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„Bedeutender Meilenstein“

Über drei Monate hat der erbitterte Kampf des britischen Energiekonzerns BP gegen das ausströmende Öl im Golf von Mexiko gedauert. Zuletzt konnte das Bohrloch immerhin provisorisch verschlossen werden, nun hat BP offenbar erfolgreich die erste Hürde zur endgültigen Versiegelung genommen. Der „Static Kill“ genannte Einsatz habe das „gewünschte Ergebnis“ erbracht, teilte BP am Mittwoch mit.

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Bei dem Verfahren wurden mit hohem Druck Schlamm und Zement in das provisorisch abgedichtete Bohrloch gepumpt. Nach Angaben von BP wurde ein „hydrostatisches Gleichgewicht“ erzielt. Der von oben in die Steigleitung gepresste Schlamm neutralisiert das nach oben strömende Öl, sodass kein weiteres Öl austreten kann. Die Lage werde nun beobachtet. In einem zweiten Schritt soll Zement in die Steigleitung gepresst werden.

BP sprach in einer Mitteilung von einem „bedeutenden Meilenstein“. Der Konzern hatte seit Dienstag acht Stunden lang Schlamm in den Bohrloch gepresst. Das Unternehmen werde nun mit dem Krisenbeauftragten der US-Regierung, Thad Allen, darüber beraten, wie weiter vorgegangen werde, erklärte das Unternehmen.

Allen stellte jedoch klar, dass er auf einem Verschluss der Quelle an zwei Stellen festhalte. „Darüber sollte es keine Unklarheit geben“, sagte Allen. „Ich bin der nationale Befehlshaber in dieser Angelegenheit, und so wie beschrieben, wird es auch gemacht.“

Nach „Static Kill“ kommt „Bottom Kill“

Der finale Akt zur Versiegelung soll etwa in einer Woche stattfinden. Dann wollen die Ingenieure auch das Ölreservoir in der Tiefe versiegeln. Bei dieser Operation „Bottom Kill“ sollen 5,4 Kilometer unter dem Meeresboden ebenfalls Schlamm und Zement in die Steigleitung gepumpt werden.

Größte Ölpest der Geschichte

Nach jüngsten Erkenntnissen der US-Behörden ist die durch den Untergang der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ verursachte Ölpest die größte Katastrophe dieser Art in der Geschichte. Seit dem 20. April flossen fünf Millionen Barrel (gleich 159 Liter) ungehindert ins Meer.

Zuvor galt die Katastrophe nach einer Explosion auf der mexikanischen Ölförderanlage „Ixtoc“ 1979 als die schwerste Ölpest. Damals flossen etwa eine halbe Million Tonnen (3,3 Mio. Barrel) ebenfalls in den Golf von Mexiko. Bei der Havarie des Tankers „Exxon Valdez“ 1989 vor der Küste Alaskas strömten „lediglich“ rund 40.000 Tonnen ins Meer. Die jüngste Ölpest hatte sich nach der Explosion der BP-Ölbohrplattform „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko ausgebreitet.

BP verkauft Kolumbiengeschäft

Der Börsenwert von BP war nach dem Unglück um rund 40 Prozent geschrumpft. Konzernchef Tony Hayward musste seinen Hut nehmen. BP setzt wegen der Katastrophe den Verkauf seines Tafelsilbers fort. Um für die Kosten zur Bekämpfung der Ölpest aufkommen zu können, veräußert das britische Unternehmen seine kolumbianische Öleinheit. Sie gehe für 1,9 Milliarden Dollar an ein Konsortium aus dem kanadischen Konzern Talisman Energy und dem kolumbianischen Staatsunternehmen Ecopetrol, teilte BP mit.

Die Veräußerung reiht sich in einen Reigen von Verkäufen ein - in den kommenden 18 Monaten will BP Vermögenswerte in Höhe von 30 Milliarden Dollar an neue Besitzer bringen. Die bisher größte Trennung war der Verkauf von Geschäftsteilen an das US-Unternehmen Apache für sieben Milliarden Dollar.

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