Wie Öffnung der Stasi-Archive
Das Internetportal WikiLeaks sieht in den brisanten US-Militärdokumenten zum Einsatz in Afghanistan Hinweise auf Kriegsverbrechen. In den mehr als 90.000 Akten „scheinen Beweise von Kriegsverbrechen zu sein“, sagte WikiLeaks-Gründer Julian Assange am Montag vor Reportern in London.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Konkrete Beispiele nannte er aber nicht. „Es ist Sache eines Gerichts, wirklich zu entscheiden, ob am Ende etwas ein Verbrechen ist.“ Das Portal veröffentlichte die Geheimakten aus den vergangenen sechs Jahren über den Militäreinsatz in Afghanistan.
Der WikiLeaks-Chef verglich die Folgen dieser Veröffentlichung mit der Freigabe von Überwachungsprotokollen der DDR-Staatssicherheit. „Dies ist gleichbedeutend mit der Öffnung der Stasi-Archive.“ Die nun veröffentlichten Militärakten über den Afghanistan-Einsatz würden zum Verständnis der jahrelangen Kämpfe am Hindukusch beitragen.
Zivile Opfer nicht ausreichend dementiert
Die hohe Zahl ziviler Opfer sei in den Afghanistan-Akten nicht korrekt dokumentiert, sagte Assange weiter. Mitarbeiter des US-Militärs hätten die Zahlen „heruntergespielt“ oder als Opfer auf Seiten der Rebellen eingetragen. Assange wies Kritik der USA zurück, die Veröffentlichung gefährde das Leben der in Afghanistan stationierten Soldaten. „Das gesamte Material ist mehr als sieben Monate alt. Insofern hat es für gegenwärtige Militäroperationen keine Konsequenzen.“
Boden-Luft-Rakete von Taliban
Die „New York Times“ berichtete, dass die Taliban vor drei Jahren möglicherweise eine Boden-Luft-Rakete eingesetzt haben, um einen US-Hubschrauber abzuschießen. Der Transporthubschrauber vom Typ CH-47 sei am 30. Mai 2007 am linken Motor getroffen worden und abgestürzt. Augenzeugen hätten eine tragbare Boden-Luft-Rakete mit Infrarotsuchkopf beschrieben. Es wäre das erste Mal, dass die Nutzung solcher Kriegstechnik durch die Aufständischen in Afghanistan gegen die NATO-geführten Truppen bekannt würde.
Nach der sowjetischen Invasion Afghanistans 1979 hatten die USA den gegen sie kämpfenden Mudschahidin-Rebellen Raketen vom Typ „Stinger“ geliefert. Dies führte zu einem Wendepunkt im Krieg, weil die sowjetische Armee damit die Lufthoheit über Afghanistan verlor, von wo aus sie sich schließlich Ende der 80er Jahre zurückzog. In den von der „New York Times“ veröffentlichten Dokumenten deutet allerdings nichts darauf hin, dass die Rakete aus US-Beständen stammen könnte. Solche Raketen werden von mehreren Ländern hergestellt.
Links: