Themenüberblick

Offizielle Reisewarnung

Die Sicherheitslage in Libyen hat sich laut Außenministerium insgesamt verschlechtert. Telefon- und Internetverbindungen seien „praktisch kaum mehr dauerhaft verwendbar“, sagte Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal am Dienstagabend gegenüber der APA. Er konnte keine Angaben machen, wie viele Österreicher sich bis dahin noch in Libyen aufhielten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Schon Dienstagvormittag war eine größere AUA-Maschine von Wien nach Tripolis geflogen, um den im Land verbliebenen Österreichern die Ausreise zu ermöglichen. 109 Passagiere - zahlreiche Österreicher und andere EU-Bürger - landeten am Abend in Wien-Schwechat und berichteten von chaotischen Szenen auf dem libyschen Flughafen.

Eine Bundesheer-Transportmaschine vom Typ Hercules C-130 könne im Bedarfsfall „kurzfristig abfliegen“. Sie blieb vorerst in Valletta (Malta) auf Stand-by stationiert. Aktuell werde versucht zu eruieren, ob sich noch Österreicher auf dem Flughafen in Tripolis aufhielten und ob Bedarf nach einem weiteren Flug bestünde.

Kooperation bei Evakuierungsmaßnahmen

Das Außenamt hält nach eigenen Angaben auch Kontakt zu anderen Ländern, die Schiffsevakuierungen durchführen. Hier werde geprüft, in welchen Häfen die Sicherheitslage eine Evakuierung zulasse. Großbritannien hatte am Dienstag ein Kriegsschiff in Richtung libysche Küste geschickt. Auch Frankreich, Deutschland, Italien und andere europäische Länder entsendeten Flugzeuge bzw. Schiffe in Richtung Libyen. China kündigte eine großangelegte Evakuierungsaktion an.

Montagabend hatte das Bundesheer eine erste Gruppe von EU-Bürgern aus Tripolis ausfliegen können, wie das Verteidigungsministerium bestätigte. An Bord befanden sich demnach 62 Personen, darunter Österreicher, aber auch Deutsche, Franzosen und Niederländer seien an Bord.

„Auf Hochtouren“

Die Maschine hätte bereits am frühen Montagabend abheben sollen. Der Abflug verzögerte sich aber, da sich zu dem Zeitpunkt nur ein „Bruchteil“ der Passagiere am Flughafen eingefunden hatte. Die Hercules-Maschine musste daher stundenlang auf Fluggäste warten. Zwischenzeitig gab es sogar Berichte über eine Sperre des Luftraums.

Die Bemühungen um eine Ausreise der in Libyen Verbliebenen liefen jedenfalls „auf Hochtouren“, so Launsky-Tieffenthal, am Dienstag. Österreich bemüht sich gemeinsam mit anderen EU-Staaten sowie mit in Libyen tätigen österreichischen Firmen um das Ausfliegen der Österreicher. Am Dienstag flog ein weiteres Unterstützungsteam mit Beamten des Innen-, Außen- und Verteidigungsministeriums nach Tripolis, um der Botschaft behilflich zu sein.

Kommunikation immer schwieriger

Die österreichische Botschaft ist nach Angaben von Launsky-Tieffenthal mit allen Österreichern in Kontakt, auch wenn sich die Kommunikation sehr schwierig gestalte. Internetverbindungen sind ausgefallen und das Telefonnetz immer wieder unterbrochen. Vom Außenministerium gibt es seit Montag eine offizielle Reisewarnung.

Demnach wird nicht nur vor Reisen nach Libyen gewarnt, sondern auch allen österreichischen Staatsbürger in Libyen geraten, das Land zu verlassen. Laut Außenministerium haben sich alle EU-Länder, die über das Instrument einer Reisewarnung verfügen, auf diesen Schritt geeinigt. Zu den Ländern gehören etwa Italien und Deutschland, wie Launsky-Tieffenthal präzisierte.

„Höchste Alarmstufe“

Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) bezeichnete die Lage in Libyen als „unabsehbar“. Wegen Berichten aus der österreichischen Botschaft in Tripolis herrsche „höchste Alarmstufe“, die Sorge um die Österreicher sei jetzt das Wichtigste. Die österreichische Botschaft in Tripolis rät „aktiv, allen österreichischen Staatsbürgern auszureisen“.

Alle Österreicher, die sich derzeit in dem nordafrikanischen Land aufhalten und zu denen die diplomatische Vertretung Kontakt hält, würden „inzwischen wohl ausreisen wollen“, wie Botschafterin Dorothea Auer im Telefongespräch mit der APA betonte.

Reisewarnungen verschärft

Alle Ausreisewilligen sollten sich zum Flughafen in Tripolis begeben oder zumindest zu einem „Sammelpunkt in der Nähe des Flughafens“, sagte Auer. Derzeit versuche man, die Österreicher dorthin zu lotsen. Doch die Kommunikation sei „extrem schwierig und mühsam“.

Auch die USA verschärften ihre Reisehinweise für das nordafrikanische Land. Familienmitglieder von Botschaftsbeschäftigten und nicht unbedingt notwendige Mitarbeiter der diplomatischen Vertretung seien angewiesen worden, unverzüglich auszureisen, teilte das US-Außenministerium am Montag mit. Von Besuchen des Landes wurde abgeraten. Wer in Libyen unterwegs sein muss, solle „extreme Vorsicht“ walten lassen. In den nächsten Tagen seien „spontane Demonstrationen, Gewalt und Plünderungen möglich“, hieß es in der Mitteilung.

Links: