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Gammelfleisch und Etikettenschwindel

Am Anfang steht laut Medienberichten eine bereits im September 2016 an der kosovarischen Grenze gestoppte Fleischlieferung - mit einiger Verspätung sorgen die Folgen nun in Belgien für anhaltende Schlagzeilen. Immer wieder kommen neue Details rund um die Machenschaften in einem der größten Schlachthäuser des Landes ans Tageslicht - zuletzt mehrten sich dabei auch Vorwürfe gegen die zuständigen Behörden.

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Der Veviba-Schlachthof im südbelgischen Ardennenort Bastogne ist mittlerweile geschlossen. Zudem haben die großen Supermarktketten des Landes wie Delhaize und Colruyt nicht nur alle Produkte der Schlachthof-Gruppe Verbist aus ihren Regalen genommen - auch sämtliche Verträge mit dem Veviba-Mutterkonzern wurden „unwiderruflich“ aufgelöst.

Die als betrügerisch und gesundheitsgefährdend eingestuften Praktiken hätten zu einem „irreparablen Vertrauensbruch geführt“, heißt es dazu in einer Aussendung von Delhaize. Neben Veviba in Bastogne wurde auch die Zusammenarbeit mit einem Betrieb in Zottegem und Rochefort aufgekündigt. Bereits seit dem Vorjahr ist nach Angaben des Nachrichtenportals Flandern.info die Zusammenarbeit mit einem Schlachtbetrieb in der Stadt Izegem beendet, „nachdem mehrere Missstände ans Licht gekommen waren“.

Zwölf Jahres altes Fleisch beschlagnahmt

Auch Vorwürfe gegen Veviba gibt es schon länger, konkret seit 2016. Im September des Jahres sei ein Lkw an der kosovarischen Grenze kontrolliert und beschlagnahmt worden. Es habe sich um eine offenbar für den Verkauf gedachte Fleischlieferung von Veviba gehandelt - die rund 20 Tonnen waren allerdings damals bereits rund 12 Jahre alt, wie unter anderem die Zeitung „Niuwsblad“ berichtete.

In die Kritik geraten damit auch die zuständigen Behörden und die Justiz. So habe die belgische Behörde für Lebensmittelsicherheit (FAVV) zwar 2016 einen Mitarbeiter in das Kosovo geschickt - nun stelle sich die Frage, warum es erst jetzt und nicht schon damals auch zu Konsequenzen gekommen sei. Bei Kontrollen wurden nun jedenfalls „schwerwiegende Verstöße“ nachgewiesen.

„Mafia-Strukturen“

Zuletzt wurden immer neue Details bekannt. Neben der Fälschung von Haltbarkeitsdaten und in der Produktion gelandeten Fleischabfällen wurde vom belgischen öffentlich-rechtlichen Sender RTBF etwa auch vom Verkauf von konventionellem Fleisch als „Bioprodukt“ berichtet. Die Causa Veviba beschäftigt indes auch die Behörden im benachbarten Luxemburg. Alle dort im Verkauf befindlichen Veviba-Produkte stünden nach Angaben vom „Luxemburg Tageblatt“ unter dem Verdacht, mit gefälschten Verpackungsdaten versehen worden zu sein.

Zudem bestätigt ein anonymer Angestellter gegenüber dem belgischen Fernsehen, er habe Haltbarkeitsetiketten entfernt und neue angebracht, wobei die „Haltbarkeit“ um ein Jahr verlängert worden sei. Ein Vertreter der Gewerkschaft Confederation des syndicats chretiens (CSC) sprach gegenüber TV Lux zudem von „Mafia-Methoden“ und Schmier- bzw. Schweigegeld für involvierte Angestellte.

„Schockierter“ TV-Koch

Gegenüber dem „Standaard“ kam schließlich auch der vom Skandal „schockierte“ Fernsehkoch und Gründer der Fleischbällchenkette Balls & Glory, Wim Ballieu, zu Wort. „Ich habe immer die Fleischkultur verteidigt“, wird dieser in der Zeitung zitiert. Angesichts der nun bekanntgewordenen Machenschaften glaube er aber nicht mehr, „dass wir in 20 Jahren noch Fleisch essen werden“.

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