Tankt U.S. Navy künftig Algenöl?
Der weltgrößte Käufer von Palmöl ist auf der Suche nach Alternativen: Unilever - Dachmarke von Lipton Eistee, Knorr, Eskimo, Dove, Rama, OMO und anderen - will künftig auf Algenöl setzen. Der Konzern mit Sitz in London investiert dafür Millionen in eine Kooperation mit dem San Franciscoer Unternehmen Solazyme.
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Es wird für die Produktion von Chips, Schokoriegeln und Eis ebenso verwendet wie für Seifen und Biosprit. Palmöl ist sehr vielseitig und gleichzeitig extrem billig in der Gewinnung. Die weit verbreitete Verwendung dieses Speisefetts in der Industrie steht jedoch unter massiver Kritik von Umweltschützern - den Ölpalmenplantagen müssen jährlich unzählige Hektar Tropenwald weichen.
Bedrohung für Regenwälder in Südostasien
Ölpalmen wachsen nur in tropischem Klima - sie werden vorwiegend in Südostasien in riesigen Plantagen angebaut. Ein Bericht des UNO-Umweltprogramms aus dem Jahr 2007 zeigt, dass Ölpalmenplantagen die führende Ursache der Regenwaldzerstörung in Malaysia und Indonesien sind. Laut Greenpeace wurde Indonesien 2008 sogar in das Guinness-Buch der Rekorde als das Land mit der schnellsten Regenwaldabholzung aufgenommen.
Bedarf steigt unaufhörlich
Laut Greenpeace, WWF und anderen Umweltschutz-Organisationen explodiert der Palmölkonsum: Verglichen mit dem Jahr 2000, wird sich der Verbrauch 2030 verdoppelt, und 2050 verdoppelt haben, schätzen die Organisationen. Das meiste davon landet in Nahrungsmitteln, der Gebrauch in Biodiesel steigt jedoch laut dem „WSJ“-Bericht dramatisch an.
Den Palmen müssen aber nicht nur andere Bäume und Pflanzen weichen, sondern auch gefährdete Tiere wie etwa Orang-Utans. Ihr Anbau erhöht außerdem die Treibhausgasemissionen.
Algenöl aus Gras oder Getreidehülsen
Die Erzeugung von Algenöl kann hingegen auf verschiedene Weisen erfolgen: Solazyme etwa verwende billiges, bereits vorhandenes Pflanzenmaterial wie etwa Präriegras, Zuckerrohr oder Getreidehülsen, das in großen Tanks an Einzellerorganismen oder Mikroalgen „verfüttert“ werde. Diese können daraus Öl produzieren, beschreibt das „Wall Street Journal“ („WSJ“) in einem Bericht. Auf seiner Website beschreibt Solazyme den Herstellungsprozess des Öls als „indirekte Photosynthese“.
Wie Palmöl wird auch Algenöl nicht nur in Nahrungsmitteln (die EU ließ es kürzlich als Lebensmittelbestandteil zu) und Tierfutter verwendet, sondern auch in Kosmetikprodukten, als Biodiesel und sogar als Treibstoff für Flugzeuge. So testet etwa die U.S. Navy Solazymes Algenöl für den Einsatz als Treibstoff.
Preisschwankungen auf Palmölmarkt
Ein Vorteil von Algenöl gegenüber Palmöl ist auch die relative Preisstabilität des Ersteren. Palmölpreise sind durch Nachfrageschübe und Spekulationen großen Schwankungen unterworfen.
Das alles klingt zwar sehr vielversprechend, noch ist jedoch unklar, ob Algenöl tatsächlich in ausreichenden Mengen und zu konkurrenzfähigen Kosten gegenüber natürlich gewonnenen Ölen produziert werden kann, heißt es in dem Zeitungsbericht. Zudem seien wohl auch noch eine Reihe von Tests notwendig, bevor Algenöl tatsächlich in den Regalen landet.
Drei bis sieben Jahre bis zu möglichem Einsatz
Unilever will sich laut dem Bericht vorerst einmal auf die Verwendung in Seifen und ähnlichen Produkten konzentrieren. Die Vorbereitungen dazu laufen jedoch bereits: Das Unternehmen forscht seit Monaten mit Solazyme-Öl in Seifen und Lotions, gibt sich jedoch noch drei bis sieben Jahre Zeit, bevor diese Produkte in den Handel kommen.
Unilever will nachhaltiger agieren
Dass Unilever nun den möglichen Ersatz dieses umstrittenen Inhaltsstoff ins Auge fasst, geht mit der Vision des Unternehmens einher, nachhaltiger zu werden. Unilever-Europa-Chef Doug Baillie sprach kürzlich davon, die Verkäufe verdoppeln zu wollen, während gleichzeitig die ökologischen Auswirkungen gesenkt werden sollen. „Wir wollen wachsen, aber dabei auch unserer Verantwortung gegenüber den Menschen und der Umwelt gerecht werden“, sagte Baillie.
Der weltweite CO2-Ausstoß sei in den vergangenen 15 Jahren bereits um 41 Prozent reduziert worden. Konkret habe man sich etwa zum Ziel gesetzt, den gesamten Tee und das eingesetzte Palmöl bis 2015 zur Gänze aus zertifiziertem nachhaltigen Anbau zu beziehen.

APA/EPA/DPA/Christiane Oelrich
Arbeiter mit frischer Ölpalmfruchternte
Konzerne boykottieren Palmölproduzenten
Die Proteste der Umweltschützer zeigen auch bei anderen Konzernen Wirkung: So kündigte Burger King kürzlich an, kein Palmöl mehr vom umstrittenen indonesischen Lieferanten Sinar Mas kaufen zu wollen. Die Fast-Food-Kette folgt mit seinem Entschluss Firmen wie Nestle, Kraft und auch Unilever.
Sinar Mas ist einer der Hauptpalmöl-Produzenten und wird von Greenpeace beschuldigt, Regenwälder illegal zu roden. Mit dem Schritt wird auch der Druck auf die verbliebenen Kunden, zu denen etwa die Fast-Food-Ketten Pizza Hut, KFC und Dunkin’ Donuts gehören, erhöht.
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