Helfer aus Pakistan
Die von der Internetseite WikiLeaks veröffentlichten Dokumente zur Situation in Afghanistan rücken auch den pakistanischen Geheimdienst ISI (Inter-Services Intelligence) in ein neues Licht. Demnach ist ISI der „vermutlich wichtigste außerafghanische Helfer der Taliban“ - trotz finanzieller Zuwendungen aus den USA.
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Wenn sich Aufständische zum Kriegsrat treffen und Mordaufträge etwa gegen den afghanischen Präsidenten Hamid Karsai erteilen, sollen ISI-Agenten dabei sein. Sie sollen auch an strategischen Sitzungen teilnehmen, um am Aufbau militanter Netzwerke gegen US-Soldaten mitzuwirken.
Vorwürfe vonseiten des Westens, dass ISI doppeltes Spiel betreibt, existieren schon länger. Eigentlich sieht sich Pakistan offiziell als Verbündeter der USA. So half der pakistanische Geheimdienst etwa bei der Verhaftung von Khalid Sheikh Mohammed, der als einer der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 gilt.
Arm der CIA
Pakistan ist aber schon lange in Kämpfe in und um Afghanistan involviert. In den 80er Jahren soll ISI von den USA finanzierte Waffen an islamische Kämpfer in Afghanistan geliefert haben. Damit unterstützten die USA die afghanischen Mudschahidin im Kampf gegen die sowjetischen Truppen. ISI galt als verlängerter Arm der CIA. Einige der damals von der CIA unterstützten Kriegsherren sind heute noch aktiv - allerdings im Kampf gegen den Westen.
1989 zog die Rote Armee aus dem Land am Hindukusch ab. Die USA verloren das Interesse, in Afghanistan brach Bürgerkrieg aus, aus dem die Talibanbewegung unter Führung von Mullah Omar an Stärke gewann. Von 1996, als die Taliban die Macht übernahmen, bis 2001 unterstützte ISI genauso wie die pakistanische Regierung die Talibanherrschaft.
Neue Politik seit 2001
Diese alten Verbindungen seien gekappt, heißt es aus Pakistan. Spätestens mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 musste Islamabad seine Politik ändern. Offiziell reihte sich Pakistan in die Koalition gegen den Terrorismus ein. Inoffiziell gewährte es aus Afghanistan fliehenden Talibankämpfern und Al-Kaida-Angehörigen Zufluchtsorte.
Allerdings zeigte sich US-Verteidigungsminister Robert Gates noch im März 2009 besorgt: „Die Kontakte des ISI (mit extremistischen Gruppen, Anm.) machen uns echte Sorgen, und wir haben das den Pakistanern direkt mitgeteilt.“ Immer wieder drängten die USA Pakistan, militante Gruppen zu bekämpfen - auch diejenigen, die vom ISI auch strategisch gegen den Rivalen Indien unterstützt wurden.
Pakistan als Helfer von Al-Kaida
Die „New York Times“ zitierte aus den Dokumenten und berichtete von einem Treffen eines früheren Geheimdienstchefs mit Aufständischen in der pakistanischen Stammesregion Südwaziristan im Jänner 2009. Bei diesem Treffen habe Generalleutnant Hamid Gul, der von 1987 bis 1989 Chef des pakistanischen Geheimdienstes SIS war, mit den Aufständischen einen Anschlag zur Vergeltung für den Tod eines pakistanischen Al-Kaida-Funktionärs ausgeheckt.
Schutz mit Geld und Waffen
Erst als die Anschläge in Pakistan selbst zunahmen, startete das Regime besonders in der Grenzregion Militäreinsätze gegen Extremisten. Dass Aufständische in Afghanistan weiter operativ und strategisch „bis hinein in die höchste Führungsebene“ von ISI unterstützt werden, zeigte eine Studie der London School of Economics bereits im Juni.
Demnach unterstütze ISI die Taliban mit Geld, Waffen und Ausbildung und gebe Schutz. Zudem übe der Geheimdienst „erheblichen Einfluss“ auf die strategischen Entscheidungen und die Einsätze der Taliban aus. Ohne Änderung der pakistanischen Haltung gegenüber den Aufständischen stehen laut der Studie die afghanische Regierung wie auch die NATO-Truppen auf verlorenem Posten.
Führung der Streitkräfte
ISI ist Pakistans mächtigster Geheimdienst. Er ist formal dem Premierminister unterstellt, ist aber im Prinzip unter der Führung der pakistanischen Streitkräfte. Seit knapp zwei Jahren steht der General Ahmed Shuja Pasha an der Spitze des militärischen Nachrichtendienstes. Vom Hintergrund aus agierend, wird ihm eine entscheidende Rolle bei der Führung des Atomstaates zugeschrieben.
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