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Frankreich geografisch gespalten

Am Sonntag gehen der sozialliberale Emmanuel Macron und die Kandidatin des rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen, in die Stichwahl um die französische Präsidentschaft. Im ersten Wahlgang konnten die beiden ihre Gewinne regional ganz unterschiedlich verbuchen. Lokal kamen die beiden einander kaum ins Gehege - sie konkurrierten jeweils eher mit Linkskandidat Jean-Luc Melenchon.

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Macron konnte vor allem in urbanen Regionen punkten: Er überschritt im Pariser Stadtkern, im Departement Hauts-de-Seine östlich der Hauptstadt und in Ille-et-Vilaine, also in der Bretagne rund um Rennes, die 30-Prozent-Marke. Überhaupt entpuppte sich die Bretagne als Kernland Macrons.

Die Wahlgewinner auf Gemeindeebene

Macron im Westen stark

Zudem war er in allen Regionen an der Westküste der stärkste Kandidat. Überraschend war sein Erfolg im Departement Gironde: Die Hauptstadt Bordeaux und ihre Umgebung gelten eigentlich als Hochburg der Sozialisten. Auch in Straßburg und Lyon konnte sich der unabhängige Kandidat durchsetzen. Macron sammelte damit am ehesten die Stimmen der enttäuschten Wähler der ehemaligen Großparteien, der Sozialisten und Republikaner. Die schlechtesten Ergebnisse fuhr Macron im Nordosten und Südosten ein - also dort, wo Le Pen punkten konnte.

Grafik zu den Mehrheiten nach Departements

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Le Pen baut Hochburgen aus

Le Pen gewann vor allem dort, wo schon bisher ihre Hochburgen waren: in den früheren Industrieregionen des Nordens sowie im strukturschwachen Süden, entlang der Mittelmeer-Küste und auf Korsika. Kurz gesagt votierten in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit viele Menschen für die Front-National-Kandidatin. Dort konnte sie auch die höchsten Zugewinne gegenüber der Wahl 2012 verbuchen. Allerdings ging sie im gesamten Nordosten Frankreichs als stärkste Kandidatin aus der Wahl hervor - auch rund um den Großraum Paris. Deutlich wird der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Le-Pen-Ergebnis im Garonne-Tal im Südwesten des Landes zwischen Toulouse und Bordeaux.

Arbeitslosenrate 2015

Starkes Stadt-Land-Gefälle

Auffällig ist das Stadt-Land-Gefälle. In ruralen Gebieten und in Kleinstädten fuhr Le Pen hohe Gewinne ein, in den großen Städten rangierte sie unter „ferner liefen“. In Paris erreichte sie gerade fünf Prozent, in Bordeaux sieben, in Lyon und Toulouse neun. Ein wenig stärker war sie in Straßburg, Montpellier und Lille mit Ergebnissen zwischen zwölf und 14 Prozent. 24 Prozent erreichte sie in Marseille - sie musste sich dort dennoch dem linken Kandidaten Melenchon geschlagen geben.

Linkskandidat punktet in Städten

Melenchon schaffte es, in Marseille gleich ein Viertel der Stimmen auf sich zu vereinen. Überhaupt punkteten in Südfrankreich mit Melenchon und Le Pen die Anti-Establishment-Kandidaten, was angesichts der dortigen Anti-Paris-Stimmung nicht verwunderlich ist. Le Pen gewann eher an der Mittelmeer-Küste, Melenchon im Hinterland. Er wurde zudem nicht nur Erster im Departement Ariege an der Grenze zu Spanien, sondern auch in Dordogne im Südwesten - beides ehemals sozialistische Hochburgen.

Deutlich gewinnen konnte er aber auch das Departement Seine-Saint-Denis, also die Vororte im Norden und Nordosten der Hauptstadt, die seit Jahren immer wieder als „Problemvorstädte“ genannt werden. Überhaupt konnte Melenchon - ähnlich wie Macron - in den urbanen Regionen punkten. Auch in Montpellier, Lille und Toulouse errang er die meisten Stimmen. In vielen Regionen war er der eigentliche Hauptkonkurrent Macrons.

Die jeweils Zweitplatzierten auf Gemeindeebene

Fillon behauptet sich nur in Hochburgen

Fillon konnte sich nur in fünf Departements als stärkster Kandidat durchsetzen, allen vor in seiner Heimat Sarthe im Nordwesten. Auch die benachbarten Departements Mayenne und Orne gingen an ihn. Zudem war er Erster in Lozere im Süden und in Haute-Savoie im Osten - allesamt Regionen, in denen die Konservativen traditionell stark sind. Generell war Fillon in den östlichen Grenzregionen etwas stärker als im Rest des Landes. In Paris wurde er mit 26 Prozent immerhin Zweiter.

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