September soll über Zukunft entscheiden
Auch wenn Italiens Premier Silvio Berlusconi unmittelbar nach dem Bruch mit seinem Langzeitgefährten Gianfranco Fini seine Regierung noch als voll handlungsfähig betrachtet, soll nun bereits im September die Entscheidung über eine mögliche Neuwahl fallen. Aus diesem Grund falle heuer auch der traditionelle August-Urlaub größtenteils ins Wasser, wie Berlusconi freimütig betonte.
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Das gelte nicht zuletzt für die Führungskräfte und Minister seiner Regierungspartei Partito della Liberta (PdL), die nach dem Rausschmiss von Fini nun vor der Aufgabe stehen, eine Vorgangsweise zur weiteren Absicherung der Mehrheit im Parlament zu finden. Größtenteils gestrichen hat Berlusconi zudem auch seine eigenen Urlaubspläne: Lediglich fünf Tage wolle er sich gönnen, wobei jeder Tag bereits für eines seiner Kinder reserviert sei, wie Berlusconi in italienischen Medien zitiert wird.
Pendeln zwischen Rom und Mailand
Ansonsten wolle Berlusconi den Angaben zufolge zwischen Rom und Mailand pendeln. In seinem Anwesen Arcore vor den Toren der lombardischen Hauptstadt hat er zudem ein doppeltes Programm zu bewältigen. Neben Diät und Kur zum Wohle der eigenen Gesundheit gelte es demnach, am Nachmittag den Schlachtplan für die bevorstehende heiße Phase seiner Regierung auszuarbeiten.
Um auch in Rom nicht auf einige ruhige Stunden verzichten zu müssen, zog Berlusconi in das Schloss Torcrescenza am Rande der Stadt, wo er Gast der römischen Adelsfamilie Borghese ist. „Berlusconis Zimmer hat einen Ausblick auf den Golfplatz. Er wird arbeiten und im Wald spazieren gehen können“, sagte der Baron Fabrizio Sardagna Ferrari, Ehemann der Prinzessin Borghese laut der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“. Die Trutzburg aus dem 15. Jahrhundert ersetzt somit Berlusconis traditionelle Sommerresidenz auf der sardischen Costa Smeralda und wurde laut „Espresso“ bereits zum „Bunker des Cavaliere“ umfunktioniert.
Vertrauensabstimmung im September
Im Rahmen seiner Gegenoffensive plant Berlusconi ein neues Regierungsprogramm, mit dem er die Unterstützung der rebellischen Fini-Vertrauten zu gewinnen hofft. Sollte er bei der angekündigten Vertrauensabstimmung im September dennoch verlieren, werde Berlusconi als Ministerpräsident zurücktreten, wie der Chef der Berlusconi-treuen Abgeordneten, Fabrizio Cicchitto, am Freitag klarstellte.
Der Koalitionsregierung war vergangene Woche nach dem innerparteilichen Zerwürfnis mit Fini und dessen Anhängern die Mehrheit weggebrochen. Der Ausgang der Vertrauensabstimmung hängt maßgeblich von Finis neuer Gruppe ab. Diese erklärte, Berlusconi weiter unterstützen zu wollen, wenn sich dieser an die Vorgaben des Wahlprogramms hält.
Sollte die Regierung zurücktreten, müsste Italiens Präsident einen neuen Ministerpräsidenten finden. Gelingt ihm das nicht, muss er das Parlament auflösen und Neuwahlen ausrufen, die üblicherweise zwei Monate später stattfinden würden.
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