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Jeder kann sich bewerben

Nach der Rücktrittsankündigung am Montag überraschte NEOS-Chef Matthias Strolz einen Tag später erneut: Er verriet bereits seine Favoritin für die NEOS-Spitze nach seinem Abgang. Strolz gab am Dienstag eine „persönliche Empfehlung“ für Beate Meinl-Reisinger als Nachfolgerin ab. „Ja, sie ist meine Favoritin“, so Strolz Dienstagabend im Gespräch mit Journalisten.

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„Ich habe das klare Bild, dass sie die größte Kraft hat, die Nachfolge optimal anzugehen“, so Strolz. „Wenn sie aufsteht, werde ich das großartig finden.“ Mittwochfrüh tagt der erweiterte Vorstand, um sich mit der Nachfolge des Parteichefs auseinanderzusetzen.

Formal wird der neue Parteichef von der Mitgliederversammlung am 23. und 24. Juni gewählt, bewerben kann sich bis 9. Juni theoretisch jeder. Die Kandidaten müssen sich dann einem Onlinedialog stellen, bei dem ihnen die Mitglieder Fragen stellen können. Die derzeitige Wiener NEOS-Chefin Meinl-Reisinger galt von Anfang an als logische Nachfolgerin von Strolz. Sie könnte auch auf das Mandat von Strolz im Nationalrat nachrücken, wenn Strolz im Herbst das Parlament verlässt.

Strolz streut Meinl-Reisinger Rosen

Strolz räumte am Dienstag ein, dass es zwischen ihm und Beate Meinl-Reisinger durchaus auch immer wieder „Reibung“ gegeben habe - „ich kann berichten, dass die schon ihre Frau steht“. Gleichzeitig lobte er seine Favoritin für seine Nachfolge an der Partei- und Klubspitze in höchsten Tönen: „Ich find sie großartig.“

Meinl-Reisinger sei eine „großartige Kommunikatorin“ und habe als Wiener NEOS-Chefin auch bewiesen, dass sie eine Organisation zum Wachstum bringen könne. Die 40-Jährige sei ein „politischer Kopf durch und durch“ und „ein Stachel im Fleisch - kann ich aus eigener Erfahrung berichten“. Strolz sieht optimale Voraussetzungen für die Leitung der Oppositionspartei.

„Potenzial für 20 Prozent“

In den nächsten Wochen werde es schon noch ein paar interne Reibungen geben, sagte Strolz, aber eine lebendige Partei brauche das auch, denn sonst sei das eine „Todesanzeige“. Er habe das Gefühl, dass die Mitarbeiter auch motiviert seien für Neues. Einmal mehr meinte er, NEOS hätte das Potenzial für 20 Prozent, in einem Zeitraum bis 2030.

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Emotionaler Abschied

Die Verkündung von Strolz’ Abschied verlief gegen Ende hin emotional. Der scheidende NEOS-Parteichef bedankte sich bei Wählern, Unterstützern, der Familie und den Mitbewerbern.

Zu seinen Beweggründen für seinen anstehenden Rückzug habe er alles gesagt, was zu sagen war. Er sei „zutiefst überzeugt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist“. Einmal mehr bekräftigte Strolz, dass keine interne Streiterei, keine Krankheit, kein neues Kind oder auch keine „#MeToo“-Affäre hinter seinem Rücktritt stehe. Es schwirrten Gerüchte umher, etwa „Strolz wurde schmusend gesehen am Amsterdamer Flughafen“, erzählte er. „Das Gerücht stimmt - das war meine Frau“, fügte er aber sogleich hinzu. Gewisse „Abnutzungserscheinungen“ aufgrund des Alltags in der Spitzenpolitik räumte er aber ein.

Die Übergabe sei geordnet, betonte Strolz einmal mehr. Er habe auch mit dem Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) telefoniert, der ja gerade an einer Koalition mit Grünen und NEOS bastelt. Er habe Haslauer versichert, dass man trotz der Situation auch ausreichend Kapazitäten für die Regierungsverhandlungen habe, sagte Strolz.

Die Entscheidung darüber dürfte allerdings erst am Mittwoch fallen. Spekuliert wurde schon vorher: Als mögliche Nachfolger wurden neben Meinl-Reisinger auch einige andere bekannte Namen aus der Partei und dem NEOS-Umfeld genannt. Darunter befindet sich etwa NEOS-Mitgründer und Medienmanager Veit Dengler, den Strolz während seiner emotionalen Rede am Montag erwähnte.

Grafik zu Wahlergebnissen der NEOS

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Dengler habe einst bei Strolz angerufen und gesagt: „Die Zeit ist reif“, was zur Gründung der Partei geführt habe, so der scheidende Parteichef. Der stellvertretende Klubchef Nikolaus Scherak wurde in Zeitungen ebenso genannt wie der Spitzenkandidat bei der Salzburger Landtagswahl im April, Sepp Schellhorn.

Strolz hatte am Montag verkündet, dass er sich aus der Politik zurückziehen wolle. Er habe in den vergangenen Wochen die Gewissheit erlangt, dass NEOS stabil tragfähig und der richtige Zeitpunkt für eine Übergabe gekommen sei: „Ich mache Platz, ich gebe Raum für Entfaltung.“

In Österreich herrsche die Vorstellung, dass man als Politiker „das Geschäft erst verlässt, wenn man hin ist oder den Sessel vor die Tür gestellt bekommt“, so Strolz. Er betonte in der ZIB2, dass NEOS „nicht Liste Strolz“ heiße. Er habe sich dafür entschieden, die Übergabe „aus der Kraft heraus“ zu machen. Denn: „Neue Besen kehren gut.“

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