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Wie nachhaltig ist diese Vereinbarung?

Bei der Weltgemeinschaft ist die historische Begegnung zwischen dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un und dem südkoreanischen Präsident Moon Jae im Grenzdorf Panmunjom gut angekommen. USA, Russland, China - alle begrüßten die beiderseitige Ankündigung der atomaren Abrüstung bzw. des Friedensschlusses. Doch eine große Frage bleibt: Sind der Symbolakt und die schönen Worte nachhaltig?

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Der Blick in die Vergangenheit liefert Beispiele, die daran zweifeln lassen. Bereits vor gut 26 Jahren wurde in ähnlicher Weise wie am Freitag Tauwetter vermeldet. Im Dezember 1991 wurden Unterschriften unter ein Dokument über Versöhnung, Nichtangriff, Abrüstung und Kooperation gesetzt. Familienzusammenführung, freier Reiseverkehr - sogar von einem Friedensvertrag war die Rede. „Eine neue Ära der Wiederversöhnung beginnt“, hieß es.

Kim Jong Un und Moon Jae-in

APA/AFP/Korea Summit Press Pool

Gute Stimmung: Kim und Moon mit den First Ladys beim Abendessen

Verpuffte Hoffnungen

Eine Euphorie, von der nichts übrig blieb - genau so wenig, wie von Gipfeln im Jahr 2000 und sieben Jahre danach. Und jetzt, ausgerechnet nach einer brandheißen Phase mit gegenseitigen Drohungen zwischen den USA und Nordkorea, heißt es wieder: Die Atomwaffen sollen schrittweise verschwinden, der seit 1953 andauernde Kriegszustand soll noch heuer beendet werden.

Treffen von durch den Konflikt auseinandergerissenen Familien Mitte August, Wiederaufnahme gemeinsamer humanitärer Projekte - Vorgaben, garniert mit großen Worten: „Nord- und Südkorea sind Brüder, die nicht getrennt voneinander leben sollten“, wie der nordkoreanische Diktator Kim erklärte. Das Land würdigte den Gipfel als „historisch“. Das Gespräch habe den Weg zu „nationaler Aussöhnung und Einheit, Frieden und Wohlstand“ geebnet, schrieb die amtliche Nachrichtenagentur KCNA.Moon ergänzte: „Es gibt kein Zurück mehr.“ Und auch US-Präsident Donald Trump twitterte: „Der Korea-Krieg endet.“

Kim Jong Un und Moon Jae-in

AP/Korea Summit Press Pool

Die nordkoreanische Delegation - umgeben von Sicherheitsleuten

Warnung vor verfrühter Euphorie

Auch am Freitag, als sich Kim und Moon nach der gemeinsamen Erklärung umarmten, waren die leeren Worte der Vergangenheit Thema: Kim versprach, dass die Vereinbarung - anders als in früheren Fällen - auch tatsächlich umgesetzt werden solle. Als Fortsetzung der diplomatischen Bemühungen will Moon noch im Herbst in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang reisen, wie es in der Gipfelerklärung hieß.

China will nach den Aussagen aus Peking weiterhin eine proaktive Rolle spielen, Japans Regierungschef Shinzo Abe sagte, er erwarte von Nordkorea konkrete Schritte. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte vor verfrühter Euphorie. Die Begegnung sei ein „ermutigender erster Schritt“, sagte Stoltenberg bei einem Treffen der NATO-Außenminister in Brüssel. „Uns muss aber bewusst sein, dass noch viel harte Arbeit vor uns liegt.“

„Mit der Realität auseinandersetzen“

Auch Wissenschaftler in Südkorea äußern ihre Skepsis. Hoffnungen auf eine baldige, komplette Beseitigung des nordkoreanischen Atomprogramms dürften aus Sicht des Experten Andrej Lankow enttäuscht werden. „Nordkorea ist ein Atomwaffenstaat“, sagte der Professor der südkoreanischen Kookmin-Universität. „Das ist eine Tatsache. Sie haben Atomwaffen und können sie explodieren lassen. Wir müssen uns mit der Realität auseinandersetzen.“

Abrüstung beschlossen

Die beiden Staatsoberhäupter Nord- und Südkoreas wollen den Kriegszustand noch heuer beenden und „vollständig nuklear abrüsten“.

Warmlaufen für Treffen Kim - Trump

Aber das ist genau der Punkt: Die USA und ihre Verbündeten Südkorea und Japan wollen Nordkorea niemals als Atommacht anerkennen. Sie verlangen einen kompletten, überprüfbaren und nicht umkehrbaren Abbau des Programms. Und so war Trump als unsichtbarer Dritter in Panmunjom schon irgendwie dabei. In wenigen Wochen will er selber Kim treffen. Dann geht es vor allem um die Atomfrage.

Trump ist überzeugt, dass es seiner harten Linie und dem „maximalen Druck“ der Weltgemeinschaft zu verdanken sei, dass Kim auf seinen plötzlichen Annäherungskurs geschwenkt ist. Trump will den Druck bis zur vollständigen Denukluearisierung auch aufrechterhalten.

Die Sanktionen blieben in Kraft, sagte Trump am Freitag. Er wolle die Fehler früherer Regierungen nicht wiederholen. Er gehe nicht davon aus, dass Kim spielt. „So weit ist es noch nie gekommen. Dieser Eifer, eine Vereinbarung zu erzielen.“ Aber nur die Zeit werde es zeigen. Der Korea-Gipfel ist somit nur ein Warmlaufen für das Treffen Kims mit Trump, da eine grundlegende Lösung des Atomkonflikts nur von den USA und Nordkorea zu erreichen ist.

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