„Unterhalb der Würde Ihres Amtes“
Mit wüsten Beschimpfungen gegen eine US-TV-Moderatorin hat sich US-Präsident Donald Trump scharfe Kritik auch aus den Reihen seiner eigenen Partei eingehandelt. Republikanische Abgeordnete bezeichneten die Twitter-Tirade am Donnerstag als unwürdig und eines Präsidenten nicht angemessen.
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Trump hatte Donnerstagfrüh (Ortszeit) getwittert, die MSNBC-Moderatorin Mika Brzezinski habe ihn in seinem Anwesen in Mar-a-Lago in Florida unbedingt sehen wollen, obwohl sie nach einer Liftingoperation im Gesicht stark geblutet habe. Er beschrieb sie als „verrückte Mika mit dem niedrigen IQ“, ihren Moderations- und Lebenspartner Joe Scarborough als „Psychopathen“.
Moderatorin übte Kritik an Präsidenten
Trumps Wutanfall war durch die Sendung „Morning Joe“ ausgelöst worden, die von Scarborough und Brzezinski moderiert wird. Brzezinski äußerte harsche Kritik an Trumps Führungsstil und warf ihm „nicht normales Verhalten“ vor, das Zweifel an seinem mentalen Zustand aufwerfe.
Brzezinski hatte dem Präsidenten vorgehalten, über das äußere Erscheinungsbild von Menschen herzuziehen, „jeden Tag zu lügen“, die Autorität seiner Mitarbeiter zu untergraben und sie als Bauernopfer zu missbrauchen. Wenn ein Chef bei ihrem Sender sich so verhalten würde, dann „würde diese Person gefeuert werden“, sagte sie. Es würde dann die Besorgnis herrschen, dass „die Person, die das Unternehmen leitet, den Verstand verloren hat“.
Brzezinski verspottet Trump
Auf Trumps Gegenattacke reagierte Brzezinski unbeeindruckt. Sie postete ein Video auf Twitter, das ein kleines Kind dabei zeigt, wie es nach Frühstücksflocken greift. „Für kleine Hände gemacht“ steht dazu geschrieben. Seit dem Wahlkampf werden in den US-Medien ständig pubertär anmutende Witze über Trumps angeblich kleine Hände gerissen - eine Anspielung auf seine Penisgröße.
Die 50-jährige TV-Moderatorin ist die Tochter von Zbigniew Brzezinski, dem kürzlich verstorbenen Nationalen Sicherheitsberater von Ex-Präsident Jimmy Carter. Ihr 54-jähriger Komoderator ist ein früherer Kongressabgeordneter der Republikaner. Brzezinski und Scarborough sind verlobt.
„Ein trauriger Tag für Amerika“
MSNBC konterte den beiden Botschaften per Twitter mit dem Kurzkommentar: „Es ist ein trauriger Tag für Amerika, wenn der Präsident seine Zeit damit verbringt, zu mobben, zu lügen und schäbige persönliche Angriffe auszuspeien, statt seinen Job zu machen.“ Scharfe Worte kamen auch aus den Reihen der oppositionellen Demokraten: Die Fraktionsführerin im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, nannte Trumps Äußerungen „unverhohlen sexistisch“.
Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, bezeichnete Trumps Attacke indes als im Tonfall „unangemessen“. Deutlicher wurden andere Parteikollegen des Präsidenten. Senator Lindsey Graham twitterte: „Herr Präsident, Ihr Tweet war des Amtes unwürdig und steht für das, was in der amerikanischen Politik falsch läuft.“ Senator Ben Sasse appellierte an den Präsidenten: „Bitte hören Sie auf. Das ist nicht normal und ist unterhalb der Würde Ihres Amtes.“ Kritische Worte für Trumps Verhalten fielen auch auf Fox News, einem TV-Sender, der dem Präsidenten und seiner Partei ansonsten gewogen ist.
„Feuer mit Feuer bekämpft“
Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders verteidigte Trumps heftige Polemik hingegen als angebracht. Er sei ein Präsident, „der Feuer mit Feuer bekämpft“. Trump werde nicht zulassen, dass er von linksliberalen Medien oder Eliten „gemobbt“ werde. Die Sprecherin von Trumps Frau Melania verlautbarte, die First Lady habe immer gesagt, werde ihr Mann attackiert, schlage er zehnmal so hart zurück.
Ähnlicher Vorfall im Wahlkampf
Trumps Attacke gegen Brzezinski erinnerte an seinen vulgären Ausfall gegen die TV-Moderatorin Megyn Kelly während des Wahlkampfs. Damals wütete er nach seiner ersten TV-Debatte als Präsidentschaftsbewerber über die Journalistin: „Man kann sehen, dass Blut aus ihren Augen herauskam, dass Blut wo auch immer bei ihr herauskam.“ Das wurde allgemein als Anspielung auf die Menstruation verstanden und als frauenfeindlich kritisiert.
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