Parteichef dürfte auch Präsident werden
Cyril Ramaphosa heißt der neue starke Mann Südafrikas. Der Parteitag des African National Congress (ANC), der Regierungspartei des Landes, wählte Mitte Dezember nach langem Tauziehen den Vizepräsidenten zum neuen Parteichef. Damit wird der 65-Jährige aller Voraussicht nach auch für den ANC als aussichtsreichster Kandidat bei der Präsidentschaftswahl 2019 antreten.
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2.440 Delegierte stimmten für Ramaphosa, der seine Rivalin Nkosazana Dlamini-Zuma, die Ex-Frau von Langzeitherrscher Jacob Zuma, auf den zweiten Platz verwies, so eine Sprecherin der Wahlkommission. Dlamini-Zuma bekam 2.261 Stimmen. Die Wahl hatte sich mehrfach verzögert.
Vom Gewerkschafter zum Unternehmer
Ramaphosa gilt als wirtschaftsfreundlicher und pragmatischer Politiker. Er wurde vom Apartheidstaat schon als Student zweimal jeweils mehrere Monate eingesperrt. In den 1980er Jahren wurde der Jurist einer der führenden Gewerkschafter des Landes, 1991 wurde er unter dem aus der Haft entlassenen Mandela Generalsekretär des ANC. In den Folgejahren war er federführend an den Verhandlungen zum Machtwechsel mit der Regierung beteiligt. 1997 ging er in die Wirtschaft - und wurde unter anderem mit Investments im Bergbausektor Multimillionär. 2012 fiel er politisch in Ungnade, da ihm als Aufsichtsrat einer Bergbaufirma eine Mitverantwortung für die Erschießung von rund 30 streikenden Arbeitern der Marikana-Mine zur Last gelegt wurde. Seit 2014 dient er unter Staatschef Zuma als Vizepräsident.

Reuters/Siphiwe Sibeko
Zuma (links) geht frühestens 2019 - bis dahin bleibt Ramaphosa (rechts) Vizepräsident
Viele Parteitagsdelegierte hatten sich für ihn ausgesprochen, um sich von der von Korruptionsskandalen überschatteten Präsidentschaft Zumas zu distanzieren. Der Staatschef unterstützte hingegen relativ offen seine Ex-Frau, eine frühere Ministerin und Chefin der Kommission der Afrikanischen Union.
Zuma will noch bleiben
Die 68-jährige Dlamini-Zuma hatte versprochen, sich mehr für die schwarze Mehrheit im Land einzusetzen. Diese lebt zu einem großen Teil auch ein Vierteljahrhundert nach dem Ende der Apartheid noch in Armut. Gegner werfen der langjährigen Gesundheits-, Außen- und Innenministerin dagegen vor, dass ihr Ex-Mann sie als „Marionette“ benutze und dass sie ihm zu strafrechtlicher Immunität verhelfen wolle. Zudem musste sie sich gegen Vorwürfe wehren, gemeinsam mit Zuma Stimmen für ihren Sieg zu kaufen.

APA/AFP/Gulshan Khan
Dlamini-Zuma unterlag bei der Wahl der Delegierten
Der 75-jährige Zuma ist wegen zahlreicher Korruptionsaffären und der ihm zugeschriebenen Veruntreuung öffentlicher Gelder auch innerhalb der eigenen Partei stark unter Druck. Zuma war bisher auch Parteivorsitzender. Er kandidierte nicht erneut, will jedoch bis 2019 Staatschef bleiben. Es wird erwartet, dass der ANC wieder eine Mehrheit erreichen wird.
Hohe Arbeitslosigkeit
Zuma stand zehn Jahre an der Spitze der Partei des 2013 verstorbenen Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela. Im vergangenen Jahr verlor die Partei bei Wahlen das Rathaus der größten südafrikanischen Stadt Johannesburg und das der Hauptstadt Pretoria. Die Beliebtheit des ANC, der seit dem Ende der Apartheid 1994 ununterbrochen in Südafrika an der Macht ist, hat unter Zuma stark gelitten. Die südafrikanische Wirtschaft entwickelt sich seit Jahren nur schleppend, die Arbeitslosenrate ist mit mehr als 27 Prozent auf einem Rekordhoch.
Ramaphosa soll nun Investoren ins Land bringen. Seit drei Jahren ist er die Nummer zwei hinter Zuma, gut ein Jahr liegt noch vor ihm, bis Zuma abgeht - ein Patentrezept für Konflikte.
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