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„Chance, unsere Militärmacht zu zeigen“

Mit einer großen Militärparade hat das kommunistische Nordkorea den 105. Geburtstag seines verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung begangen. Durch das Stadtzentrum der Hauptstadt Pjöngjang marschierten Tausende Soldaten, begleitet von Panzern und anderen Militärfahrzeugen. Eingangs standen Drohungen gegen die USA auf dem Programm.

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Unmittelbar vor Beginn der Parade zum „Tag der Sonne“ erklärte Choe Ryong Hae, Stellvertreter von Staatschef Kim Jong Un, einen Atomangriff mit einem entsprechenden Gegenschlag zu vergelten. Nordkorea sei bereit, einen „vollständigen Krieg mit einem vollständigen Krieg zu beantworten“, sagte die Nummer zwei des stalinistisch geführten Landes am Samstag in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede in Pjöngjang.

Nordkoreanische Soldaten blicken zum Himmel

APA/AP/Wong Maye-E

Nordkoreanische Offiziere bei der Parade zum „Tag der Sonne“

„Wir sind bereit, auf jeden Atomangriff zu reagieren“

„Wir sind bereit, auf jeden Atomangriff mit einem Atomangriff auf unsere Weise zu reagieren“, sagte Choe. Die „militärische Hysterie“ der Regierung von US-Präsident Donald Trump habe eine „gefährliche Phase erreicht, die nicht länger übersehen werden kann“, hieß es in einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA am Samstag.

„Tag der Sonne“

Kim Il Sungs Geburtstag wird als „Tag der Sonne“ bezeichnet. Er ist der höchste Feiertag des Landes. Der frühere nordkoreanische Staatschef ist auch 23 Jahre nach seinem Tod im Alltag der Nordkoreaner allgegenwärtig.

Machthaber Kim, Enkel des Staatsgründers Kim Il Sung, äußerte sich selbst nicht, inspizierte jedoch eine Ehrengarde bei den Feierlichkeiten in Pjöngjang und beobachtete dann gemeinsam mit ranghohen Funktionären und Militärs, wie die Parade zum Kim-Il-Sung-Platz zog.

Angeführt von einer Militärkapelle marschierten Soldaten im Stechschritt zu dem riesigen Platz im Zentrum der Hauptstadt, gefolgt von Panzern und weiterem militärischem Gerät. „Die heutige Parade ist eine Chance, unsere mächtige Militärmacht zu zeigen“, sagte ein Sprecher im Staatsfernsehen.

Neues Raketenmodell vorgestellt

Nach Angaben des südkoreanischen Militärs stellte Nordkorea während der Parade auch ein neues Modell einer ballistischen Interkontinentalrakete mit mobiler Abschussrampe vor, wie die staatsnahe südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet. Ebenso wurden erstmals U-Boot-Raketen vom Typ Pukuksong öffentlich auf einer Parade gezeigt. Die Pukuksong hat eine Reichweite von rund tausend Kilometern.

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„Mächtige Militärmacht“ in Pjöngjang

Die Führung Nordkoreas sah in den Feierlichkeiten zum 105. Geburtstag des verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung die Chance, die „mächtige Militärmacht zu zeigen“.

Zuletzt wurde befürchtet, dass die Führung anlässlich des Geburtstags einen weiteren Atomwaffentest durchführen könnte - während US-Kriegsschiffe auf die koreanische Halbinsel zusteuern. Oft nimmt die Führung die Geburtstage und andere Feiertage zum Anlass, militärische Stärke zu demonstrieren. Die Führung im Norden strebt trotz internationaler Ächtung den Bau von Atomwaffen mit großer Reichweite an.

Verdächtige Aktivitäten

US-Experten zufolge zeigten Satellitenbilder bereits verdächtige Aktivitäten auf dem Testgelände Punggye Ri. Laut Experten könnte Pjöngjang aber auch die Parade dazu nutzen, Stärke zu demonstrieren, anstatt einen Atomwaffentest vorzunehmen. Die nordkoreanische Führung wolle „eine klare Botschaft an die USA senden als Antwort auf die jüngste Rhetorik der US-Regierung und die militärischen Schritte, welche die USA vorgenommen haben“, sagte Evans Revere von der Brookings Institution in Washington.

lastwägen mit Raketen bei der Nordkoreanischen Militärparade

Reuters/Damir Sagolj

Raketen waren fester Bestandteil der Parade in Pjöngjang

Nach mehreren Raketentests der Nordkoreaner hatte Trump wiederholt mit einem Eingreifen gedroht, um eine Bewaffnung des Landes mit weitreichenden Atomraketen zu verhindern. Als Demonstration der Stärke wird am Wochenende ein Flottenverband mit dem Flugzeugträger „USS Carl Vinson“ in den Gewässern nahe der koreanischen Halbinsel erwartet. Am Ostersonntag kommt US-Vizepräsident Mike Pence in die südkoreanische Hauptstadt Seoul.

„Das Problem wird angegangen“

Präsident Donald Trump sagte laut „Military Times“ auf die Frage, ob der Einsatz der „Mutter aller Bomben“ in Afghanistan auch ein Signal an Nordkorea sei: „Nordkorea ist ein Problem - das Problem wird angegangen.“

Bei dem Konflikt spielt China eine große Rolle. Die USA wollen China dazu bewegen, den Druck auf seinen Nachbarn und traditionellen Verbündeten zu erhöhen. Die Volksrepublik lehnt Nordkoreas hochumstrittenes Atomprogramm ab und unterstützt UNO-Sanktionen, die wegen der diversen Tests gegen den Nachbarn verhängt wurden.

China will „Krieg und Chaos“ verhindern

Gemeinsam mit Russland will sich China für eine Entspannung einsetzen. Gemeinsam sei man bereit, „(...) die betroffenen Parteien zu ermutigen, den Dialog wiederaufzunehmen“, sagte der chinesische Außenminister Wang Yi am späten Freitagabend in einem Telefonat mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow. Ziel Chinas und Russlands sei es, „alle Parteien wieder zurück an den Verhandlungstisch zu bringen“, sagte Wang. Einen „Krieg und Chaos“ auf der koreanischen Halbinsel zu verhindern, sei „im allgemeinen Interesse“.

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