„Temporärer Rückgang“ erwartet
Der österreichische Mineralölkonzern OMV erwartet aufgrund der aktuellen politischen Unruhen in Libyen einen temporären Rückgang der Produktion. Auch ein kompletter Ausfall könne „nicht ausgeschlossen werden“, teilte das börsennotierte Unternehmen in einer Ad-Hoc-Aussendung am Dienstagabend mit.
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Derzeit würden die konkreten Auswirkungen evaluiert. Der Personalstand der OMV in Libyen sei bereits auf das Notwendigste reduziert worden.
Libyen hat 2010 mit rund 33.000 Barrel pro Tag zehn Prozent zur Gesamtproduktion des OMV-Konzerns beigetragen. Für Österreich war Libyen zuletzt nach Kasachstan der zweitwichtigste Öllieferant, mit immerhin einem Fünftel der gesamten Rohölimporte. Die unüberschaubare Lage in Libyen trieb den Ölpreis am Dienstag weiter in die Höhe. Im US-Handel sprang der April-Future für die Sorte West Texas Intermediate um über sechs Prozent in die Höhe und notierte auf dem höchsten Niveau seit 2008.
Angst vor Engpass unbegründet
Angst vor einem Versorgungsengpass in Österreich wegen der Revolution gegen den Revolutionsführer in Libyen ist dennoch nicht angebracht: Anders als bei Erdgas, dessen Transport großteils an bestimmte Pipelines gebunden ist - weswegen die zentral- und südosteuropäischen Länder den russisch-ukrainischen Gasstreit auch schmerzhaft zu spüren bekamen -, kann der Ausfall einzelner Öllieferländer vergleichsweise leicht durch andere Bezugsquellen ersetzt werden.
In den ersten elf Monaten 2010 bezog Österreich von Libyen laut Statistik Austria 1,18 Mio. Tonnen Rohöl, das war rund ein Fünftel aller Ölimporte. 2009 betrug der Anteil Libyens an den österreichischen Einfuhren mit 1,11 Mio. Tonnen rund 15 Prozent. Mit Abstand wichtigster Lieferant war 2009 Kasachstan (2,78 Mio. Tonnen), an zweiter Stelle kam der Irak (1,22 Mio. Tonnen), damals an dritter Stelle Libyen.
Erdöl aus 17 Ländern
Insgesamt beliefen sich Österreichs Rohölimporte 2009 auf etwa 7,4 Mio. Tonnen, die von 17 Ländern bezogen wurden, und zwar fast zur Gänze vom Ölhafen Triest über die Transalpine-Ölpipeline (TAL) und ab Kärnten über die Adria-Wien-Pipeline (AWP) bis zur Raffinerie Schwechat, wie aus dem „Mineralölbericht 2009“ des Fachverbandes der Mineralölindustrie hervorgeht. In Österreich selbst wurden 0,9 Mio. Tonnen Öl gefördert.
Keine Rolle in Erdgasversorgung
Neben Rohöl importiert Österreich jedes Jahr auch 6 bis 6,5 Mio. Tonnen an fertigem Benzin, Diesel und Heizöl vor allem aus Deutschland, Italien und der Slowakei.
An Erdgas importierte Österreich 2009 rund 9,46 Mrd. Kubikmeter. Davon stammten 5,34 Mrd. Kubikmeter aus Russland und anderen GUS-Staaten sowie 1,32 Mrd. Kubikmeter aus Norwegen. In Österreich selbst wurden 1,58 Mrd. Kubikmeter gefördert, 1,9 Mrd. wurden exportiert. Libyen spielt bei Österreichs Erdgasversorgung also keine Rolle.
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