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Eine Billion Dollar für Problemländer

Der Internationale Währungsfonds (IWF) will seine Ressourcen für Kredite um 250 Milliarden auf eine Billion Dollar (769 Mrd. Euro) aufstocken. Damit solle auch künftigen Finanzkrisen vorgebeugt werden, sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn der „Financial Times“ („FT“). Dafür sei eine große „Feuerkraft“ hilfreich.

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Anstatt nur mit bedingten Krediten auf Krisen reagieren zu können, will der IWF bis November seine Kreditvolumina derart aufstocken, dass bereits im Vorfeld speziell auf die Bedürfnisse einzelner Länder eingegangen werden kann. Dazu gehört auch, durch Geldspritzen die Märkte zu beruhigen.

„Auch außerhalb von Krisenzeiten kann ein großer Fonds, der in der Lage ist, großflächig einzugreifen, helfen, mögliche weitere Krisen zu vermeiden“, sagte Strauss-Kahn gegenüber der „FT“. Auch wenn sich die Lage auf dem Finanzmarkt etwas entspannt hätte, brauche es dennoch eine „große Feuerkraft“, so Strauss-Kahn. Und die eine Billion Dollar sei für ihn eine passende Größe.

Rasche Hilfe bei Finanzkrisen

Hilfe erhofft sich der IWF von Südkorea. Das Land steht dieses Jahr der Gruppe der 20 größten Industrienationen (G-20) vor. Seoul will die G-20 bei dem Gipfel im November von dem gesteigerten Bedarf des Währungsfonds überzeugen. Beim letzten G-20-Treffen 2009 in London wurden IWF-Reserven bereits von 250 Mrd. Dollar auf 750 Mrd. Dollar verdreifacht. Von US-Seite stehe man dem Vorhaben positiv gegenüber, sagte ein Verantwortlicher gegenüber der „FT“, man brauche aber mehr Informationen.

Südkorea steht schon aus eigenen, bösen Erfahrungen in der jüngsten Vergangenheit hinter dem IWF-Plan. Als 2008 der Aktienmarkt einbrach und in weiterer Folge die Währung nachgab, musste das Land aufgrund fehlender wirtschaftlicher Grundlage durch Schuldenerlasse vonseiten der USA, Japan und China gerettet werden. Genau um solche Situationen zu vermeiden, sollte es vorbereitete Möglichkeiten vonseiten des IWF geben, erklärte Südkoreas Präsident Shin Hyun-song.

Wie bei der goldenen Kreditkarte

„Das soll helfen, Liquiditätsengpässe wie nach der Lehman-Pleite 2008 zu vermeiden“, so Shin. Der angedachte „globale Stabilitätsmechanismus“ soll laut Shin Risikokurven für jedes Land erstellen. Die mit dem besten Status sollen ähnlich wie Inhaber einer Gold- oder Platin-Kreditkarte Vorteile genießen können. Derzeit werden solche Konditionen bereits von Mexiko, Polen und Kolumbien in Anspruch genommen. Sie könnten ohne Auflagen unterstützt werden, wenn eine Krise auftritt. Andere Länder mit schlechteren Bewertungen müssten strengere Bedingungen erfüllen.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Eswar Prasad, ehemaliger IWF-Vorstand für China, warnt, dass dieser Plan die Probleme nur von „einem Ort an den anderen verlagern“. „Wenn ein Land in Probleme gerät, und der IWF stellt fest, dass es nicht die notwendigen Voraussetzung für Hilfszahlungen hat, gerät es dadurch noch mehr unter Druck“, so Prasad gegenüber der „FT“.

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