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Ungewohnte Töne von Ahmadinedschad

Ungewöhnlich zurückhaltend ist der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Dienstag vor den Vereinten Nationen (UNO) aufgetreten. Auf dem Armutsgipfel in New York pries der umstrittene Politiker den Frieden und verzichtete auf die üblichen Angriffe auf die USA, Israel und die westliche Welt.

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„Lasst uns die Hände reichen und das dritte Jahrtausend zu einem machen, in dem all die guten Taten und das Schöne die Oberhand gewinnen und die Gerechtigkeit obsiegt.“

Allerdings griff Ahmadinedschad nach der von der iranischen Vertretung verteilten Übersetzung der Rede „den ungezügelten Kapitalismus“ an. „Der fordernde liberale Kapitalismus und die internationalen Unternehmen haben die Leiden unzähliger Frauen, Männer und Kinder in so vielen Ländern verursacht.“

Protest vor UNO-Gebäude

Vor dem UNO-Gebäude demonstrierten etwa 100 Exiliraner gegen Ahmadinedschad. Die meisten leben in den USA, einige waren aber auch aus Deutschland angereist. „Mahmud Ahmadinedschad ist nicht unser Präsident“, sagte der in Deutschland lebende Javad Dabiran. „Wir bedauern, dass dieser Antisemit und Unterdrücker seines eigenen Volkes auch noch solch eine Bühne bekommt. Aber er repräsentiert nicht unser Volk.“

Stumme Kopfhörer

Ahmadinedschads war nicht simultan übersetzt worden. Seine Rede vor den 192 UNO-Staaten wurde, völlig ungewöhnlich im UNO-Alltag, nicht vom Persischen in die UNO-Sprachen übertragen. Stattdessen machte die Übersetzerin zweimal darauf aufmerksam, dass sie nur ein vorbereitetes Manuskript auf Englisch verlese. Die meiste Zeit blieben deshalb die Kopfhörer der mehr als 500 Zuhörer, unter ihnen Dutzende Staats- und Regierungschefs, stumm. Die UNO rechtfertigte die Vorgangsweise im Anschluss mit „technischen Problemen“.

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