Geld für bis zu 7.000 junge Menschen
Junge Europäerinnen und Europäer für die europäische Idee begeistern: Das ist hinter der Idee des EU-Parlaments gestanden, jeder EU-Bürgerin und jedem EU-Bürger zum 18. Geburtstag ein kostenloses Interrail-Ticket zu schenken. Doch am Montag erteilte die EU-Kommission den Plänen vorerst eine Absage. Zu teuer wäre das Projekt, so die Brüsseler Behörde. Ersatz soll nun ein deutlich abgespecktes Programm bieten.
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„Diese Mittel stehen derzeit nicht bereit“, hieß es aus der EU-Kommission im Hinblick auf die erwarteten Kosten. Diese lägen nach Schätzung der Kommission bei 1,2 bis 1,6 Milliarden Euro. Das ist allen guten Intentionen zum Trotz ziemlich viel Geld und lässt sich angesichts knapper Kasse offensichtlich nicht so einfach aus dem EU-Budget abzweigen. Das zur Verfügung stehende Budget liege nur bei 2,5 Millionen Euro, so die Kommission.
Die EU-Behörde will deshalb kleinere - und wohl auch realistischere - Brötchen backen. Im Rahmen eines Programms zum 30-Jahre-Jubiläum des Studentenaustauschprogramms Erasmus will Verkehrskommissarin Violeta Bulc zunächst 5.000 bis 7.000 junge Menschen bei einer Reise in andere europäische Länder unterstützen. Geplant ist das im Rahmen der Initiative „Move2Learn, Learn2Move“.
Bewerbung für Reisekostenzuschuss
Junge Europäerinnen und Europäer sollen die Möglichkeit erhalten, allein oder mit ihrer Schulklasse ein anderes EU-Land zu besuchen. Dafür sollen sie je nach Wohn- und Zielort Reisetickets im Wert von 350 bis 530 Euro erhalten. Um beim neuen Projekt mitmachen zu können, müssen Interessierte soziale Projekte in einem EU-Portal einreichen. Die ausgewählten Gewinnerinnen und Gewinner könnten dann zwischen August 2017 und Dezember 2018 verreisen. Wichtig beim Transport ist allerdings das Einhalten bestimmter CO2-Richtwerte.
„Mit dieser Initiative wird dem Wunsch des Europäischen Parlaments entsprochen, die Mobilität junger Menschen in ganz Europa zu fördern“, teilte die Kommission mit. Das Geld dafür soll allerdings aus dem bestehenden Erasmus-Plus-Programm kommen, wird dort also an anderer Stelle wieder abgezogen. Von einem kostenlosen Interrail-Ticket ist in der Ankündigung der Kommission nicht mehr die Rede.
Kritik an „Bürokratiemonster“
Für ein solches Ticket hatten sich besonders die konservative Europäische Volkspartei im Europaparlament und deren Vorsitzender Manfred Weber eingesetzt. Der CSU-Politiker erklärte auf dem Kurznachrichtenportal Twitter, die Kommission vergebe eine große Chance. Man dürfe einen einfachen Vorschlag für eine faszinierende Idee nicht bürokratisch umsetzen. „Gemeinsame Anstrengungen sind gefragt.“ Gegenüber der dpa sagte Weber: „Wir wollen kein neues Bürokratiemonster.“ Zum 60. Jubiläum der Römischen Verträge könnte man ein Aufbruchssignal setzen. „Stattdessen verzettelt sich die Kommission ausgerechnet jetzt in einen verbürokratisierten Vorschlag.“
Von einem „bürokratischen Monster“ sprach auch die deutsche grüne EU-Abgeordnete Rebecca Harms. „Die Kriterien, die Kommissarin Bulc heute veröffentlicht hat, sind so kompliziert, dass man den Eindruck bekommt, dass Menschen eher davon abgehalten werden sollen, sich zu bewerben.“ Die Initiative sei „denkbar weit von der ursprünglichen und charmant einfachen Idee“ entfernt, so Harms.
Den Interrail-Fahrschein gibt es bereits seit den 70er Jahren. Zurzeit bezahlen junge Menschen im Alter von bis zu 27 Jahren knapp 500 Euro dafür, mit der Bahn einen Monat lang durch Europa fahren zu können. Für die Initiative haben sich die europäischen Bahngesellschaften zusammengeschlossen. Angebote zu unterschiedlichen Preisen gibt es auch für Erwachsene, Senioren und Familien.
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