Bombe sollte über USA explodieren
Britische Experten haben den Zeitzünder einer der Ende Oktober gefundenen Paketbomben offenbar nur durch Zufall noch rechtzeitig entschärft. Das geht aus der Erklärung der genauen Abläufe hervor, die Scotland Yard am Mittwoch vorstellte.
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Das Entschärfungsteam habe den Mechanismus zertrennt, als es den präparierten Drucker in einem Frachtflugzeug zum ersten Mal untersucht habe. Die Experten entfernten dabei die Druckerkartusche - dass es sich um eine Bombe handelte, war zu diesem Zeitpunkt laut Polizei allerdings noch nicht bekannt. Erst bei einem neuerlichen Durchgang stellte sich dann heraus, dass der Drucker mit Sprengstoff gefüllt und potenziell tödlich war.

AP/CBS News
Die von den Experten entfernte Druckerkartusche
Der Mechanismus sei den Angaben zufolge um 8.40 Uhr (MESZ) durchtrennt worden. Hätten die Spezialisten nicht die Kartusche entfernt, wäre der Sprengsatz um 11.30 Uhr und somit noch vor der zweiten Suche hochgegangen. Das UPS-Frachtflugzeug landete in der Nacht zum 29. Oktober um 3.13 Uhr MESZ auf dem Flughafen in East Midlands und wurde nach einer Terrorwarnung mehrmals untersucht.
„Aktivierung über der Ostküste“
Nach jüngsten Erkenntnissen der Polizei zufolge hätte zumindest eine der aus dem Jemen stammenden Paketbomben noch während des Fluges über den USA explodieren sollen. Der Zünder sei demnach so eingestellt gewesen, dass der Sprengsatz sieben Stunden nach dem Start explodiert wäre. „Wenn die Bombe nicht von dem Flugzeug entfernt worden wäre, hätte die Aktivierung über der Ostküste der USA erfolgen können“, erklärte die britische Polizei.
Vor knapp einer Woche hatte der französische Innenminister Brice Hortefeux gesagt, eines der beiden Pakete sei nur 17 Minuten vor seiner geplanten Explosion entschärft worden. Aus seinem Umfeld hieß es, er habe sich dabei auf das in Großbritannien entdeckte Paket bezogen. Dagegen hatten der britische Verkehrsminister Philip Hammond und das Weiße Haus diese Information nicht bestätigen wollen.
Mit PETN gefüllte Druckerpatronen
Ende Oktober waren in zwei Frachtflugzeugen Sprengstoffpakete entdeckt worden, die vom Jemen aus abgeschickt worden waren. Die Sendungen waren an jüdische Einrichtungen in den USA adressiert. Das in East Midlands beschlagnahmte Paket war zuvor auf dem Flughafen Köln/Bonn umgeladen worden.
Wie der „Spiegel“ am Donnerstag in seiner Onlineausgabe berichtet, lief das Paket „faktisch völlig kontrollfrei durch Deutschland“. Grund dafür sei eine bisher unbekannte Sicherheitspanne auf dem Flughafen Köln/Bonn, die eine gründliche Kontrolle des Pakets verhindert hat. Demnach soll UPS die Frachtpapiere für die explosive Sendung mehr als zwölf Stunden zu spät an den deutschen Zoll gesandt haben. Als dann die Beamten „das Absenderland Jemen und die Fracht, ein per Luftpost versandter gebrauchter Drucker“, stutzig machte, sei das Paket bereits Richtung Großbritannien unterwegs gewesen.
Das zweite Paket wurde in Dubai entdeckt. Die Pakete enthielten Druckerpatronen, in denen der Sprengstoff PETN versteckt war.
Debatte über Luftfracht
Zu den versuchten Anschlägen bekannte sich die Terrororganisation Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP). Wegen dieser Pakete und wegen einer griechischen Paketbombenserie herrscht derzeit weltweit erhöhte Wachsamkeit, besonders im Luftfrachtbereich. Dazu trug auch eine Briefbombenserie bei, die laut Ermittlern von griechischen Anarchisten an Botschaften in Athen und öffentliche Einrichtungen in Deutschland und Italien gesandt wurden.
Anfang der Woche setzten die EU-Innenminister in Brüssel eine hochrangige Arbeitsgruppe ein, die bis zum 2. Dezember konkrete Vorschläge für eine Verschärfung von Luftfrachtkontrollen erarbeiten soll.
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