Mehrheit lehnt Papst-Reise ab
Wirklich willkommen geheißen wird Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in Großbritannien nicht. Zwei Drittel der Briten lehnen die Reise aus Kostengründen oder wegen der Ansichten des Oberhaupts der katholischen Kirche ab. Nur 14 Prozent befürworten einer aktuellen Umfrage zufolge den Staatsbesuch des Papstes.
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Dabei kann die viertägige Reise durchaus als historisch bezeichnet werden. Denn Benedikt XVI. ist der erste Papst auf offiziellem Staatsbesuch, seit König Heinrich VIII. 1534 mit der katholischen Kirche brach und die anglikanische Kirche gründete. 1982 war schon Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. nach Großbritannien gereist - allerdings nicht zu einem offiziellen Staatsbesuch. Johannes Paul II. wurde damals noch als antikommunistischer Held gefeiert. Dieser Jubel dürfte bei seinem Nachfolger ausbleiben.
Die historische Bedeutung zählt für die Briten kaum. Sie ärgern sich, dass die Hälfte der Besuchskosten aus Steuergeldern gezahlt wird, obwohl nur knapp zehn Prozent der Bevölkerung katholisch sind. Offiziellen Angaben zufolge übernimmt die britische Regierung zwölf bis 14 Millionen Euro der Gesamtkosten von rund 24 Millionen Euro. Allein das Polizeiaufgebot verschlingt 1,2 bis 1,8 Millionen Euro. Der Großteil der Briten kann auch mit der ablehnenden Haltung des Vatikans zu Abtreibungen, Empfängnisverhütung, Homosexualität und Priesterinnen wenig anfangen. Einige Anwälte wollten den Papst wegen des Missbrauchsskandals überhaupt gleich verhaften lassen bei seiner Ankunft.
„Nicht im Gleichschritt mit liberalen Werten“
Dem Unmut wollen einige auch Ausdruck verleihen. Unterschiedlichste Gruppen von militanten Atheisten bis zu Schwulenrechtsgruppen wollen am Samstag in London gegen Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche und den Verstoß des Vatikans „gegen liberale britische Werte“ auf die Straße gehen. „Papst Benedikt ist überhaupt nicht im Gleichschritt mit den modernen, liberalen britischen Werten“, sagte Terry Tatchell aus dem Organisationsteam für die geplante Demonstration.
Trotz der jahrhundertelangen Differenzen möchte der Papst die anglikanische und katholische Kirche stärker miteinander verbinden. Die Beziehungen waren zuletzt wieder angespannter. Die Anglikaner waren empört, als der Papst konservativen Anglikanern, denen die anglikanische Kirche wegen der Frage der Priesterweihe von Frauen und der Ernennung schwuler Bischöfe zu liberal war, den Übertritt in die katholische Kirche anbot. Obwohl es theologisch kaum Trennendes zwischen den Glaubensgemeinschaften gibt, erkennen die Anglikaner die Sonderstellung des Papstes nicht an.
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