Tillerson verspricht „Erklärungen“
Die Pläne der US-Regierung zur Ausbildung einer Grenztruppe aus kurdischen und arabischen Kämpfern in Nordsyrien sorgen weiter für Spannungen zwischen der Türkei und Washington.
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Nach einer Klarstellung des US-Verteidigungsministeriums, wonach die Truppe zum Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und zur Stabilisierung eingesetzt werden soll, zeigte sich der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstag weiterhin „nicht zufrieden“ - und am Freitag begann Ankara mit dem Beschuss kurdischer Orte in Syrien.
Die US-geführte Allianz zum Kampf gegen die IS-Miliz hatte am Sonntag den Aufbau der 30.000 Mann starken Truppe im syrischen Grenzgebiet zur Türkei angekündigt. Diese soll die Grenzen im Norden und Osten Syriens sichern, um ein Wiedererstarken der IS-Miliz zu verhindern. Die Hälfte der Kämpfer soll von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kommen, die von den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) dominiert werden.
Effizientester Verbündeter aus US-Sicht
Die türkische Regierung betrachtet die YPG als einen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und als Terrorgruppe. Die USA sehen in der YPG-Miliz hingegen einen ihrer effizientesten Verbündeten im Kampf gegen den IS. Außenminister Cavusoglu sagte am Donnerstag dem Fernsehsender CNN Türk, der Aufbau einer „Terrorarmee würde unseren Beziehungen irreparablen Schaden zufügen“. Die Lage sei „sehr ernst“.
US-Außenminister Rex Tillerson bemühte sich derweil, die Wogen zu glätten. Bei der Einheit handle es sich keineswegs um eine „Grenzschutztruppe“, sagte er in der Nacht auf Donnerstag. Einige Beteiligte hätten sich bei der Vorstellung der Pläne „schlecht ausgedrückt“. Er habe Verständnis für die Reaktion Ankaras, so Tillerson: „Wir schulden ihnen eine Erklärung.“
Tillerson versucht zu beruhigen
Es handle sich lediglich um ein verstärktes Training für die örtlichen Truppen, um ein Wiedererstarken des IS zu verhindern, sagte Tillerson: „Nichts hat sich geändert.“ Das Pentagon hatte am Mittwoch erklärt, es handle sich nicht um eine „neue Armee“ oder eine „normale Grenzschutztruppe“. Die Truppe sei darauf ausgerichtet, Kämpfer des IS an der Flucht aus Syrien zu hindern und die befreiten Gebiete zu sichern.
Cavusoglu wies in dem CNN-Türk-Interview derweil auf die Notwendigkeit hin, sich mit Russland zu „koordinieren“, das im nordsyrischen Gebiet Afrin an der Grenze zur Türkei „Militärbeobachter“ stationiert hat. Moskau dürfe sich einem türkischen Militäreinsatz in Afrin nicht entgegenstellen. Bis jetzt habe Ankara „viele Schritte mit Russland koordiniert“ und tue das auch weiterhin.
Armeechef zu Gesprächen in Moskau
Der türkische Generalstabschef Hulusi Akar und Geheimdienstchef Hakan Fidan hielten sich am Donnerstag in Moskau auf. Sie erörterten dort mit ihren russischen Kollegen Sicherheitsfragen und die Lage in Syrien, wie die türkische Armee mitteilte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor einen baldigen Militäreinsatz in Afrin angekündigt. Türkische Medien berichteten, türkische Artillerie habe bereits kurdische Positionen in Syrien beschossen.
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