Überschuss durch Franken-Abwertung
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erwartet für das Jahr 2017 einen Rekordgewinn. Mit rund 54 Milliarden Franken (rund 46 Mrd. Euro) konnte der Überschuss im Vergleich zum Vorjahr sogar verdoppelt werden. Das geht aus Daten hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurden.
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Mit diesem Ergebnis macht die SNB selbst dem wertvollsten Unternehmen der Welt, dem US-Konzern Apple, deutlich Konkurrenz. Laut einem Bericht des Onlineportals Quartz wird für den iPhone-Hersteller ein Überschuss von rund 48 Milliarden Euro erwartet, der damit nur wenig über dem der SNB läge.
Franken verlor knapp zehn Prozent an Wert
Der ungewöhnlich hohe Gewinn der Notenbank ist vor allem eine Folge des jüngsten Kursrückgangs des Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro. Im Handel mit dem Euro verlor die Schweizer Landeswährung im vergangenen Jahr knapp zehn Prozent an Wert. Das ist der stärkste Rückgang seit Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung vor etwa 20 Jahren.

Grafik: ORF.at; Quelle: SNB/APA
Durch den Kursrückgang des Frankens hat sich der Wert der Fremdwährungsreserven der Notenbank im Gegenzug erhöht, was den Bilanzgewinn nach oben treibt. Die Schweiz besitzt vergleichsweise hohe Fremdwährungsreserven. So hatte die SNB in der Vergangenheit hohe Euro-Bestände aufgekauft. Mit der Maßnahme wurde ein zu starker Anstieg des Frankens verhindert.
SNB investiert in große Unternehmen
Die Währungsentwicklung wirkte sich in der Vergangenheit jedoch nicht immer positiv auf die SNB aus. Im Jahr 2015 machte sie einen Rekordverlust von rund 23 Milliarden Franken, nachdem die Zentralbank den Mindestwechselkurs des Frankens zum Euro aufgehoben hatte. Nur ein Jahr später verzeichnete die SNB jedoch schon wieder ein Plus von 24 Milliarden Franken.
Neben der Abwertung des Frankens profitierte die Notenbank von der guten Entwicklung der Aktienmärkte. Die Zentralbank verfügt über ein mehrere hundert Milliarden Franken schweres Devisenportfolio. Sie hält Aktien und Anleihen in Euro, Dollar und anderen Währungen. Die SNB zählt damit zu den größten Investoren von Unternehmen wie Apple, Facebook und Amazon, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Wertveränderungen des Portfolios schlagen sich direkt im Ergebnis der Notenbank nieder.
Vergleichsweise geringe Gewinnausschüttung
Die Schweiz selbst wird vom Ergebnis der SNB aber nur relativ gering profitieren. Laut „Handelsblatt“ würde einem Verkauf ihrer Positionen eine Aufwertung des Frankens folgen, was nicht Ziel der SNB sei. Ihren Gewinn schüttet die Notenbank nur zum Teil aus: Laut Gesetz wird diese auf maximal zwei Milliarden Franken beschränkt. Ein Drittel davon geht an den Bund, zwei Drittel an die Schweizer Kantone.
Damit zeigt auch die Politik großes Interesse an den Ergebnissen der Notenbank. Das „Handelsblatt“ zitiert eine Abgeordnete der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, Susanne Leutenegger Oberholzer, die im Vorjahr sagte: „Norwegen hat das Öl, die Schweiz hat den starken Franken.“ Die Reserven der Bank gehörten dem Volk. Seitens der SNB kommt eine Abfuhr für die Bestrebungen der Politik, sie fürchte um ihre Unabhängigkeit. Der ausführliche Bericht zum Jahresabschluss mit den endgültigen Zahlen wird am 5. März, der Geschäftsbericht am 22. März veröffentlicht.
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