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Feindseligkeiten sollen eingestellt werden

Süd- und Nordkorea wollen den offiziell noch geltenden Kriegszustand auf der Halbinsel bis Ende dieses Jahres beenden. Außerdem streben sie gemeinsam eine „vollständige nukleare Abrüstung“ an, wie Südkoreas Präsident Moon Jae In und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in einer gemeinsamen Stellungnahme bei ihrem Gipfeltreffen am Freitag mitteilten.

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Beide Länder wollen alle Feindseligkeiten, die Quelle militärischer Spannungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft seien, gegen die andere Seite einstellen. Moon will noch in diesem Jahr nach Nordkorea reisen - er nahm damit die Einladung Kims an. Moon will im Herbst in die Hauptstadt Pjöngjang reisen. Moon und Kim umarmten einander nach der Unterzeichnung.

Kim Jong Un und Moon Jae-in unterzeichnen ein Dokument

AP/Korea Broadcasting

Kim und Moon bei der Unterzeichnung der gemeinamen Erklärung

Demilitarisierte Zone soll „Friedenszone“ werden

Kim sagte, er wolle ein „neues Kapitel“ in den Beziehungen zu Südkorea aufschlagen. Moon sprach von einer „neuen Ära des Friedens“. Ab 1. Mai sollen alle feindseligen Handlungen einschließlich der Lautsprecherdurchsagen an der Grenze und der Verbreitung von Flugblättern in der Demilitarisierten Zone (DMZ) eingestellt werden. „Die DMZ wird in Zukunft praktisch zu einer Friedenszone werden.“

Süd- und Nordkorea wollten aktiv zusammenarbeiten, um ein dauerhaftes Friedenssystem aufzubauen, heißt es in der Erklärung weiter. Die Einrichtung eines Friedenssystems sei eine historische Aufgabe, die nicht mehr aufgeschoben werden könne. Dazu sollen multilaterale Gespräche aufgenommen werden - entweder zu dritt mit den USA oder zu viert unter Einschluss Chinas. „Wir erklären, dass kein Krieg mehr auf der koreanischen Halbinsel ausbrechen wird“, hieß es in der Erklärung.

Beide Seiten einigten sich zudem auf die Wiederaufnahme gemeinsamer humanitärer Projekte wie die Treffen von durch den Krieg auseinandergerissenen Familien. Das nächste Treffen soll laut der Erklärung im August stattfinden.

Kim überquerte Grenze

Davor ereigneten sich historische Momente: Als erster nordkoreanischer Staatschef seit dem Ende des Korea-Krieges (1950-1953) hatte Kim die Grenze überquert und südkoreanischen Boden betreten. Der Machthaber wurde direkt an der Demarkationslinie in der gemeinsamen Sicherheitszone Panmunjom von Moon empfangen. Beide Staatschefs begrüßten einander herzlich mit Handschlag und stellten sich den Fotografen.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un geht auf Südkoreas Präsident Moon Jae zu

Reuters/Korea Summit Press

Nordkoreas Machthaber Kim ging auf Südkorea zu und überquerte am Ende auch die Grenze

Kim forderte den südkoreanischen Präsidenten auf, seinerseits die Betonschwelle im Boden, die die Grenzlinie kennzeichnet, auch nach Norden zu überqueren. „Vielleicht ist es die richtige Zeit, dass Sie nordkoreanisches Gebiet betreten“, sagte Kim. Moon kam damit erstmals nach Nordkorea, was vorher nicht erwartet worden war. Zwischen den blauen Baracken, die beide Seiten nach dem Krieg für Besprechungen nutzten, markiert die betonierte Schwelle zwischen dem Sandfeld im Norden und dem Kiesbett im Süden die Demarkationslinie.

Historisches Gipfeltreffen

Als erster nordkoreanischer Staatschef hat Kim südkoreanischen Boden betreten, um Südkoreas Präsidenten Moon zu treffen. Beide bekundeten ihren Willen zur nuklearen Abrüstung.

Ein Schritt als „Symbol des Friedens“

Im Mittelpunkt des mit Spannung und großen Hoffnungen erwarteten Gipfels stehen der Streit über Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramm und eine langfristige Friedenslösung für die koreanische Halbinsel. „Mit dem Moment, in dem der Vorsitzende Kim die militärische Demarkationslinie überschritten hat, wurde Panmunjom zu einem Symbol des Friedens, nicht der Teilung“, sagte Moon zu Beginn ihrer Gespräche, der live im Fernsehen übertragen wurde.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und Südkoreas Präsident Moon Jae übertreten gemeinsam die Demarkationslinie zwischen beiden Staaten

Reuters/Korea Summit Press

Auch Südkoreas Präsident Moon betrat Nordkorea

Nach den ersten Gesprächen trennten sich die beiden Staatschefs vorübergehend wieder. Kim wurde für das Mittagessen nach Nordkorea gebracht - begleitet von seinem Wachpersonal. Videos der laufenden Bodyguards neben der Limousine verbreiteten sich rasch in Sozialen Netzwerken.

Kim mit militärischen Ehren empfangen

Moon empfing den Machthaber mit militärischen Ehren. Beide gingen an einer Ehrengarde von 300 Soldaten aller drei Waffengattungen der südkoreanischen Streitkräfte vorbei. „Es war ein einfacher Gang über diese Grenze und hat elf Jahre gedauert“, sagte Kim, der sich danach ins Gästebuch des südkoreanischen „Friedenshauses“ in Panmunjom eintrug.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un und seine Schwester mit Südkoreas Präsident Moon Jae gehen auf dem roten Teppich

AFP/Korea Summit Press

Kim kam in Begleitung seiner Schwester Kim Yo Jong, die auch als seine enge Beraterin gilt

Trump: „Es geschehen gute Dinge“

Die Reaktionen auf das Abkommen waren durchwegs positiv: US-Präsident Donald Trump sprach von einem „historischen Treffen“. Nach einem „wilden Jahr“ mit atomaren und Raketentests „geschehen gute Dinge“, twitterte Trump. „Aber nur die Zeit wird es zeigen.“ Er forderte seine Landsleute auf, „stolz“ auf das Geschehen zu sein. „Korea-Krieg vor dem Ende“, schrieb Trump in einem zweiten Tweet.

Auch das chinesische Außenministerium begrüßte die gemeinsame Erklärung. Man habe die Hoffnung, dass beide Seiten einen politischen Prozess zur Lösung der Probleme auf der Halbinsel vorantreiben können. China sei bereit, bei diesem Punkt weiter eine aktive Rolle zu spielen.

Russland: „Sehr positive Entwicklung“

Das russische Präsidialamt erklärte, es sehr zu schätzen, „dass es zu diesem Gespräch gekommen ist“. Man sei „zufrieden mit den Ergebnissen der Verhandlungen“, sagte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow in Moskau. Russland würde alle weiteren Schritte begrüßen, um die Spannungen zu verringern, etwa ein Treffen Trumps mit Kim. „Wir haben heute gesehen, dass es einen direkten Dialog geben kann, er hat konkrete Perspektiven aufgezeigt“, sagte Peskow russischen Agenturen zufolge.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres feierte das Treffen als „wahrhaft historischen Gipfel“. „Die starken Bilder der zwei Führer, die zur Förderung von Harmonie und Frieden auf der koreanischen Halbinsel zusammenkommen, haben viele Menschen rund um die Welt beeindruckt“, so Guterres. Nun zähle er darauf, dass beide Seiten nach ihrem ersten Treffen alle vereinbarten Schritte umsetzten, um das Vertrauen zwischen Nord- und Südkorea zu stärken und die nukleare Abrüstung voranzutreiben.

Auch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe begrüßte das Gipfelergebnis. Er erwarte von Nordkorea, nun konkrete Schritte zu gehen. Erfreut zeigte man sich auch in Europa: „Grundsätzlich sind wir froh darüber, dass Nordkorea endlich die ausgestreckte Hand Südkoreas angenommen hat“, so ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amtes. Man hoffe, dass Nordkorea nun mit der gleichen Ernsthaftigkeit wie Südkorea in den Dialog eintrete.

Mogherini: „Dialog und Diplomatie stärkste Instrumente“

Federica Mogherini würdigte die Ergebnisse des Korea-Gipfels als Sieg der Diplomatie. Das Treffen zwischen Moon und Kim habe gezeigt, dass „der Weg zum Frieden aller Widrigkeiten zum Trotz möglich ist“, so die EU-Außenbeauftragte in Brüssel. „Es zeigt, dass Dialog und Diplomatie unsere stärksten Instrumente sind, um friedliche Lösungen für die schwierigsten Probleme zu schaffen.“ Davon könnten die Region und die ganze Welt profitieren.

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßte die Ergebnisse, sprach sich aber gleichzeitig für eine Fortsetzung der Sanktionen gegen Nordkorea aus. „Ich glaube, das ist ein sehr wichtiger erster Schritt“, sagte Stoltenberg beim NATO-Außenministertreffen in Brüssel. Er fügte aber hinzu: „Wir müssen den Druck aufrechterhalten, um zu einer politischen Lösung zu kommen.“ Der Weg zu einer Beilegung des Konflikts auf der koreanischen Halbinsel sei noch lang, so Stoltenberg. „Es liegt noch viel harte Arbeit vor uns.“

Moon über Kim: „Wir sind gute Freunde geworden“

Südkoreas Präsident Moon zog nach dem Treffen eine positive Bilanz. Die Vereinbarungen hätten „einen Schatten beseitigt, der über der koreanischen Halbinsel lag“, sagte Moon beim Abendessen zum Abschluss des Treffens. Er und Kim seien durch die Gespräche „gute Freunde geworden“. Auch wollten sie regelmäßig Gespräche führen und sich über die neu geschaffenen Kommunikationskanäle verständigen.

Kim bestätigte: „Präsident Moon und ich können jederzeit über den heißen Draht sprechen.“ Beide Seiten sollen zusammenarbeiten, um ein neues Kapitel in der Geschichte aufzuschlagen. „Wir brauchen große Entschlossenheit und Engagement, dann können wir alle Herausforderungen bewältigen.“

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