Kurdischer Großindustrieller sagt Nein“
Im Zuge des Referendums zur Unabhängigkeit der Kurden im Irak wird die Stimme eines Mannes immer lauter: Der Großindustrielle Schaswar Abdel Wahid Kadir spricht sich als einer der wenigen Kurden öffentlich gegen die für 25. September angesetzte Abstimmung aus, berichtete Raya Jalabi von der Nachrichtenagentur Reuters.
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Kadir befürchtet weitere Spannungen im Nahen Osten - und die scheinen berechtigt. Mit etwa fünf Millionen kurdischen Wahlberechtigten im Irak gibt es kaum Zweifel an einem positiven Ergebnis des Referendums. Nachdem die irakische Regierung aber klarstellte, die Unabhängigkeit ölreicher Gebiete nicht akzeptieren zu wollen, sehen einige Kurden noch nicht die Zeit gekommen, sich vom Irak zu lösen.

Reuters/Raya Jalabi
Ein Anhänger der Antiunabhängigkeitsbewegung
Risiken im Vordergrund
Kadirs Leitspruch und der Name der Bewegung lauten „Derzeit nein“. Ziel der Kampagne ist es, die wirtschaftlichen und politischen Risiken eines eigenen Kurdistans zu erklären. „Das Referendum wird unserer Bevölkerung eine instabile Situation bescheren“, verkündete der 39-Jährige unlängst bei einer Kundgebung. Er wolle sich nicht für immer gegen die Unabhängigkeit wehren, aber mit einem Ja würden die Kurden den Zorn der irakischen, iranischen, türkischen und syrischen Regierungen auf sich ziehen. In der Tat fürchten viele Staaten des Nahen Ostens Aufstände der Kurden in ihren Ländern.
Wenige Besucher bei Start der Kampagne
Kadir ist der Meinung, dass es noch viele weitere Kurden gebe, die ebenfalls gegen das Referendum sind. Bei der Kampagnenveranstaltung in einem Fußballstadion in Suleimanija, der zweitgrößten Stadt im kurdisch-irakischen Einflussbereich, wurde er von Tänzern und 2.500 jubelnden Menschen begrüßt. Mitarbeiter hätten jedoch nachhelfen müssen, Menschen dazu zu bewegen, ins Stadion zu kommen, laut Reuters. Kadir ließ sich dadurch nicht beirren: „Ich glaube an einen anderen Weg für Kurdistan.“
Sorgen um politische Basis nach Referendum
Die wenigen Unterstützer der „Derzeit nein“-Bewegung sehen den Einfluss der irakisch-kurdischen Elite wachsen, zu der sie auch Masud Barsani, den Präsidenten der Autonomen Region Kurdistan im Irak, zählen. Seit 2005 hat er sein Amt bereits inne und konnte seine Macht über einen langen Zeitraum hinweg festigen.
Viele Parteien und Bündnisse befürworten die Unabhängigkeit, aber nicht unbedingt unter Barsanis Führung. Für November wären Regionalwahlen angesetzt, doch ob diese wirklich stattfinden werden, bezweifeln die Unterstützer der Antiunabhängigkeitsbewegung. Das Referendum würde die Gräben zwischen den Parteien vergrößern und es nicht zulassen, politische Prioritäten zu verfolgen.
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