Jeder Zweite fühlt sich unwohl
Nahezu jeder zweite Arbeitnehmer fühlt sich laut Arbeitsgesundheitsmonitor der Arbeiterkammer (AK), der heuer in Linz vorgestellt wurde, psychisch belastet. Die AK fordert Gegenmaßnahmen.
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Hingegen verwies die Wirtschaftskammer Oberösterreich unter Berufung auf den ebenfalls von der AK erstellten Arbeitsklima-Index auf eine trotz Wirtschaftskrise gestiegene Zufriedenheit in den Betrieben. Für die AK Oberösterreich führt der ständig steigende Leistungsdruck und die aktuelle Wirtschaftskrise auch zu einer starken psychischen Belastung der Beschäftigten.
Ihr Präsident Johann Kalliauer berichtete in den Unterlagen zur Pressekonferenz, 48 Prozent der Arbeitnehmer hätten angeben, dass mindestens zwei psychische Belastungsfaktoren auf sie zutreffen würden. Bei 32 Prozent seien es sogar drei oder mehr Faktoren. 64 Prozent fühlten sich überlastet, 48 Prozent psychisch erschöpft. 39 Prozent seien unfähig, vom Job abzuschalten.
Krankenstände wegen psychischer Belastung
Diese Entwicklung untergrabe die Gesundheit von Hunderttausenden, die Folgen seien viel Leid und hohe Kosten, warnte Kalliauer und forderte unter anderem eine menschengerechte Gestaltung der Arbeitsprozesse, verstärkten Kündigungsschutz, die Evaluierung psychischer Belastungen auf dem Arbeitsplatz sowie eine Erhöhung der arbeitsmedizinischen Einsatzzeiten.
Der Obmann der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse (OÖGKK), Felix Hinterwirth, ergänzte, die von psychischen Erkrankungen verursachten Krankenstandstage seien zwischen 2003 und 2008 von 1,5 auf 2,2 Millionen gestiegen. Bei den Angestellten seien psychische Krankheiten die häufigste Pensionsursache. Die OÖGKK setze unter anderem auf Prävention in den Betrieben und versuche das Gesundheitssystem noch besser auf den Bedarf der Betroffenen auszurichten.
WK: Zufriedenheit erhöht
Demgegenüber erklärte der Präsident der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Rudolf Trauner, die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrem Arbeitgeber beziehungsweise ihrem Arbeitsplatz habe sich trotz Wirtschaftskrise sogar erhöht. Der Arbeitsklima-Index sei Ende 2009 mit einem Wert von 110 um einen Punkt über dem zu Jahresbeginn 2009 erhobenen Wert gelegen. Die Betriebe hätten gerade in der Krise hohes Verantwortungsbewusstsein bewiesen und versucht, Kündigungen - wo immer nur möglich - zu vermeiden.
In Oberösterreich hätten 2009 die durchschnittlich 13,4 Krankenstandtage pro Erwerbstätigem nicht zugenommen. Vielmehr dürften die Auftragsrückgänge dazu geführt haben, dass die individuelle Arbeitsbelastung - vor allem gegenüber dem Rekordjahr 2008 - in vielen Bereichen eher gesunken sei, vermutet Trauner.
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