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Selbstfahrende Autos ohne Lenkrad

In Kalifornien dürfen ab April selbstfahrende Autos ohne Lenkrad und Pedale auf die Straße. Die Verkehrsbehörde des Bundesstaates kippte am Montag die bisherige Anforderung, dass stets ein Mensch am Steuer sitzen müsse, um im Notfall eingreifen zu können. Unter anderem Unternehmen aus dem Silicon Valley hatten sich für die Änderung starkgemacht.

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Entwickler wie die Google-Schwesterfirma Waymo arbeiten an Technologie für komplett autonome Robotertaxis. Aber auch der Autoriese General Motors (GM) stellte dafür jüngst einen Prototyp ohne Lenkrad und Pedale vor.

50 Firmen testen derzeit

In Kalifornien haben bisher 50 Firmen aus aller Welt die Erlaubnis zum Testen selbstfahrender Autos erhalten. Vom 2. April an können nun Lizenzen für Fahrzeuge ohne Menschen am Steuer beantragt werden. Dabei muss allerdings bewiesen werden, dass die Autos Sicherheitsstandards erfüllen und zum Beispiel gegen Cyberattacken geschützt sind.

Fahrerloses Auto

AP/Eric Risberg

Das selbstfahrende Auto der Google-Schwester Waymo hat ein Design, das eher Kuschelreflexe als Angst auslöst

Und zumindest aktuell soll der Betrieb der Wagen per Funk überwacht werden, und die Fahrzeuge sollen Daten aufzeichnen - ähnlich wie Flugschreiber in der Luftfahrt. Außerdem muss ein Verfahren für die Kommunikation mit einem Polizisten entwickelt werden, der ein Roboterauto stoppen kann.

„Das musste passieren“

„Das war ein Schritt, der passieren musste, damit Kalifornien in dem Bereich wettbewerbsfähig bleibt“, sagte Nidhi Kalra von der konservativen Denkfabrik Rand Corporation. Sie beschäftigt sich sich seit Jahren mit dem Thema autonomes Fahren. Kalifornien prescht mit den neuen Vorschriften vor, während eine landesweite Regelung in Washington feststeckt. Auch andere Bundesstaaten ergreifen die Initiative: So bekam Waymo die Erlaubnis für den Aufbau eines ersten Robotertaxidienstes in einem Stadtteil von Phoenix in Arizona. „Man kann nicht testen, was echte, wirkliche Autonomie bedeutet“, solange ein Fahrer im Auto sitze, so Kalra. Und die Technologie direkt hier, wo sich die Firmen befinden, testen zu können, „ist sehr wichtig“.

„Wie bei einem Videospiel“

Die Konsumentenschutzorganisation Consumer Watchdog dagegen kritisierte die neuen Vorschriften scharf. Selbstfahrende Autos hätten sich noch nicht als sicher genug erwiesen, um sie ohne menschliches „Back-up“ auf die Straße lassen zu können. „Es wird genau wie bei einem Videospiel sein - außer dass echte Leben in Gefahr sein werden“, so John Simpson von Consumer Watchdog. So wie auch in Österreich erteilt die Behörde für Fahrtests Genehmigungen und weist bestimmte Strecken dafür aus. Ab April können Autohersteller für Genehmigungen, ganz ohne Fahrer zu testen, ansuchen.

Fahrerloses Auto

AP/Eric Risberg

Auch Blinde könnten via Sprachsteuerung künftig selbstständig Auto fahren. Hier „lenkt“ Steve Mahan, der blind ist, ein Waymo-Modell bei einer Google-Veranstaltung.

Viele Hersteller in Startlöchern

Große Autohersteller wie Mercedes, BMW, Ford, Nissan und Volvo kündigten an, dass sie erste Modelle nicht vor 2020 auf den Markt bringen werden. Zunächst dürften solche Autos weniger an Private verkauft werden, vielmehr vor allem in Firmenflotten zum Einsatz kommen. Tesla behauptete letztes Jahr, seine Autos könnten bereits zu selbstfahrenden Autos umgerüstet werden. Der Konzern testet aber noch seine Software. Die in dem Bereich führende Google-Schwester Waymo machte bisher keine Angaben über einen möglichen Verkaufsstart.

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