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Strafen für übermäßigen Verbrauch

In Südafrikas Touristenmetropole Kapstadt wird die Wasserversorgung wegen einer Dürre nochmals drastisch reduziert. Ab 1. Jänner sollen monatlich nur noch 10.500 Liter Wasserbrauch auf der Rechnung eines Haushalts stehen - halb so viel wie noch im Dezember. Das Wasser muss fürs Trinken, Kochen, Putzen, Duschen und sogar für die Klospülung reichen.

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Unternehmen müssen ihren Wasserverbrauch der Stadtverwaltung zufolge je nach Sektor zwischen 45 Prozent und 60 Prozent reduzieren. Der Grund für die Maßnahme ist die schlimmste Dürre in der Region seit Jahrhunderten. Kapstadt und die Provinz Westkap locken jährlich rund fünf Millionen Touristen an.

Bis Ende Dezember wurden Haushalten noch monatlich 20.000 Liter Wasser zugestanden, rund 87 Liter pro Person und Tag. Ab Jänner wird diese Höchstgrenze beinahe halbiert. Haushalte, die mehr verbrauchen, sollen mit Bußgeldern belegt werden. Allerdings sollen auch Ausnahmen möglich sein: Wenn mehr als vier Personen im Haushalt leben, kann bei der Stadt eine Genehmigung für einen höheren Wasserverbrauch beantragt werden.

„Stunde null“ droht im April

Die jetzige Rekorddürre wird durch die bereits extrem niederschlagsarmen Winter 2015 und 2016 verschlimmert. Die Stauseen, die die Stadt mit Wasser versorgen, sind nur zu einem Drittel voll. Mitte Oktober hat Kapstadt den Katastrophenfall ausgerufen. In der Bevölkerung wächst die Sorge vor der „Stunde null“. Zu diesem Zeitpunkt - nach aktuellen Berechnungen der 29. April - müsste die Stadtverwaltung wegen des Wassermangels die Leitungen abstellen.

der ausgetrocknete Theewaterskloof-Damm nahe Kapstadt

picturedesk.com/Kristin Palitza

Der Theewaterskloof-Stausee, der wichtigste Trinkwasserspeicher Kapstadts, war bereits im Juni fast ausgetrocknet

Die Stadt verbrauche derzeit mehr als 600 Millionen Liter pro Tag, sagte der Leiter der städtischen Wasserversorgung, Barry Wood. Der Verbrauch müsse um mehr als 100 Millionen Liter sinken, um eine Katastrophe abzuwenden.

Sollte die „Stunde null“ eintreten, müssten sich die rund 4,5 Millionen Einwohner ihr Wasser unter Aufsicht von Militär und Polizei an 200 Verteilungspunkten abholen. Täglich würde es dann nur noch 25 Liter Wasser pro Person geben - das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Minimum zur Aufrechterhaltung von Gesundheit und Hygiene.

Zehntausende Arbeitsplätze bedroht

Die Dürre hat auch wirtschaftliche Auswirkungen. Zehntausende Arbeitsplätze sind bedroht. Zahlreiche Gärtnereien und Autowaschanlagen mussten bereits schließen, ebenso wie viele Schwimmbäder. In der Landwirtschaft werden Ernteausfälle in Millionenhöhe beklagt. Die Zwiebelernte sei um die Hälfte geschrumpft, die Obsternte soll um 20 Prozent zurückgehen, sagte Graham Paulse vom regionalen Ministerium für kooperative Regierungsführung der dpa. Die Weinernte in der Region könnte 2018 auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren fallen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters Mitte Dezember.

Stadt erwägt Einführung von „Dürresteuer“

Viele Einwohner versuchen, sich von der städtischen Wasserversorgung zumindest teilweise unabhängig zu machen. Sie installieren Systeme zur Wasserwiederverwertung und lassen Brunnen graben. Regenwassertanks sind überall ausverkauft. Die Stadt versucht indes, die Wasserversorgung durch eine Reihe von Meerwasserentsalzungsanlagen, Wasserrückgewinnung und Grundwasserentnahmen zu verbessern. Zwischen Februar und Juli sollen dadurch insgesamt 144 Millionen Liter Wasser gewonnen werden.

Mann füllt in Kapstadt Trinkwasser in einen Kanister

picturedesk.com/Kristin Palitza

Bewohner Kapstadts an einer natürlichen Quelle: Die Kapstädter versuchen, sich von der städtischen Wasserversorgung unabhängig zu machen

Auch ist in vielen Stadtteilen der Wasserdruck reduziert worden, um den Verbrauch zu senken. Ab Februar erwägt die Stadt die Einführung einer „Dürresteuer“, die Hauseigentümern je nach Immobilienwert eine gestaffelte Zulage abverlangt. Kapstadts Bürgermeisterin Patricia de Lille will so über die nächsten vier Jahre umgerechnet 260 Millionen Euro für die Ausweitung der Wasserinfrastruktur einnehmen.

Die Ursachen der Krise haben nach Angaben von Forschern an der Universität Kapstadt viel mit den Auswirkungen des Klimawandels zu tun. Kapstadt liegt in einer zunehmend trockenen Provinz, dem Westkap, in der sich das Wetter in den vergangenen Jahren dramatisch verändert hat. Zudem verursacht das Klimaphänomen „El Nino“ in der Region extreme Trockenheit.

Politische Fehlentscheidungen

Hinzu kommen nach Ansicht des südafrikanischen Magazins „The Southafrican“ Fehler der Regierung. Im Land kommt es immer wieder zu Wasserknappheit. Durchschnittlich einmal alle zehn Jahre regne es zu wenig im Gebiet des Theewaterskloof-Stausees, des wichtigsten Trinkwasserspreichers der Metropole.

Bereits 2007 habe das Ministerium für Wasser und Hygiene vor Engpässen in der Wasserversorgung Kapstadts gewarnt, so „The Southafrican“. Daraufhin habe die Stadtverwaltung erfolgreiche Maßnahmen zum Sparen von Wasser - etwa der Reparatur kaputter Leitungen - gesetzt.

Auf überregionaler Ebene sei dagegen wenig geschehen: Bereits während der Trockenheitsperiode 2015/2016 hätte es das zuständige Ministerium unterlassen, Wasser für die Landwirtschaft zu rationieren. Zudem habe sich die Regionalverwaltung damals bei der nationalen Regierung um Finanzhilfe von 35 Mio. Rand (etwa 2,4 Mio. Euro) bemüht. Mit dem Geld sollten neue Brunnen erschlossen und die Maßnahmen zur Wasserwiederaufbereitung finanziert werden. Das Ansuchen sei abgelehnt worden.

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