Eine Frau unter neun Männern
Einmal im Jahr veröffentlicht das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ seine Listen der zehn am besten verdienenden Schauspieler und Schauspielerinnen und trennt dabei streng nach Männern und Frauen. Aus gutem Grund: Gäbe es nur ein Ranking für beide Geschlechter, käme den Frauen - falls überhaupt - nur eine Nebenrolle zu.
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Gäbe es sie doch, die Unisexliste, dann stünde heuer auf Platz eins mit George Clooney ein Mann; auf Platz zwei mit Dwayne Johnson ebenfalls. Und auch die nächsten vier Positionen sind von Männern besetzt. Erst an siebenter Stelle taucht erstmals eine Frau auf. 40,5 Mio. Dollar (35 Mio. Euro) verdiente Scarlett Johansson zwischen Juni 2017 und Juni 2018. So viel wie der Siebentplatzierte auf der Männerliste, der indische Bollywood-Star Akshay Kumar.

Grafik: ORF.at; Quelle: Forbes
Das ist weniger als ein Fünftel der vorsteuerlichen Einnahmen Clooneys. Und immer noch nicht einmal die Hälfte dessen, was „The Rock“ Johnson im gleichen Zeitraum verdiente. Johansson fristet überdies ein recht einsames Dasein in der Liste. Neben der Amerikanerin hat es keine Schauspielerin in die geschlechterübergreifenden Top Ten geschafft. Aber das ist immerhin mehr als noch im Vorjahr. Damals fanden sich unter den zehn bestverdienenden Schauspielerinnen und Schauspieler nur Letztere - also Männer.
Erster kleiner Schritt?
Optimistisch mag man darin einen ersten Schritt auf dem Weg sehen, den Hollywood einzuschlagen gelobte. Die „#MeToo“-Bewegung hatte vergangenes Jahr Sexismus, Missbrauch und Benachteiligung von Frauen angeprangert - generell in der US-Gesellschaft, vor allem aber auch in der Unterhaltungsbranche. Die von Hollywood-Schauspielerinnen getragene „Time’s Up“-Bewegung hatte zu Beginn dieses Jahres direkt daran angeschlossen.

APA/AFP/Mark Ralston
Johannson prangerte zu Jahresbeginn die Missstände in Hollywood an
Ein Thema waren auch die teils horrenden Unterschiede bei den Gagen. Befeuert hatte die Diskussion der Nachdreh von Szenen für den Film „Alles Geld der Welt“. Während Mark Wahlberg für den Extraaufwand 1,5 Millionen Dollar erhielt, wurde Michelle Williams mit weniger als 1.000 Dollar abgespeist. Ein solch gewaltiger Unterschied stellt selbst für Hollywood-Verhältnisse die Ausnahme dar. Die „Forbes“-Zahlen machen aber deutlich, dass die Gehälter von Frauen und Männern in der Filmbranche noch immer weit auseinanderklaffen.
Clooney mit Tequila auf Platz eins
Im Fall der aktuellen Rankings lassen sich die Einkommensunterschiede allerdings nicht allein den Filmstudios anlasten. „Forbes“ rechnet in seine Listen der Topverdienerinnen und Topverdiener nicht nur Verdienste aus Filmgagen ein. Niederschlag finden alle Einkünfte der Schauspielerinnen und Schauspieler, egal ob sie vor der Kamera oder ganz woanders erwirtschaftet wurden.
An Clooneys Spitzenverdienst in den vergangenen Monaten hatte laut „Forbes“ etwa überhaupt keine Hollywood-Großproduktion einen Anteil. Dass der Schauspieler trotzdem auf Platz eins gelandet ist, liegt diesmal am Schnaps. Clooney verkaufte seine Tequila-Marke Casamigos für rund 700 Millionen Dollar. Als einer der drei Gründer des Unternehmens erhielt der Schauspieler somit 233 Mio. Dollar.
550,5 Mio. Euro Unterschied
Auch Jackie Chan, der im diesjährigen Ranking auf Platz fünf rangiert, kann auf einen netten Verdienst neben dem Schauspielern vertrauen. Er betreibt in China seine eigene Kinokette. Der Normalfall ist das freilich nicht. Für die meisten der Topverdienerinnen und Topverdiener stellen die Filmgagen noch immer den weitaus größten Brocken ihrer Einkünfte aus.

Grafik: ORF.at; Quelle: Forbes
Auf der Männerseite machen die zusammengerechneten Einkünfte der Top Ten 736,5 Mio. Dollar aus. Die zehn bestverdienenden Frauen kamen in der gleichen Zeit dagegen „nur“ auf 186 Millionen Dollar. Das ergibt einen „Gender Pay Gap“ von 550,5 Mio Euro. Den auszugleichen wird wohl noch dauern.
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