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20 Minuten Unterschied

Frauen brauchen mehr Schlaf als Männer. Zu diesem Ergebnis kommt Jim Horne, Chef des Schlafforschungszentrums der Universität Loughborough im britischen Leicestershire. Und zwar deshalb, weil sie ihr Gehirn tagsüber mehr beanspruchen.

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„Schlaf dient dem Gehirn vor allem dazu, sich zu regenerieren“, so der Wissenschaftler. Je mehr man das Gehirn am Tag beanspruche, desto mehr müsse es sich auch erholen - das heißt, man braucht mehr Schlaf, erläutert Horne.

Multitasking fordert Gehirn

Frauen würden eher zum Multitasking neigen, also flexibel gleichzeitig mehrere Dinge erledigen. Zu diesem Schluss kamen in den vergangenen Jahren immer wieder verschiedene Studien. Damit würden sie ihr Gehirn mehr beanspruchen als Männer und deshalb einfach mehr Schlaf benötigen, so der Schlafforscher. Zu einem ähnlichen Ergebnis waren im Vorjahr auch niederländische Wissenschaftler gekommen.

Genauso würden Männer, die einen anspruchsvollen Job haben, der ihnen viele Entscheidungen und Querdenken abverlangt, mehr Schlaf brauchen als der durchschnittliche Mann.

Das Gehirn von Frauen sei anders „gestrickt“ und komplexer, sagte Horne. Durchschnittlich würden Frauen damit 20 Minuten mehr Schlaf benötigen als Männer. Prinzipiell sei das Schlafbedürfnis allerdings eine sehr individuelle Sache, so Horne. Bei Erwachsenen seien das sechs bis acht Stunden.

Langsamere Hirnalterung

Für den Wissenschaftler ist der unterschiedliche Schlafbedarf auch eine mögliche Erklärung, warum Gehirne von Männern schneller altern als die von Frauen. Der Zustand des Gehirns einer 75-jährigen Frau entspreche typischerweise dem eines 70-jährigen Mannes. Das könnte eben daher rühren, dass Frauen ihrem erhöhten Schlafbedürfnis auch nachgeben und sich ihr Gehirn besser erholen kann.

Allerdings ist es für Frauen schwierig, den benötigten Schlaf auch wirklich zu bekommen - das zeigen mehrere Studien. So sei der Schlaf von Frauen weniger tief und könne daher leichter gestört werden, heißt es von der American Academy of Sleep Medicine. Frauen seien auch im Schlaf hellhöriger auf Geräusche ihrer Kindern, sagt Horne. Zudem würden etwa schwangere Frauen häufig durch Gewicht und Bewegungen ihres Kindes geweckt, auch in der Menopause komme es immer wieder zu Schlafstörungen.

Männer schlafen besser

Wenn sich zwei Menschen ein Bett teilen, störe der Schwerere, also meist der Mann, auch eher den Schlaf des Leichteren. Zu ähnlichen Schlüssen kamen 2007 Forscher an der Uni Wien: Frauen schlafen ohne ihren Partner weitaus besser, bei Männern ist es genau umgekehrt.

Laut einer Studie der britischen Universität Surrey wiederum schlafen Frauen, verglichen mit Männern, länger nicht mehr ein, wenn sie in der Nacht aufwachen. In der Umfrage zur Studie gaben mit 18 zu acht Prozent auch deutlich mehr Frauen als Männer an, in einer Woche mindestens fünf Nächte lang schlecht geschlafen zu haben.

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