Filmstill aus dem Film "The Bad Kids"

Viennale

Viennale-Jahrgang mit Glücksmomenten

Beim Abschluss hat sich Festivalleiter Hans Hurch glücklich über den heurigen Jahrgang der Viennale gezeigt. Auch hinter den Kulissen schien das Team rundum zufrieden. Ähnlich die Reaktionen des Publikums. Hier der Rückblick auf die Filme einer gelungenen, entspannten Viennale.

Damien Chazelles furioser Musicalfilm „La La Land“ eröffnete heuer das Filmfestival in Venedig und beschloss die Viennale: „La La Land“ ist eine verspielte, überdrehte Hommage an zwei junge Künstler, die in Los Angeles bedingungslos ihrem Traum folgen: Der Jazzpianist und die Schauspielerin – eine bonbonbunte Liebesgeschichte, ein Hollywood-Märchen, gewürzt mit ein paar bitteren Wahrheiten. „La La Land“ startet am 13. Jänner 2017 in den österreichischen Kinos - mehr dazu in Kinomusical für Anspruchsvolle.

Schuld, Sühne und die Geister der Toten

Präzise und stilsicher geht Maya McKechneay in ihrem ersten Langfilm „Sühnhaus“ dem Ringtheaterbrand 1881 auf den Grund. Wobei „Sühnhaus“ mehr ist als die historische Aufarbeitung des verheerenden Brandes mit offiziell 386 Toten. Die Filmemacherin hinterfragt ein Gesellschaftssystem aus Duckmäusertum, Dünkel und Ungerechtigkeit. Offizieller Kinostart ist der 8. Dezember. Mehr dazu in Eine glücklose Adresse.

Sühnhaus

Viennale

Gefühlschaos im Küstenstädtchen

Wie berührend es sein kann, ganz normalen Menschen beim alltäglichen Kampf ums Überleben zuzusehen, beweist US-Regisseur Kenneth Lonergan mit seinem dritten Spielfilm „Manchester by the Sea“. Der Film ist eine Familiengeschichte über verschüttete Gefühle und liebevolle Annäherungen, die ganz ohne Klischees auskommt. Die Viennale hat damit einen Eröffnungsfilm gewählt, der mitten ins Herz trifft. Österreichweiter Kinostart ist am 26. Jänner 2017. Mehr dazu in Das Geheimnis des Misanthropen.

Unbeugsame Hausbesetzerin

In „Aquarius“ weigert sich eine ehemalige Musikkritikerin, ihre Wohnung mit Meerblick zu räumen, als das Gebäude abgerissen werden soll. Der brasilianische Regisseur Kleber Mendonca Filho entwirft damit nicht nur das packende Porträt einer faszinierenden Frau, sondern thematisiert auch gesellschaftspolitische Probleme seines Landes, wie er im Interview mit ORF.at erklärte. Mehr dazu in Eine Frau sieht Blau.

Szene aus "Aquarius"

Viennale

Katerfrühstück und Männerliebe

Man sollte kein Problem mit nackten Männerkörpern haben, wenn man sich Händl Klaus’ neuen Spielfilm „Kater“ anschaut, der bei der Viennale seine Österreich-Premiere feiert. Körperlich und psychisch explizit ist dieser Film, in dem die Liebesbeziehung zweier Männer fundamental erschüttert wird. Der Tiroler Regisseur zieht alle Register eines naturalistischen Kammerspiels und lässt seine Schauspieler zur Höchstform auflaufen. „Kater“ läuft regulär am 4. November in den Kinos an. Mehr dazu in Kein typisches Boboleben.

Geyrhalters postapokalyptische Diashow

In Science-Fiction-Filmen gibt es sie oft: Eine Erde, auf der nur noch eine Handvoll Menschen lebt, nach der Apokalypse. Nikolaus Geyrhalters „Homo Sapiens“ jedoch zeigt die totale Apokalypse - eine Welt, in der es gar keine Menschen mehr gibt. „Homo Sapiens“ ist eine Doku und läuft regulär in den heimischen Kinos am 4. November an. Mehr dazu in Posthumane Geräuschkulisse.

Filmstill aus "Homo Sapiens"

Viennale

„Furusato“: Normalität, wo keine ist

Der Tsunami und die Reaktorkatastrophe in der japanischen Präfektur Fukushima haben über 160.000 Menschen dazu gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Regisseur Thorsten Trimpop beleuchtet in der Dokumentation „Furusato“ das Leben jener, die in der Region geblieben sind: ein Alltag zwischen betonter Normalität und großer Verzweiflung. Mehr dazu in Kein Umzug trotz Katastrophe.

Zwei Helme für die Freiheit

Die Dokumentation „Daft Punk Unchained“ wirft - neben der chronologisch abgehandelten Karriere der Daft-Punk-Musiker Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo - auch einen flüchtigen Blick auf die Anfänge des mysteriösen Duos. Zumindest in diesen wenigen Fragmenten wird gezeigt, wer die zwei französischen Musiker wirklich sind und warum sie nach der Jahrtausendwende beschlossen haben, „Roboter“ zu werden. Die Doku ist beim Streaminganbieter Netflix zu sehen. Mehr dazu in Technologie als Teil der Musik.

Filmstill aus "Daft Punk Unchained"

Viennale/Getty Images/Kevin Winter

Die Dardennes und die Unbekannte

In „La Fille Inconnue“, der neuen Arbeit der Brüder Dardenne, wird eine junge Immigrantin tot aufgefunden. Die ortsansässige Ärztin macht sich deshalb Selbstvorwürfe wegen unterlassener Hilfeleistung und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. ORF.at sprach mit Jean-Pierre und Luc Dardenne über Schuld, Verantwortung und soziales Gewissen. Mehr dazu in Unumwundener Realismus.

Der Arbeitskampf einer Arbeitslosen

Ken Loach traut sich was: Gut zehn Minuten dauert die Einstiegsszene auf dem Arbeitsamt, in der Titelheld Daniel Blake aufsteht und Partei ergreift für eine unfair behandelte junge Mutter. Zehn quälende, tragikomische Minuten, die zeigen, wie Zivilcourage geht. Das in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnete Sozialdrama, „I, Daniel Blake“, fängt großartig an und geht kompromisslos weiter. Der Film startet in heimischen Kinos regulär am 25. November. Mehr dazu in Subversiver, systemkritischer Humor.

Filmstill aus "I Daniel Blake"

Viennale

Verlorenes Leben, verbranntes Land

Mit „Homeland (Iraq Year Zero)“ filmte Regisseur Abbas Fahdel fast 120 Stunden Material vor und nach dem Irak-Krieg in seiner Heimatstadt Bagdad. Eine Dokumentation in zwei Teilen, die den Narrativen des westlich dominierten Kinos epischen Naturalismus und einen freien Blick entgegensetzt. ORF.at sprach mit Fahdel. Mehr dazu in Das Schlachtfeld ist überall.

Düsteres Lehrstück in Straßenphilosophie

Mit „The Woman Who Left“ hat der philippinische Regisseur Lav Diaz den Goldenen Löwen von Venedig gewonnen. Sein vierstündiges Meisterwerk in Schwarz-Weiß ist ein erstaunlich zugänglicher Film über den Rachefeldzug einer Frau, das brutale Leben auf der Straße und die Doppelmoral einer Gesellschaft. Und wie so oft ist bei Diaz alles selbstgemacht: vom Drehbuch bis zum letzten Filmschnitt. Mehr dazu in Der Rachefeldzug einer Frau.

Szene aus "Ang Babaeng Humanyo"

Viennale

Der Sonnenkönig verlischt

Ein Kammerspiel rund um das Sterbebett Ludwigs XIV. hat Albert Serra in „La mort de Louis XIV“ inszeniert. Knapp zwei Stunden lang quält sich der große Jean-Pierre Leaud als Sonnenkönig mit seinem Wundbrand, bis er vor den Augen seiner zerstrittenen Ärzte und Höflinge endlich stirbt. Ein meisterliches Spiel aus Blicken und Gesten in einem erlesenen Dekor. Mehr dazu in Königlich-prunkvolles Dekor.

Jane Austen einmal anders

Es gibt fast schon zu viele Jane-Austen-Verfilmungen. Jene von Regisseur Whit Stillmann zeichnet jedoch das etwas andere Bild eines Romans der britischen Schriftstellerin. Die aufgemalten Kulissen täuschen nicht darüber hinweg, dass „Love and Friendship“ eine sehr spezielle, von komisch-intelligenten Dialogen getragene Geschichte ist, deren Pointen hohe Aufmerksamkeit voraussetzen. Mehr dazu in Experten der Upper-Class.

Kate Beckinsale in "Love and Friendship"

Viennale

Die Gleichzeitigkeit von Gewalt und Leben

In Paul Verhoevens doppelbödigem Film „Elle“ weigert sich eine Frau nach einer Vergewaltigung, die Opferrolle zu übernehmen. Zur klassischen Rächerin wird sie aber auch nicht. Isabelle Huppert spielt diese Rolle brillant und mit trockenem, ironischem Witz. Ein provokantes Meisterwerk, in dem Männer lediglich Satirestatisten sind. ORF.at sprach mit Verhoeven. Mehr dazu in Doppelter Boden.

Sammler der elf Gebote

„Peter Handke – Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte ...“ heißt Corinna Belz’ Doku über den Dichter, der in diesem einfühlsamen Porträt vor laufender Kamera seine eigensinnige Literaturtheorie entwickelt und sich auch ein bisschen offenbart: nicht nur als Pilze- und Schneckensammler. Mehr dazu in Handke und der Literaturbetrieb.

Peter Handke ...

Viennale

Jarmusch und der ewig wilde Iggy

„Gimme Danger“ von Jim Jarmusch erzählt chronologisch die Geschichte der Band The Stooges. Auf ruhige, gesetzte Art und in sehr klassischem Dokuformat lebt der Film von den Erzählungen eines vor der Kamera ganz offen dahinplaudernden und gut gelaunten Frontman Iggy Pop. Jarmusch schreibt mit seiner Dokumentation ein weiteres Stück filmischer Rockgeschichte. Mehr dazu in Anfänge in der Bluesness.

Weiner: Sex, Lügen und asoziale Medien

Die Doku „Weiner" zeigt das spektakuläre Scheitern des New Yorker Bürgermeisterkandidaten Anthony Weiner, dem ein Sexskandal zum Verhängnis wird. Ein Gesellschaftspsychogramm voller politischer und medialer Obszönitäten, das alles zeigt, und doch viele Fragen offenlässt - Fremdschämen de luxe, erste Reihe fußfrei. Mehr dazu in Das Private ist politisch.

Filmstill aus "Weiner"

Viennale

Jarmuschs Gedicht von einem Film

Gleich dreimal lief „Paterson“ bei der Viennale, was kein Wunder ist, wenn der Regisseur Jim Jarmusch heißt. Viele warten seit Langem auf einen „echten“ Jarmusch, so wie früher. Und tatsächlich blitzt er hier kurz auf. Mehr dazu in Ein ruhiger Song über die Liebe.

Wie Frankenstein sein Monster schafft

Egal ob Frankensteins Monster, das Alien aus „Alien“ oder der Tyrannosaurus Rex in „Jurassic Park“: Monster sind die Stars in ihren Filmen - obwohl viele von ihnen nicht einmal einen Namen haben. „Le Complexe de Frankenstein“ gewährt Einblick in die Entstehungsgeschichte der oft angsteinflößenden Kreaturen und lässt die bald 100-jährige Tradition des „Creature Designs“ im Film hochleben. Mehr dazu in Star Wars, Gremlins und Werwölfe.

Sci-Fi-Thriller aus Österreich

Im Viennalefilm „Stille Reserven“ spielt er einen unheimlichen Versicherungsagenten, in „Casino Royal“ war er der Handlanger des Bösen und hat gegen James Bond gekämpft. Warum Clemens Schick nicht unsterblich sein will, was er toll an Dagmar Koller findet und wie für ihn guter Sex geht, erzählt er im Gespräch mit ORF.at. Mehr dazu in „Wir müssen auf die Barrikaden gehen“.

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