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EU-Expertennetzwerk aus Taufe erhoben

Im Kampf gegen Lebensmittelbetrug ist am Dienstag im EU-Parlament von Straßburg der Startschuss für ein neues Wissenszentrum gefallen. Im Fokus steht der Aufbau eines Expertennetzwerks, das den zuständigen EU- und nationalen Behörden künftig Zugang zu Daten gibt, damit diese schneller und besser als bisher für mehr Lebensmittelsicherheit sorgen können.

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Es handle sich um eine Reaktion auf „Bedenken der Verbraucher hinsichtlich der Qualität und Authentizität unserer Lebensmittel“, so die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) der EU-Kommission, von der das Wissenszentrum für Lebensmittelbetrug und -qualität betrieben wird. Bei der Eröffnungsfeier im Louise-Weiss-Gebäude von Straßburg wurde an die jüngsten Betrugsfälle bei Olivenöl, Wein, Honig, Fisch, Milchprodukten, Fleisch und Geflügel verwiesen. Fälle wie diese würden nachhaltig das Vertrauen der Konsumenten schwächen und der gesamten, vom Hersteller bis zum Einzelhändler reichenden Lebensmittelversorgungskette schaden.

Gemeinsame Prüfmethodik als Ziel

Neben Koordination der Marktüberwachung soll das neue Wissenszentrum für Betrug und Qualität von Lebensmitteln mit einem Frühwarn- und Informationssystem bei Verdachtsfällen auch eine schnellere und verbesserte Reaktion ermöglichen. Im Lebensmittelbereich gebe es mittlerweile Möglichkeiten, dank denen man „sehr direkt“ reagieren könne, sagte dazu EU-Kommissar Tibor Navracsics, der das neue Zentrum im Rahmen einer Ausstellungseröffnung der in seinen Zuständigkeitsbereich fallenden Gemeinsamen Forschungsstelle vorstellte. Begleitet wurde Navracics vom österreichischen EU-Abgeordneten Paul Rübig (ÖVP), der bei der Gelegenheit noch mehr Einsatz der EU in Zukunftsbereiche wie Forschung einforderte.

Der österreichische EU-Abgeordnete Paul Rübig

ORF.at/Peter Prantner

Rübig mit Navracics im EU-Parlament in Straßburg

Konsumentenschutzkommissarin Vera Jourova erwartet, wie sie per Aussendung mitteilte, vom neuen Wissenszentrum nun „die Bereitstellung besserer wissenschaftlicher Erkenntnisse“ durch die hier zusammengeführten „Expertinnen und Experten sowie Wissen aus unterschiedlichen Quellen inner- und außerhalb der Europäischen Kommission“.

Ein Produkt, verschiedene Zutaten

Das Zentrum soll zudem zur Entwicklung einer gemeinsamen Prüfmethodik beitragen, „die uns wiederum bei der Anwendung und Durchsetzung des Lebensmittel- und Verbraucherschutzrechts helfen wird“. Besser erfasst werden sollen damit unter anderem auch Informationen über die Zusammensetzung hochwertiger Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse wie Wein und Olivenöl. Angesprochen wurde rund um die Eröffnung aber auch der etwa in Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei zuletzt laut gewordene Vorwurf, dass dort Markenprodukte mit minderwertigeren Zutaten angeboten würden als anderswo.

Es handelt sich um das mittlerweile fünfte bei der Gemeinsamen Forschungsstelle angesiedelte Wissenszentrum. Navracics zufolge hätten die in den Bereichen Bioökonomie, territoriale Maßnahmen, Migration und Demografie und Katastrophenschutz bereits aktiven JRC-Wissenszentren eindrucksvoll gezeigt, dass der Einsatz lohnt.

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