einheimische Familien, Frauen, Kinder und Alte aus dem Land.

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