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Bahnverkehr in Deutschland eingestellt

„Friederike“ hat am Donnerstag in weiten Teilen Nordeuropas für Verwüstung und Verkehrschaos gesorgt. Heftige Sturmböen zogen über Großbritannien, Belgien, die Niederlande und Deutschland - dort wurde der Sturm am Nachmittag zu einem Orkan hochgestuft. Mehrere Menschen kamen bereits ums Leben. Aus Sicherheitsgründen stellte die Deutsche Bahn (DB) den Fernverkehr bundesweit ein.

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„Es wäre fahrlässig, die Züge irgendwo, wo man noch fahren kann, noch fahren zu lassen - und dann bleiben Hunderte Fahrgäste auf irgendeinem Bahnhof oder schlimmstenfalls auf freier Strecke hängen. Diese Situation müssen wir vermeiden, und deshalb diese harte Entscheidung, den Fernverkehr komplett in Deutschland einzustellen“, sagte Bahnsprecher Achim Stauß.

Wer irgendwo strande, der bekomme auch eine Betreuung. „Der bekommt also einen Hotelgutschein oder eine Übernachtung im Zug“, sagte Stauß. „Wichtig ist, dass nichts passiert. Wir müssen unsere Reisenden und auch unser Personal schützen.“

Sturm "Friederike" zieht über Europa

Reuters/Thilo Schmuelgen

Der gesamte Fernverkehr der Deutschen Bahn wurde eingestellt

Orkan über Mitteldeutschland am Höhepunkt

Am Nachmittag erreichte „Friederike“ ihren Höhepunkt über Hessen, Thüringen und dem südlichen Niedersachsen. Im Tiefland seien Spitzenwindgeschwindigkeiten von 134 km/h im nordhessischen Frankenberg erreicht worden, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. In der thüringischen Hauptstadt Erfurt wurden 120 km/h gemessen, auf dem Brocken im Harz sogar 203 km/h.

Tote und Verletzte in Deutschland

In Deutschland kamen bisher vier Menschen durch den Sturm ums Leben. Im niederrheinischem Emmerich wurde ein Mann von einem umstürzenden Baum erschlagen. Das Unglück ereignete sich auf einem Privatgrundstück, wie eine Sprecherin der Polizei in Kleve mitteilte. Der Mann erlag laut Polizei noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen. Im nordrhein-westfälischen Lippstadt kam ein 68-jähriger Lastwagenfahrer bei einem sturmbedingten Verkehrsunfall ums Leben, wie das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste in Duisburg mitteilte. Ein weiterer Lkw-Fahrer starb in Brandenburg, als sein Fahrzeu von einer Windböe erfasst wurde und umkippte.

Sturm "Friederike" zieht über Europa

APA/AP/Jens Meyer

Bei Erfurt musste die Autobahn gesperrt werden, nachdem ein Lkw umgekippt war

In Bad Salzungen (Thüringen) wurden ein Feuerwehrmann von einem Baum erschlagen und ein weiterer schwer verletzt, wie ein Polizeisprecher in Suhl am Donnerstag mitteilte. Auch im sauerländischen Sundern kam ein Feuerwehrmann ums Leben. Das Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sei bei einem Sturmeinsatz getötet worden, sagte der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, am Donnerstagabend.

Sturm "Friederike" zieht über Europa

APA/AP/Christoph Reichwein

Umstürzende Bäume verursachten schwere Unfälle, etwa in Moers im Ruhrgebiet

In Hamburg wurde ein 17 Jahre alter Schüler lebensgefährlich verletzt. Ein Ast mit etwa 30 Zentimeter Durchmesser habe den Burschen im Stadtteil Winterhude am Kopf getroffen, teilte die Polizei mit. Der Schüler erlitt schwere Verletzungen.

Von Ästen erschlagen

In den Niederlanden kamen nach Behördenangaben drei Menschen ums Leben, die von Bäumen oder Trümmerteilen getroffen wurden. In der Ortschaft Olst im Osten der Niederlande sei ein 62-jähriger Mann von einem abgebrochen Ast erschlagen worden, teilte die Polizei mit. In Enschede nahe der deutschen Grenze starb nach Polizeiangaben ein Autofahrer, nachdem ein Baum auf das Auto gefallen war. Über das dritte Todesopfer war zunächst nichts Näheres bekannt.

Sturm "Friederike" zieht über Europa

APA/AP/Peter Dejong

Sturmböen brachten in Amsterdam sogar große Bäume zu Fall

In Belgien wurde unterdessen eine Autofahrerin von einem umfallenden Baum erschlagen. Sie war in ihrem Fahrzeug auf einer Straße durch einen Wald südöstlich von Brüssel unterwegs, wie die Nachrichtenagentur Belga am Donnerstag meldete. Wegen heftiger Winde wurde zudem der Betrieb im Hafen von Gent am Donnerstagvormittag eingestellt. Betroffen seien etwa zehn Schiffe. Die Zugbrücke von Zelzate am Kanal von Gent zur Küste blieb laut Belga ebenfalls geschlossen, sodass Hochseeschiffe nicht passieren konnten.

Flugverkehr über Amsterdam gestoppt

Der Flughafen Schiphol in Amsterdam, einer der verkehrsreichsten Flughäfen Europas, stoppte am Donnerstag zwischenzeitlich den gesamten Flugverkehr. Gegen Mittag wurde er schrittweise wieder aufgenommen. Die niederländische Fluglinie KLM hatte bereits am Mittwoch für Donnerstag insgesamt 220 Flüge gestrichen. Meteorologen sagten Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h in weiten Teilen der Niederlande voraus.

Flugstreichungen gab es auch in Deutschland, etwa auf dem Flughafen München. Betroffen waren innerdeutsche Flüge und auch Flüge nach Amsterdam. Im Laufe des Tages könnten weitere Flugausfälle hinzukommen, sagte ein Sprecher des Flughafens. Keine Auswirkungen gab es bisher auf dem Flughafen Frankfurt.

Schulen in Großbritannien geschlossen

In Schottland, dem Norden Englands und in Nordirland blieben viele Schulen aufgrund des Sturms geschlossen. In England gab es Böen von bis zu 133 km/h, in Schottland lagen bis zu 35 Zentimeter Schnee. In zahlreichen Haushalten fiel der Strom aus, allein im Osten Englands waren 47.000 Menschen ohne Elektrizität. Der öffentliche Nahverkehr brach teilweise zusammen. Der britische und der irische Wetterdienst sprachen für Donnerstag und Freitag Unwetterwarnungen aus.

Sturm "Friederike" zieht über Europa

Reuters/Toby Melville

In South Wales peitschte der Sturm das Wasser meterhoch in die Luft

Westlich von London wurde in einer Wildtierstation der Zaun eines Wildtiergeheges umgeweht, was ein Wolf dazu nutzte auszubrechen. Nach seiner Flucht in der Früh sei das Tier am Nachmittag aber wieder eingefangen worden, berichtete die Polizei.

Toter auch in Italien

Ein heftiger Sturm richtete auch in weiten Teilen Italiens Schäden an, ein Mensch starb. Ein Mann sei am Mittwoch mit seinem Bruder in der südlichen Stadt Crotone auf ein Dach geklettert, um es auf Sturmschäden zu prüfen, berichteten italienische Nachrichtenagenturen. Der Wind habe ihn umgeworfen, sodass er in den Tod stürzte.

In Rom wurde ein Mädchen verletzt, nachdem Dachziegel einer Schule durch die Luft gewirbelt waren. Zahlreiche Bäume knickten um und fielen auf Autos. In Norditalien waren unter anderem im Aostatal zahlreiche Skipisten wegen des starken Windes geschlossen. In Sizilien, bei Neapel und auf Sardinien war der Fährverkehr stark eingeschränkt.

Fähre in Griechenland riss sich los

Stürmische Winde haben auch in der Ägäis chaotische Zustände verursacht. Eine Fähre, die ohne Passagiere an Bord vor dem Hafen von Piräus auf Reede lag, riss sich los und trieb unkontrolliert im Wasser, wie das griechische öffentlich-rechtliche Fernsehen ERT zeigte. Schleppern gelang es nach mehreren Manövern, das Schiff an den Haken zu nehmen, um es wieder in Sicherheit zu bringen. Dutzende Fährverbindungen zu und zwischen den Kykladen-Inseln wurden am Donnerstagvormittag abgesagt.

In Athen und Piräus sowie in der Region der Halbinsel Peloponnes musste die Feuerwehr mehrmals ausrücken, um umgestürzte Bäume und Werbeplakate von den Straßen zu entfernen, teilte die Feuerwehr mit. Das nationale Wetteramt warnte: In den kommenden zwölf Stunden werden weiterhin stürmische Winde der Stärke neun bis zehn wehen.

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