Friedensnobelpreis für Friedenseinsatz
Der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan ist tot. Er starb im Alter von 80 Jahren nach kurzer Krankheit in der Schweiz, wie seine Familie und seine Stiftung am Samstag auf Twitter mitteilten. Er habe „während seines gesamten Lebens für eine gerechtere und friedlichere Welt“ gekämpft, heißt es in der Mitteilung der Stiftung.
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Der ghanaische Diplomat stand von 1997 bis 2006 als erster Vertreter der Staaten Afrikas südlich der Sahara an der Spitze der Vereinten Nationen (UNO). Er war der erste UNO-Generalssekretär, der direkt aus den Reihen der UNO kam. In seine Zeit an der Spitze der UNO fielen der Irak-Krieg und die weltweite Aids-Krise.
2001 erhielt Annan gemeinsam mit den Vereinten Nationen den Friedensnobelpreis für seinen „Einsatz für eine besser organisierte und friedlichere Welt“. Nach seiner Tätigkeit als UNO-Generalsekretär war Annan unter anderem Sondergesandter für Syrien. Nach sechs Monaten erfolgloser Vermittlungsversuche auf der Suche nach Frieden gab er den Posten 2012 wieder auf. Im Rahmen seiner Stiftung setzte er sich für zahlreiche politische Themen ein und war auch für Afrika besonders aktiv.
Kofi Annan gestorben
Der frühere UNO-Generalsekretär und Nobelpreisträger Kofi Annan starb nach kurzer Krankheit in der Schweiz, wie seine Familie und seine Stiftung am Samstag mitteilten.
„Treibende Kraft des Guten“
In seinen zehn Jahren an der Spitze der Vereinten Nationen galt Annan als das moralische Gewissen der Welt. Er setzte sich mit Charisma und diplomatischem Geschick für Arme und Unterdrückte ein, warb für Frieden und Gerechtigkeit und bot den USA im Streit um den Irak-Krieg die Stirn.
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres würdigte Annan in einer ersten Reaktion auf Twitter als eine „treibende Kraft des Guten“. In vielerlei Hinsicht habe sein Vorgänger die Vereinten Nationen verkörpert. Die UNO habe er mit „unvergleichbarer Würde und Entschlossenheit“ angeführt. Der scheidende UNO-Kommissar für Menschenrechte Said Raad al-Hussein zeigte sich tief erschüttert: „Kofi war das beste Beispiel, der Inbegriff von menschlichem Anstand und Würde“, so der Jordanier am Samstag in Genf.
Als UNO-Chef beliebt und wiedergewählt
Nach Ausbildung und Studium in Ghana, der Schweiz und den USA begann Annan seine Karriere bei der UNO 1962 bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Später wurde er stellvertretender Generalsekretär und Chef der Abteilung für Friedenserhaltende Einsätze (DPKO). Nach einer kurzen Tätigkeit als Tourismusdirektor in Ghana in den 1970er Jahren kehrte er zur UNO zurück und übernahm unter anderem Personal- und Finanzagenden.

APA/AFP/Sebastien Bozon
Zehn Jahre lang war Annan Chef der UNO und galt als moralisches Gewissen der Welt
Er war Sonderbeauftragter für das ehemalige Jugoslawien und wurde am 13. Dezember 1996 gegen den Widerstand vieler Länder zum UNO-Generalssekretär gewählt. In dieser Funktion folgte er dem Ägypter Boutros Boutros-Ghali. 2001 wurde er als Generalsekretär bestätigt, was auch als Bestätigung für seine Beliebtheit galt.
Politische Rückschläge im Irak und Jugoslawien
Neben Syrien und Jugoslawien gab es für Annan noch mehr politische Rückschläge. Spannungen zwischen den Volksgruppen der Hutu und Tutsi in Ruanda führten zum Tod von bis zu einer Million Menschen, und Annan brauchte zehn Jahre, um in einem BBC-Interview und später in seinen Memoiren zumindest einen Teil der Verantwortung für den Fehlschlag der Friedensbemühungen zu übernehmen. Dabei gab es im Vorfeld bereits Warnungen.
Auch das Massaker an den 8.000 Muslimen 1995 in Sebrenica hätten UNO-Blauhelme verhindern können. Während seiner Tätigkeit als UNO-Chef gab es ebenfalls Schattenseiten, wie etwa die Umsetzung des Programms „Oil For Food“, das dem Irak den Ölhandel trotz bestehender Sanktionen teilweise erlaubt, um Lebensmittel und andere Güter für die Bevölkerung zu kaufen. Saddam Hussein konnte das Programm laut einer CIA-Studie missbrauchen, um durch Schmiergelder, Zuschläge und Ölschmuggel rund 12,6 Milliarden Dollar zu verdienen.
Bis zum Schluss politisch aktiv
Besonders deutliche Worte fand Annan nach dem Ende seiner Amtszeit: Zu viele Politiker in Afrika hätten sich persönlich bereichert „und an ihrem Amt auch lange nach dem Ende ihres Mandates festgehalten“. Annan meinte, Afrikas Wachstum könne sich verdoppeln, und die Armut könne drastisch reduziert werden, wenn sich endlich die Regierungsführung verbessern würde. „Eine der Folgen der schlechten Führung ist weit verbreitete Korruption“, konstatierte er 2015.
Annan war bis zum Schluss politisch involviert. Er trat bei einer Gedenkfeier für den Anti-Apartheid-Kämpfer Nelson Mandela Mitte Juli auf und beklagte sich Anfang des Jahres über den Sittenverfall und massive Verunsicherung in der Politik durch US-Präsident Donald Trump. Vor allem Politiker müssten begreifen, dass Wörter aufpeitschen und Explosionen herbeiführen könnten, so der damals 79-Jährige.
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