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Bewohner sollen Vorräte anlegen

Dem US-Bundesstaat Texas hat „Harvey“ bisher in ihrem Ausmaß noch nie gemessene Regengüsse gebracht - jetzt bedroht der Tropensturm Louisiana. Der Tropensturm überschritt in der Früh die Grenze der beiden US-Bundesstaaten. Lousiana, in der Gegend um New Orleans bereits im Jahr 2005 von Wirbelsturm „Katrina“ verwüstet, rüstete sich für schlimme Regenfälle und Hochwasser.

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Schulen und Behörden blieben in New Orleans geschlossen. Bürgermeister Mitch Landrieu empfahl den Bewohnern, ihr Haus nicht zu verlassen. Er riet ihnen, Essen, Getränke und Medikamente für mindestens drei Tage vorrätig zu haben. Gouverneur John Bel Edwards sagte, Louisiana stehe das Schlimmste aller Wahrscheinlichkeit nach noch bevor.

Karte Texas und Louisiana, Zugrichtung des Sturms

Grafik: APA/ORF.at, Quelle: APA/NOAA/NY Times

Unterhalb des Meeresspiegels

Die örtliche Wetterbehörde in New Orleans sagte Sturzfluten voraus. Der Tropensturm ist für die Stadt besonders gefährlich, weil sie unterhalb des Meeresspiegels liegt. In New Orleans wurde am Dienstag an den 29. August vor zwölf Jahren erinnert, als der Hurrikan „Katrina“ an der US-Golfküste auf Land getroffen war.

Eine Frau trifft Vorbereitungen

AP/Kevin McGill

Eine Bewohnerin von New Orleans dichtet die Türe ihres Hauses mit Sandsäcken ab

Die Stadt war damals besonders von den Zerstörungen und Überschwemmungen betroffen. Insgesamt kamen durch „Katrina“ 1.800 Menschen ums Leben. Nach Angaben von Meteorologen ist „Harvey“ der zweitstärkste Wirbelsturm seit „Katrina“. Der Sturm sog über dem sehr warmen Golf von Mexiko extrem viel Feuchtigkeit auf, die er nun als Regen abgibt.

Brennendes Haus im überschwemmten New Orleans im Jahr 2005

Reuters/Shannon Stapleton

Die Zerstörung durch „Katrina“ 2005 in New Orleans war gigantisch

Fehler hing Bush lange nach

„Harvey“ und auch New Orleans sind politisch brisant, denn „Harvey“ ist die erste Naturkatastrophe in den USA seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Ende Jänner. Bilder von Ex-Präsident George W. Bush, der sich vor genau zwölf Jahren in der Air Force One in sicherem Abstand über das von „Katrina“ überflutete New Orleans fliegen ließ, sind unvergessen und hingen Bush lange nach.

Ehemaliger US-Präsident George Bush fliegt mit Helikopter über das überschwemmte New Orleans

Reuters/Larry Downing

Das überflutete New Orleans 2005

Trump: Es ist historisch

Trump besuchte am Dienstag gemeinsam mit Ehefrau Melania das Überschwemmungsgebiet in Texas und lobte Verantwortliche und Helfer. „Es ist historisch, es ist gewaltig, aber ich sag’s euch: Es ist in Texas passiert - und Texas kommt mit allem klar“, sagte er in der vom Hurrikan verwüsteten Hafenstadt Corpus Christi. Vor einer Feuerwehrwache stieg er spontan auf eine Leiter, um zu den versammelten Menschen zu sprechen - neben Anhängern waren auch einige Gegner des US-Präsidenten dort. Trump besuchte auch die texanische Hauptstadt Austin.

„Harvey“ verharrt lange auf einem Fleck

ORF-Meteorologin Wera Gruber erklärt in der Zeit im Bild, wieso die Region, in der „Harvey“ wütet, besonders viel Regen abbekommt.

Bisher rund 30 Tote

Behörden gehen laut einem Bericht der „New York Times“ vom Dienstagabend (Ortszeit) inzwischen von etwa 30 Toten durch „Harvey“ aus. Unter den Toten sei ein Polizist aus Houston, der am Sonntag auf dem Weg zur Arbeit von den Fluten erfasst worden sei. „Wenn die Straßen in Texas erst einmal wieder passierbar sind, erwarte ich einen signifikanten Anstieg der Todeszahlen“, sagte ein Gerichtsmediziner der Zeitung.

Luftaufnahme der überfluteten Innenstadt von Houston

APA/AP/David J. Phillip

Viele Straßen in der US-Metropole Houston sind komplett überflutet, auch die Innenstadt ist betroffen

Klarheit dürfte aber erst herrschen, wenn die Fluten zurückgegangen sind und die Bergungstrupps Zugang zu den überfluteten Häusern bekommen. In Houston verhängte Bürgermeister Sylvester Turner am Dienstagabend eine Ausgangssperre, um Plünderungen zu verhindern.

Zahlreiche Wirtschaftsführer und Prominente wie etwa Sandra Bullock spendeten zum Teil große Summen für die Hochwasseropfer. Viele Opfer sind nicht gegen Flutschäden versichert.

„Macht, dass ihr wegkommt“

Verwirrung gab es um einen Dammbruch in der Nähe von Houston. Die Behörden im Brazoria County hatten den Bruch bekanntgegeben und die Bewohner unterhalb des Dammes zum sofortigen Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. „Macht, dass ihr wegkommt!“ Anschließend hieß es, der Damm sei stabilisiert, die ausgetretene Wassermenge sei vernachlässigbar. Auch in Brazoria County wurde eine Ausgangssperre zum Schutz vor Plünderern für die Gegenden verhängt, wo eine Zwangsevakuierung angeordnet worden war.

Hunderte Menschen in einer Notunterkunft

APA/AP/Lm Otero

Die Kapazitäten in den Notunterkünften sind vielerorts erschöpft

Die sintflutartigen Regenfälle führten zu einem Rekordwert: In der Stadt Pearland im Südosten von Houston wurden seit Freitag insgesamt Niederschlagsmengen von 125 Zentimetern gemessen, wie der Nationale Wetterdienst mitteilte. Das markiere einen Rekord bei einem Tropensturm auf dem US-Festland. Im Jahr 1978 waren demnach beim Sturm „Amelia“ 124 Zentimeter gemessen worden.

Infrastruktur weitgehend zusammengebrochen

In Houston kündigte Bürgermeister Sylvester Turner an, weitere Notquartiere für Schutzsuchende zu öffnen. Nach Angaben des Roten Kreuzes suchten in Texas bereits in der Nacht zum Dienstag rund 17.000 Menschen Zuflucht in Notunterkünften. Die Infrastruktur in und um die Metropole ist weitgehend zusammengebrochen. Rettungskräfte kämpften sich mit Booten durch die braunen Wassermassen, um festsitzende Menschen aus ihren Häusern zu befreien.

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