Auf Sharif soll Sharif folgen
Nach der Amtsenthebung von Pakistans Ministerpräsident Nawaz Sharif durch das oberste Gericht am Freitag hat die Regierungspartei PML-N ihren neuen Kandidaten für das Amt bestimmt. Nächster Premier des Landes soll nun Sharifs jüngerer Bruder Shabaz Sharif werden, wie der geschasste Premier in einer auch im TV übertragenen Pressekonferenz mitteilte.
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Um Ministerpräsident zu werden, muss Shabaz Sharif aber erst Mitglied des pakistanischen Parlaments werden. Deshalb wird es einen Interimspremier geben: den bisherigen Minister für Petroleum und natürliche Ressourcen, Shahid Khaqan Abbasi. Der „Platzhalter“ für die Sharif-Dynastie gilt als loyaler Gefolgsmann des abgesetzten Regierungschefs.

Reuters/Drazen Jorgic
Der bisherige Ölminister Abbasi soll eine Übergangsregierung anführen
Regierungschef in Sharif-Hochburg Punjab
Diesem zufolge werde es „einige Zeit“ brauchen, bis sich sein Bruder um das Amt des Regierungschefs bewerben könne. Der 65-jährige Shabaz Sharif ist derzeit Regierungschef der Provinz Punjab, die mehr als 100 Millionen Einwohner hat und Machtbasis des Sharif-Klans ist. Auch die Opposition kann einen Kandidaten für die Nachfolge des Regierungschefs aufstellen, sie hat aber kaum Aussichten auf Erfolg, da die PML-N die Mehrheit im Parlament stellt.
Beobachter gehen von einer baldigen Machtübernahme durch Sharifs Bruder aus. Bereits am Samstag machte Pakistans Wahlkommission den Weg für eine Neuwahl im Wahlkreis des abgesetzten Regierungschefs frei, in dem dann dessen Bruder kandidieren kann. Die im Parlament dann anstehende Wahl zum Kandidaten für den Premierposten gilt danach als reiner Formalakt.
Shabaz Sharif genießt Medienberichten zufolge den Ruf eines kompetenten Verwalters. In Punjab, wo er zum dritten Mal Regierungschef ist, hat er große Infrastrukturprojekte und Programme für Bildung und Gesundheit umgesetzt. Er soll auch gute Beziehungen zum mächtigen Militär haben.

Reuters/Caren Firouz
Nawaz Sharif stürzte über die Panama-Papers
Rücktritt „unter großem Vorbehalt“
Nawaz Sharif war am Freitag nach einer einstimmigen Entscheidung von fünf Richtern des obersten Gerichtes des Amtes enthoben worden. Die Entscheidung stand in Zusammenhang mit Dokumenten, die mit dem internationalen Panama-Papers-Skandal aufgetaucht waren. Sharifs Partei PML-N bestätigte kurz nach dem Urteil, dass der Ministerpräsident und sein Kabinett „unter großem Vorbehalt“ zurückgetreten seien.
Ein Untersuchungsausschuss hatte zuvor festgestellt, dass die Familie des Regierungschefs nicht belegen könne, wie sie zu ihrem großen Reichtum gekommen sei. Das Gericht ordnete außerdem strafrechtliche Ermittlungen gegen Sharif und dessen Familie an.
Der 67-jährige Sharif hat alle Vorwürfe zurückgewiesen und spricht von einer Verschwörung. Die Opposition kündigte an, die Sharif-Dynastie endgültig zu Fall zu bringen. Für Sharif ist es der dritte vorzeitige Abschied aus dem Amt des Regierungschefs. Schon in den 1990er Jahren war er zweimal entmachtet worden, darunter 1999 durch einen Militärputsch. Nach der Rückkehr aus dem Exil gewann er überlegen die Parlamentswahl im Jahr 2013.
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