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Rund 100.000 allein bei Ypern vermisst

Die einstigen Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges bergen noch immer die sterblichen Überreste vieler der als vermisst geführten Soldaten. Allein rund um die belgische Stadt Ypern wird deren Zahl auf über 100.000 geschätzt.

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Immer wieder werden bei archäologischen Grabungen, vielfach auch durch Zufall, nicht nur zahllose Relikte der einstigen Materialschlachten, sondern auch die sterblichen Überreste von gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges gefunden. Erklärtes Ziel ist dann die Klärung der Identität, die in manchen Fällen wie zuletzt bei Thomas Telford Edmundson auch gelingt.

Namensliste Gefallener

ORF.at/Peter Prantner

Rund 54.900 Namen sind im Menentor eingemeißelt: Darunter auch Edmundson T. T.

Im April 1915 nahe Zonnebeke gefallen

Der am 26. April 1915 nahe der Frontlinie bei der Stadt Zonnebeke gefallene Brite zählte bisher zu jenen rund 54.900 von Großbritannien und den Commonwealth-Staaten als vermisst gelisteten Soldaten, deren Namen am Ehrenmahl des Menentors in Ypern eingemeißelt sind. Mehr als 100 Jahre nach seinem Tod wurde dieser nun im Beisein von teils weitangereisten Angehörigen mit militärischen Ehren beigesetzt.

Durch Zufall bei Bauarbeiten entdeckt, gelang Archäologen anhand von Uniformteilen zunächst die Zuordnung zur Durham Light Infantry und damit zu jener britischen Einheit, in der Edmundson diente, und nach weiteren Nachforschungen schließlich auch die Klärung der Identität, die dann per DNA-Vergleich mit heute noch lebenden Verwandten bestätigt wurde.

Menentor in Ypern

ORF.at/Peter Prantner

Gedenkstätte der von britischer Seite im Ersten Weltkrieg Vermissten: Das Menentor in Ypern

„Das höchste Opfer gebracht“

Die schwierige Suche nach den Namen hinter den sterblichen Überresten wird mit viel Aufwand betrieben. Anhand von Kriegsdokumenten und alten Tagebüchern wird dabei etwa versucht, Truppenbewegungen nachzuzeichnen. Und so spielten laut Medienberichten auch bei der Identifizierung von Edmundson die schriftlichen Aufzeichnungen von Mitgliedern der Durham Light Infantery eine entscheidende Rolle.

„Spuren des Krieges“

Die derzeit im In Flandern Fields Museum laufende Sonderausstellung „Spuren des Krieges“ geht auch der Vorgangsweise beim Fund von sterblichen Überresten von Soldaten des Ersten Weltkrieges auf den Grund. Archäologen versuchen zunächst die Identität zu klären, dann folgt die Übergabe an die Polizei und schließlich an die Kriegsgräberbehörde des Herkunftslandes.

Auch nach so langer Zeit sei es wichtig, an all jene zu erinnern, die für die Freiheit „das höchste Opfer gebracht“ haben, wie Harry Lewis von der britischen Botschaft im Rahmen der Trauerzeremonie am 14. März auf einem Soldatenfriedhof nahe Zonnebeke sagte.

Nach Angaben des Nachrichtenportals Flanderinfo war es aber auch Edmundsons Familie wichtig zu wissen, was mit dem damals Zwanzigjährigen geschehen ist: „Die Tatsache, dass sein Schicksal heute geklärt und seine Leiche gefunden ist, sorgt bei ihnen auch jetzt noch, rund 100 Jahre nach den eigentlichen Ereignissen, für Emotionen.“

„Hoffnung für alle, die Angehörige verloren haben“

Nur wenige Wochen zuvor wurde auf einem Soldatenfriedhof nahe dem französischen Verdun der dort im Ersten Weltkrieg gefallene Claude Fournier feierlich beigesetzt. „Das ist eine Nachricht der Hoffnung für alle, die in der Schlacht um Verdun Angehörige verloren haben“, sagte damals der 75 Jahre alte Enkel des Beigesetzten gegenüber dem TV-Sender BFMTV.

Auch die sterblichen Überreste Fourniers wurden bei Bauarbeiten, in diesem Fall samt Erkennungsmarke gefunden. Fournier war nun der erste in der Schlacht von Verdun gefallene Soldat, dessen Identität per DNA-Test bestätigt wurde.

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