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Stalin wollte „Überlegenheit“ zeigen

Rund 180 Stationen, knapp 300 Kilometer Strecke und zwölf Linien umfasst das U-Bahn-Netz der Moskauer Metro. Sie gilt als die schönste der Welt und zählt zu den wichtigsten Verkehrsmitteln in der russischen Metropole. Heuer feiert die 1935 eröffnete Metro das 75-Jahr-Jubiläum.

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Ideen gab es schon Ende des 19. Jahrhunderts. Das Projekt wurde zunächst aber aus Kostengründen abgelehnt. Widerstand kam auch aus der russisch-orthodoxen Kirche, die sich gegen den Aushub heiliger Erde unter Kirchen und Kathedralen wehrte.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Oktoberrevolution wurden die Pläne wieder aufgenommen. Vorangetrieben wurde das Projekt U-Bahn vor allem unter Sowjetdiktator Josef Stalin. Er wollte damit die „Überlegenheit des Sozialismus“ demonstrieren. Zeitweise waren mehr als 70.000 Arbeiter unter schlechten Bedingungen und mit niedriger Bezahlung beim Bau im Einsatz. Einige starben dabei.

Gerüchte über „Stalin-Linie“

Am Prunk früherer Zarenpaläste orientierten sich Künstler bei der Gestaltung der Stationen. Mit Kronleuchtern, Marmorsäulen, Statuen und Hammer-und-Sichel-Mosaiken werden einige Stationen auch als „unterirdische Paläste“ bezeichnet. Benannt wurden sie nach Revolutionsführer Lenin und bekannten Revolutionären sowie nach Volksdichtern wie Puschkin und „Heldenstädten“ wie dem früheren Stalingrad.

Seit ihrem Bau ranken sich Legenden um die U-Bahn, die Geschichten finden sich in Science-Fiction-Romanen, Thrillern und Computerspielen wieder. So taucht immer wieder das Gerücht über eine geheime „Stalin-Linie“ auf, die dem Herrscher im Notfall zur Verfügung stehen sollte. Eine Metrolinie oder einen Tunnel vom Kreml gebe es aber nicht, widerspricht der Historiker Sergej Dewjatow diesen Spekulationen.

Anschläge in U-Bahn

Im Zweiten Weltkrieg diente die Metro als Schutzbunker vor Bombenangriffen. Immer wieder kam es zu Terroranschlägen. Zuletzt starben 40 Passagiere durch Selbstmordattentäterinnen. Zwei junge Frauen zündeten an zwei belebten Stationen ihre Sprengstoffgürtel, um auf die Zustände in ihrer Heimat Nordkaukasus aufmerksam zu machen, wo Kreml-treue Einheiten gegen islamistische Rebellen kämpfen.

Herstellerfirma vor Privatisierung

Im Zuge einer Privatisierungsoffensive will Russland nun Mosmetrostroj, die Herstellerfirma der Moskauer U-Bahn, versteigern. Der Startpreis liegt laut Privatisierungsbehörde bei 2,2 Mrd. Rubel (51,7 Mio. Euro). Der Bürgermeister Moskaus, Sergej Sobjanin, forderte zudem mehr standardisierte und billigere Stationen, um den Ausbau der U-Bahn zu beschleunigen.

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