Muppet Julia verhält sich „anders“
Die „Sesamstraße“ wird noch ein bisschen korrekter: Ab April 2017 gibt es in der US-Kinderserie auch eine Figur mit Autismus. Julia soll den kleinen Zuschauern bewusst machen, wie sie sich Kindern mit Autismus gegenüber verhalten können - und dass deren Zurückhaltung keine persönliche Zurückweisung ist.
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Sie heißt Julia, hat grüne Augen und eine orange Knopfnase aus Stoff: Ab April gibt es laut BBC in der langgedienten US-Kinderserie „Sesamstraße“ eine Figur mit Autismus. In den gedruckten „Sesamstraße“-Bilderbüchern und deren Onlineversionen spielt Julia schon seit 2015 eine Rolle. Nun hält das Mädchen auch in die von den US-Sendern HBO und PBS ausgestrahlte TV-Version Einzug.
Die Kindersendung setzt damit, wie „Der Spiegel“ ausführt, ihre Tradition der Inklusion und der Annäherung an Randgruppen fort: In der südafrikanischen „Sesamstraße“ klärte die HIV-positive Puppe Kami über die Gefahren von Aids auf. In einer israelisch-palästinensischen Koproduktion der Show freunden sich das israelische Stachelschwein Kipi und der palästinensische Hahn Karim miteinander an. Und 2016 wurde erstmals eine Puppe vorgestellt, die einen Hidschab trägt.
Vorbildliches Miteinander in der „Sesamstraße“
Das Miteinander dieser so ganz unterschiedlichen Puppen ist in der „Sesamstraße“ stets vorbildlich: Ausschweifungen erlauben sich allenfalls das Krümelmonster, dessen fragwürdige Tischmanieren die jungen Zuschauer zum Lachen animieren, und Oscar, das Mülltonnenmonster, das Dreck und Unordnung liebt. Aber auch für diese Wesenszüge, die die jungen Zuschauer der „Sesamstraße“ von sich selbst kennen dürften, wirbt die Show für Verständnis - schließlich hilft es immer, wenn man miteinander redet und zeigt, dass man einander mag.

APA/AP/Sesame Workshop/Zach Hyman
Puppe Julia soll Vorschulkindern die Scheu vor Autisten nehmen
Die neue Figur Julia agiert wiederum ganz anders als ihre zumeist äußerst extrovertierten Mitspieler. Gleich in ihrer ersten Episode demonstriert sie Symptome des Autismus: Wenn ihr etwa der große, gelbe Paradiesvogel Bibo vorgestellt wird, ignoriert sie ihn komplett. Betrübt denkt sich Bibo, dass Julia ihn vielleicht nicht mag.
Doch die anderen trösten ihn und werben für Verständnis: „Julia verhält sich einfach ein bisschen anders.“ Geführt wird Julia von der Puppenspielerin Stacey Gordon, die als Mutter eines autistischen Sohnes Erfahrung mit den Verhaltensweisen autistischer Kinder hat.
Zunahme von kindlichem Autismus in USA
„Wir haben von Anfang an darüber diskutiert, wie man das Thema Autismus in einer Kindershow verhandeln kann“, sagte „Sesamstraße“-Autorin Christine Ferraro in der CBS-Nachrichtensendung „60 Minutes“: „Es ist schwierig, weil sich Autismus nicht immer gleich auswirkt, jeder Autist verhält sich anders.“ In den USA ist die Zahl von Autismusdiagnosen bei Kindern in den letzten Jahren gestiegen: Mittlerweile wird laut BBC eines von 68 Kindern als autistisch eingestuft.
Die Show „Sesamstraße“, die in den USA 1969 erstmals ausgestrahlt und vier Jahre später in synchronisierter Fassung auch in den deutschen Sprachraum übernommen wurde, zählt nach wie vor zu den weltweit erfolgreichsten TV-Formaten für Kinder im Vorschulalter: Diesen bringen Figuren wie Graf Zahl das Zählen, andere das Schreiben oder das richtige Verhalten im Straßenverkehr bei - zugleich will die „Sesamstraße“ aber auch gesellschaftliche Werte vermitteln.
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