„Das halten alle Tiere aus“
Alle Jahre wieder hebt auch zur Umstellung von Sommer- auf Normalzeit die Klage über den „Mini-Jetlag“ an. Gesundheitsrisiken werden angeführt, über die Sinnhaftigkeit als solcher diskutiert. Die gesundheitlichen Implikationen sind laut mehreren Forschern allerdings halb so schlimm. Und selbst Haustiere gewöhnen sich meist sofort und ohne Probleme an die Umstellung.
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„Einige Tiere werden unruhig, aber spätestens am nächsten Tag ist das erledigt“, beschreibt Katharina Reitl von der tierärztlichen Ordination des Tiergartens Schönbrunn die unmittelbare Auswirkung der Zeitumstellung auf die Zootiere. Tatsächlich rücken die Pflegerinnen und Pfleger am Tag der Zeitumstellung eine Stunde später an: „Das halten alle Tiere aus.“

APA/Tiergarten Schönbrunn/Norbert Potensky
„Einfach ein normaler Tag“: Im Tiergarten Schönbrunn ist die Zeitumstellung kein großes Thema
Ausnahme Milchvieh
Nur Milchvieh bilde eine Ausnahme. Es eine Stunde später als gewohnt zu melken, sei problematisch, so Reitl im ORF.at-Interview. Die meisten Landwirte verschieben daher die Fütter- und Melkzeit schrittweise - in der Regel aber nur auf zwei Tage verteilt. Bis dahin hätten sich auch Milchkühe auf die neue Zeit umgestellt, so die Tierärztin. Dass Kühe nach der Zeitumstellung über mehrere Tage weniger Milch geben, wie immer wieder zu hören ist, könne sie nicht bestätigen.
Die Zeitumstellung
Laut EU-Richtlinie zur Regelung der Sommerzeit werden die Uhren in Österreich jedes Jahr am letzten Sonntag im März um 2.00 Uhr (MEZ) auf 3.00 Uhr (MESZ) vorgestellt. Am letzten Sonntag im Oktober werden die Uhren von 3.00 Uhr (MESZ) auf 2.00 Uhr (MEZ) zurückgestellt.
Haustierbesitzern rät die Veterinärmedizinerin, den Tag der Zeitumstellung „einfach wie einen normalen Tag“ zu betrachten. Rücksicht müsse allenfalls auf sehr junge und sehr alte Tieren genommen werden. Da wäre es dann vielleicht sinnvoll, noch vor der Fütterung Gassi zu gehen, so Reitl.
Auch auf den Hahn ist nicht Verlass
Als Wecker taugen Haustiere laut der Fachfrau jedenfalls nicht. Haustiere, die in einem zeitlich genau getakteten Haushalt leben, seien an regelmäßige Abläufe zwar gewöhnt. Doch verlassen würde sie sich darauf nicht, vom Haustier am Tag der Zeitumstellung zur gewohnten Stunde geweckt zu werden, so die Veterinärmedizinerin. Selbst auf einen Hahn im Tiergarten Schönbrunn sei nicht Verlass: Der krähe in der Regel nicht im Morgengrauen, sondern gegen 8.00 Uhr. Warum er das tut, wisse niemand.
Jedes Lebewesen hat innere Uhr
Fast jedes Lebewesen hat eine innere Uhr. Davon werden zum Beispiel der Hormonhaushalt und die Pulsfrequenz geregelt. Wenn der Tag dann auf einmal eine Stunde länger ist, passen innere und äußere Uhr nicht mehr zusammen. Der biologische Rhythmus kann ein paar Tagen benötigen, um sich neu einzustellen. Die genaue Anpassungsphase ist letztlich nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern auch von Haustier zu Haustier unterschiedlich. Bei Wildtieren spielt die Zeitumstellung ohnehin keine Rolle.
Lichtreize und Hormone
Die innere Uhr wird vor allem über Lichtreize und Hormone aktiviert. Dabei spielen die Hormone Cortisol und das Schlafhormon Melatonin eine wichtige Rolle.
In aller Regel pendelt sich der neue Rhythmus nach wenigen Tagen ein - auch bei Haustieren. Auf Nummer sicher können Tierhalter gehen, indem sie die Fütterungs-, Schlafens- und Gassigehzeiten in kleineren Schritten anpassen. Und auch für den Menschen gilt: Wer sensibel auf die Umstellung von Sommerzeit auf Normalzeit reagiert, sollte besser schon an den Abenden davor etwas später als gewohnt zu Bett gehen.
Am Montag sollten Betroffene den Wecker eine halbe Stunde früher stellen und optimalerweise Frühsport betreiben. In den ersten Tagen nach der Zeitumstellung abends leichte Mahlzeiten essen und drei Stunden vor dem Schlafengehen auf Alkohol, Kaffee und andere aufputschende Getränke verzichten, lautet dann die Devise.
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