Mehr Befürworter auf der Straße
Die Menschen in vielen europäischen Städten haben den Samstag dazu genützt, eine Liebeserklärung an Europa abzugeben: Selbst Hunde kamen in Europa-Flaggen auf Demonstrationen für die EU. Von Rom über London bis Warschau waren zehntausende Menschen in Europa auf den Beinen, um für die europäische Idee zu demonstrieren.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Und am Sonntag dürften bei „Pulse of Europe“ - auch in Wien - wieder Anhänger der europäischen Einigung, abseits jeder parteipolitischen Färbung, auf die Straße gehen.
Anlässlich des EU-Sondergipfels in Rom zum 60. Jubiläum der Römischen Verträge kamen nicht nur in der italienischen Hauptstadt sondern auch in Deutschland und Polen Menschen mit EU-Flaggen zusammen. In London protestierten Tausende gegen den „Brexit“ und für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. Am Hauptschauplatz in Rom gab es allerdings auch Gegendemos.
Großes Sicherheitsaufgebot in Rom
Aus Angst vor Ausschreitungen waren viele Geschäfte in Rom geschlossen oder verbarrikadiert. Die Polizei beschlagnahmte unter anderem Gasmasken, Messer, Eisenstangen und Stacheldraht. 5.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz und kontrollierten das Stadtzentrum um das Kapitol, wo die Staats- und Regierungschefs aus 27 EU-Ländern das Jubiläum der Römischen Verträge feierten. Diese legten den Grundstein der heutigen EU.

APA/AFP/Vincenzo Pinto
Sterne für Europa: Kundgebung in Rom
„Zusammen Domino-Effekt auslösen“
Bei dem proeuropäischen „Marsch für Europa“ forderten viele einen Neustart der EU. „Europa kann nicht so weitermachen wie bisher. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass Europa sich fundamental verändern muss“, sagte die Deutsche Marie Naas. Die Teilnehmer schwenkten Europa-Flaggen, selbst ein Hund kam gehüllt in Blau mit gelben Sternen. Auch viele Migranten mischten sich unter die Demonstranten und hielten Transparente mit „Europa für Alle“ hoch.
Viele erhofften sich neue Impulse für die Union. „Die Europäische Flagge ist eine Art Maske geworden, hinter der wenig Substanz steckt. Ich wünsche mir, dass wir in zehn Jahren eine vereintere Union sind“, sagte der Rentner Giovanni Garello. Der Student Alberto Infante fügte hinzu: „Nur zusammen haben wir international mehr Gewicht. Jeder einzelne Staat hat alleine nicht so viel Kraft und wir können zusammen einen Domino-Effekt auslösen. Zurzeit fehlt der Mut, wir brauchen die Vereinten Staaten von Europa.“
Weil die Gegend rund um den Veranstaltungsort auf dem Kapitol abgeriegelt war und viele Römer wegen eines angesagten Chaos die Stadt verlassen hatten, herrschte in Rom teils gespenstische Ruhe. Auch Touristen mieden das Zentrum. Attraktionen wie das Kolosseum und die Kaiserforen waren geschlossen.

APA/AFP/Wojtek Radwanski
In Polen hat zumindest die Opposition seit längerem die Bedeutung Europas wiederentdeckt.
Europa-Hymne in Warschau
In Berlin versammelten sich beim Europa-Marsch nach Angaben der Veranstalter 4.000 Teilnehmer für ein geeintes und freies Europa. Sie demonstrierten „gegen die Rückkehr zu Nationalismus, Abschottung und Konfrontation“. In Düsseldorf kamen etwa 1.000 Menschen zusammen. In der rumänischen Hauptstadt Bukarest ließen Demonstranten blaue Luftballons zu Ehren der EU aufsteigen.
In der polnischen Hauptstadt Warschau sangen Tausende Demonstranten die Europa-Hymne „Ode an die Freude“ und schwenkten polnische und Europa-Fahnen. Die Großkundgebung stand unter dem Slogan „Marsch für Europa: Ich liebe dich, Europa!“ Die Regierung in Warschau hatte zuletzt immer wieder Konflikte mit den EU-Partnern ausgetragen.

Reuters/Paul Hackett
Für und Wider in London vereint: Für Europa und gegen den „Brexit“
Tausende in London für Europa
Wenige Tage vor der angekündigten EU-Austrittserklärung Großbritanniens demonstrierten Tausende Menschen auch in London für Europa und gegen den „Brexit“. Unter dem Motto „Unite for Europe“ - „Vereint euch für Europa“ - zogen die Teilnehmer vom Londoner Hyde-Park über den Trafalgar Square durch die Innenstadt zum britischen Parlament.
Viele schwenkten EU-Fahnen und trugen Banner, auf denen sie eine Abkehr vom EU-Ausstieg forderten. Britischen Medien zufolge nahmen allein in London mehr als 25.000 Menschen an dem Protestmarsch teil. Auch im schottischen Edinburgh gingen „Brexit“-Gegner auf die Straße.
Hunderte Festnahmen bei Demos in Weißrussland
Nur indirekt im Zusammenhang mit der EU standen Demos in Weißrussland, bei denen laut NGOs hunderte Menschen verhaftet wurden. Am 25. März demonstrieren traditionell Gegner von Langzeitmachthaber Alexander Lukaschenko gegen den Präsidenten und für Freiheit. An diesem Datum war die Unabhängigkeit des Landes proklamiert worden. Lukaschenko wird häufig als „der letzte Diktator Europas“ bezeichnet. Die Behörden hatten die Proteste nicht genehmigt.
Links: