„Sensibelstes EU-Organ“
Mit dem Ausbau eines eigenen Auswärtigen Dienstes (EAD) will die EU künftig in der Außenpolitik Gewicht gewinnen. Eine verstärkte Rolle soll dann auch der nachrichtendienstlichen Tätigkeit der EU zufallen, weswegen derzeit gleich mehrere Spitzenjobs für Europas „Geheimdienst“ Joint Situation Centre (SitCen) besetzt werden sollen.
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Laut dem Onlinedienst EU-Observer zirkulierten in EU-Institutionen und den Außenministerien der Mitgliedsstaaten in den vergangenen Wochen entsprechende Jobannoncen für die Chefetage des „sensibelsten Organs der EU“. Dem Bericht zufolge wurde mit Verweis auf ein offizielles Dokument nun das Anforderungsprofil bekannt, das von den neuen Chefgeheimdienstlern der EU erwartet wird.
„Fit und stressresistent“
Mögliche Kandidaten sollten demnach vor allem „fit und stressresistent“ sein. Mitgebracht werden sollte zudem die Bereitschaft zum Reisen, wobei als Ziele „potenzielle Krisen- und Konfliktregionen“ genannt wurden und man es somit auch mit „harschen Arbeitsbedingungen“ zu tun haben könnte.
Als weitere Vorgaben wurden ein diplomatischer bzw. nachrichtendienstlicher Hintergrund und „die Erfahrung im Sammeln und Auswerten von Informationen“ genannt. Der „ideale Kandidat“ für einen auf Asien fokussierten Geheimdienstoffiziersposten sollte zudem Urdu, Persisch, Russisch und Mandarin sprechen. Notwendig seien diese Sprachkenntnisse etwa für „themenbezogene Internetrecherchen“.
Rittern um Direktorenposten
Insgesamt gilt es laut EU-Observer, drei neue im SitCen-Direktorium angesiedelte Führungsjobs zu besetzen. Trotz abgelaufener Bewerbungsfrist ist derzeit zudem noch offen, wer das „EU-Lage- und Analysezentrum“ künftig leiten wird. Zuletzt berichtete der EU-Observer von acht möglichen Kandidaten. Neben dem Franzosen Patrice Bergamini wurde auch der Chef des österreichischen Bundesamts für Verfassungsschutz, Peter Gridling, als möglicher Kandidat genannt. Interesse an dem mit 15.000 Euro monatlich dotierten Job sei zudem aus Großbritannien, Italien und Deutschland bekundet worden.
„Politisch-strategische Analysen“
Das als EU-Lage- und -Analysezentrum bekannte SitCen wurde Ende der 90er Jahre beim EU-Generalsekretariat angesiedelt. Ziel der im SitCen organisierten Vertreter nationaler Geheimdienste und des EU-Militärstabs (EUMS) war ursprünglich die Versorgung der „Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik der Union“ mit Lagebildern, später folgte auch das Sammeln von „Informationen über potenzielle Krisenherde“. Vom SitCen werden „politisch-strategischen Analysen“ erstellt, die etwa als Entscheidungsgrundlagen für Maßnahmen der EU im Rahmen der „Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ (ESVP) dienen. Ashtons Plänen zufolge soll SitCen Ende 2010 im EAD integriert werden.
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