„Nur noch ein Haufen Schutt“
Der extrem gefährliche Hurrikan „Irma“ hat in der Karibik eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Das gesamte Ausmaß ist noch unklar. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben, die Opferzahl könnte aber noch steigen. „Irma“ bewegt sich auf den US-Bundesstaat Florida zu. „Irma“, ein Hurrikan der Kategorie fünf, ist der stärkste je im Nordatlantik registrierte Sturm.
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Die Insel Barbuda sei „völlig zerstört“, teilte Regierungschef Gaston Browne mit. Mindestens ein Menschen sei ums Leben gekommen - offenbar handelte es sich um ein Baby. Die Insel mit ihren rund 1.600 Einwohnern sei „nur noch ein Haufen Schutt“. Im Sender CNN bezifferte Browne die Schadensbilanz auf 95 Prozent des Gesamteigentums auf der Insel, etwa 30 Prozent davon seien komplett zerstört.
„Enorme Katastrophe“
Auch der französische Teil der Karibik-Insel Saint-Martin sei zu 95 Prozent zerstört, sagte der Präsident des Gebietsrates, Daniel Gibbs, nach dem Durchzug von „Irma“. „Das ist eine enorme Katastrophe.“ Er stehe „unter Schock“, es sei erschütternd, so Gibbs. Mindestens acht Menschen kamen auf Saint-Martin und Saint-Barthelemy ums Leben. Der Präfekt von Guadeloupe nannte die Lage auf Saint-Martin „dramatisch“. Es gebe kein Trinkwasser und keine Stromversorgung mehr. Im britischen Überseegebiet Anguilla kam ebenfalls ein Mensch ums Leben.

Reuters/RCI GUADELOUPE
Zerstörte Schiffe auf Saint-Martin
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte seine Landsleute zuvor darauf vorbereitet, dass es Opfer durch den Wirbelsturm geben werde. Die Bilanz des Hurrikans werde „hart und grausam“ sein, „wir werden Opfer zu beklagen haben“, sagte Macron am Mittwochabend nach einem Besuch beim Krisenstab des Innenministeriums in Paris. Die materiellen Schäden auf Saint-Barthelemy und Saint-Martin seien „erheblich“, fügte er hinzu.
Zwangsevakuierungen in Miami
In der Nacht bewegte sich das Auge des Sturms nördlich von Puerto Rico mit 26 Stundenkilometern Richtung West-Nordwest. Später sollte er die Dominikanische Republik, Haiti und die Bahamas ansteuern. Die Regierung der Bahamas ordnete die Evakuierung mehrerer Inseln im Süden der Inselkette an. Dann soll er über den Osten Kubas ziehen, wo in sieben Provinzen der Notstand gilt, bis er voraussichtlich in der Nacht auf Sonntag (Ortszeit) Florida erreicht.
In Miami ordneten Behörden für Teile der Millionenstadt Zwangsevakuierungen an - darunter auch für den bei Touristen beliebten Stadtteil Miami Beach. Bewohner außerhalb der Evakuierungsgebiete verbarrikadierten ihre Häuser, Supermärkte wurden leer gekauft, an Tankstellen bildeten sich lange Warteschlangen. Die Behörden gaben an Verteilzentren gratis Sandsäcke aus.
Trump ruft Notstand aus
US-Präsident Donald Trump hatte den Notstand für Puerto Rico, die Virgin Islands und Florida ausgerufen. Die Aussichten seien „nicht gut“, sagte er. Floridas Gouverneur Rick Scott zufolge könnte „Irma“ schwerere Schäden anrichten als der Wirbelsturm „Andrew“ 1992, bis heute eine der teuersten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA.

Reuters/Alvin Baez
Auf Puerto Rico ist der Notstand ausgerufen
Scott steht in der Kritik, weil er in Interviews den durch Menschen verursachten Klimawandel anzweifelt. Er sei kein Wissenschaftler, sagte er einmal. Zudem wurde der Umweltschutzbehörde Floridas Medienrecherchen zufolge mit seinem Amtsantritt verboten, die Worte Klimawandel und Erderwärmung zu verwenden.
„Historischer“ Sturm
Noch bevor der Sturm mit einer Ausdehnung von der Größe Frankreichs auf Land traf, hatte ihn das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA auf die höchste Kategorie fünf hochgestuft. Damit ist „Irma“ noch stärker als „Harvey“, der Ende August die US-Bundesstaaten Texas und Louisiana heimsuchte. Seit Beginn der Aufzeichnungen habe noch kein Sturm auf dem offenen Atlantik eine solche Stärke erreicht.
Es seien Windgeschwindigkeiten von fast 295 km/h gemessen worden, teilte das Hurrikanzentrum mit, einzelne Böen hätten sogar 360 km/h. Zuverlässige Messungen an Ort und Stelle waren nach kurzer Zeit aber nicht mehr möglich, da die Instrumente des französischen Wetterdienstes im Sturm verloren gingen. Angesichts der Bilder des Hurrikans sei er „völlig sprachlos“, twitterte ein NHC-Mitarbeiter.

APA/AP/NASA/NOAA GOES Project
„Irma“ auf einer Satellitenaufnahme
Das US-Repräsentantenhaus gab am Mittwoch staatliche Hilfen im Volumen von 7,85 Milliarden Dollar (rund 6,6 Mrd. Euro) für die vom Hurrikan „Harvey“ betroffenen Katastrophengebiete frei.
Zwei weitere Hurrikans
Das US-Hurrikanzentrum warnte unterdessen schon vor dem nächsten schweren Unwetter in der Region. Der Tropensturm „Jose“, das Wettersystem direkt hinter „Irma“, wurde Mittwochabend zum Hurrikan hochgestuft. Experten rechnen aber nicht damit, dass er eine ähnlich Stärke entwickelt. Das Sekretariat der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) twitterte eine Visualisierung der zerstörerischen Kraft von Hurrikans.
Unabhängig von der Lage in der Karibik braute sich im Golf von Mexiko der Hurrikan „Katia“ zusammen. Er erreichte am Mittwoch Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h, wie das US-Hurrikanzentrum mitteilte. Die mexikanische Regierung gab eine Warnung aus. Laut der Prognose dürfte sich der Hurrikan am Donnerstag weiter auf die Küste zubewegen.
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