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Vorfall überschattet Pence-Besuch in Asien

Einen Tag nach dem höchsten Feiertag des Landes hat Nordkorea einen erneuten Raketentest unternommen. Dieser sei aber fehlgeschlagen, teilten das südkoreanische und das US-Militär am Sonntag mit. Wie aus US-Regierungskreisen verlautet wurde, handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um eine Langstreckenrakete.

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Die Rakete sei in der Nähe von Sinpo an der Ostküste Nordkoreas abgefeuert worden, gab das Büro der Vereinigten Stabschefs Südkoreas bekannt. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf südkoreanische Geheimdienste meldete, flog die Rakete nicht weit. Dem US-Pazifikkommando zufolge sei das Geschoß „fast sofort“ nach dem Abschuss „explodiert“.

Spekulationen über Raketentyp

Als Zeitpunkt des Raketenstarts wurde 23.21 Uhr (MESZ) am Samstag angegeben. Um welche Art von Rakete es sich gehandelt habe, wurde noch geprüft. Experten spekulieren, dass es sich um eine Mittelstreckenrakete vom Modell KN-15 handeln könnte. Denselben Typus feuerte die nordkoreanische Armee bei einem Test am 5. April von der Küstenstadt Sinpo ab. Das Geschoß flog 60 Kilometer, bevor es im Japanischen Meer versank.

Man werde „entschieden“ gegen weitere Provokationen reagieren, hieß es in einer Stellungnahme aus dem südkoreanischen Präsidentenamt. Auch das Außenministerium verurteilte den gescheiterten Raketentest „scharf“. Sollte Nordkorea einen weiteren Nukleartest oder anderweitige Provokationen unternehmen, würde man mit „ernsthafte Strafmaßnahmen“ reagieren. Unmittelbar nach dem gescheiterten Test berief die Regierung Südkoreas eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates ein.

Großbritannien „besorgt“, USA zurückhaltend

Großbritannien äußerte sich „besorgt“ über den Raketentest. Die britische Regierung verfolge die Situation sehr aufmerksam, erklärte das Außenministerium am Sonntag in London. Außenminister Boris Johnson forderte Nordkorea auf, sein Atomwaffenprogramm zu beenden und UNO-Resolutionen zu befolgen, die zur Sicherung von „Frieden und Stabilität“ in der Region beschlossen worden seien.

Die US-Regierung reagierte zurückhaltend: Mit dem Test sei zu rechnen gewesen, sagte ein Berater von Vizepräsident Pence am Sonntag. Er sei nicht überraschend gekommen und ebenso fehlgeschlagen wie der vorherige Test. „Wir müssen nicht mehr Ressourcen dagegen aufwenden“, sagte der Berater, der namentlich nicht genannt werden wollte und Pence bei einem Besuch in Südkorea begleitet, der am Sonntag begann.

Der Berater erklärte ferner, dass es sich bei dem Geschoss vermutlich um eine Mittelstreckenrakete gehandelt habe. Die gute Nachricht sei, dass der Test schon nach fünf Sekunden gescheitert sei. US-Außenminister Rex Tillerson telefonierte der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge wegen des Vorfalls mit der chinesischen Führung. Zum Inhalt des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt.

Deutschland sieht Verstoß gegen Völkerrecht

Deutschland brandmarkte den neuen Raketentest als „klaren Bruch des Völkerrechts“. „Wir verurteilen den Konfrontationskurs des Regimes in Pjöngjang (...) und fordern Nordkorea zur Rückkehr zu internationalen Normen auf“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Nordkorea habe in diesem Jahr bereits mehr Raketentests unternommen als im Vergleichszeitraum 2016. Pjöngjang zeige sich damit gewillt, trotz der klaren Warnungen der internationalen Gemeinschaft die Spannungen nochmals zu verschärfen.

Nord-Koreaner vor einem Modell einer Rakete

APA/AP/Wong Maye-E

Am Samstag beging das Regime den „Tag der Sonne“ - das Motto hier: „Für Frieden und Stabilität in der Welt“

Zuletzt hatte sich der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea verschärft. Seit das US-Militär mit Bombenabwürfen in Syrien und Afghanistan eingegriffen hat, wachsen die Sorgen, Trump könne ähnliche Pläne für Nordkorea hegen. Nachdem ein US-Flottenverband in die Region geschickt wurde, drohte die stalinistische Führung in Pjöngjang mit einem Atomangriff auf die USA.

Vergeltungsmaßnahmen angedroht

Am Samstag hatte das kommunistische Regime im Zuge der Feierlichkeiten zum „Tag der Sonne“ den USA Vergeltungsmaßnahmen angedroht, sollten die „Provokationen“ nicht eingestellt werden. Bei der Parade am Samstag - dem 105. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung und Großvater von Machthaber Kim Jong Un - präsentierte das Militär offenbar neue Langstrecken- und U-Boot-gestützte Raketen.

Als Demonstration militärischer Stärke entsandte Trump einen Flottenverband mit dem US-Flugzeugträger „USS Carl Vinson“, der an diesem Wochenende nahe der koreanischen Halbinsel in Position gehen sollte. Experten warnten auch davor, dass es in der aufgeheizten Situation zu Fehlkalkulationen und Missverständnissen kommen könnte, die in einem militärischen Konflikt münden könnten.

China hatte erst am Freitag zur Zurückhaltung in dem Konflikt appelliert. Die Volksrepublik ist der einzige Verbündete des weitgehend isolierten Nachbarlandes, lehnt aber dessen hochumstrittenes Atomprogramm ab. Die Regierung in Peking unterstützt deshalb die gegen Nordkorea verhängten UNO-Sanktionen. Auch Russland mahnt zur Mäßigung.

UNO-Resolutionen wiederholt missachtet

UNO-Resolutionen untersagen Nordkorea den Abschuss ballistischer Raketen. Das Regime hat das mehrmals missachtet. Nordkorea hat wichtige Jahrestage schon öfter für demonstrative Tests seiner atomaren Sprengsätze zum Anlass genommen. Im vergangenen Jahr war das zweimal der Fall. Beobachter hatten anlässlich der Feierlichkeiten zum „Tag der Sonne“ mit einem Atomwaffen- oder Raketentest gerechnet.

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